Friedliche Invasion an Mariä Himmelfahrt

Proppenvolle City, babylonisches Sprachgewirr, klingelnde Kassen. Die Geschäftsleute und Gastronomen zeigen sich zufrieden mit dem Andrang an Mariä Himmelfahrt. Auch Polizei und Straßenverkehrsamt hatten alle Hände voll zu tun.

 Erlebnisreich Trier: An Mariä Himmelfahrt ist die Fußgängerzone proppenvoll. Kleines Foto: Da ist die Ampel abgemeldet. Polizeibeamte regeln den Verkehr an neuralgischen Punkten wie hier in der Walramsneustraße. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Erlebnisreich Trier: An Mariä Himmelfahrt ist die Fußgängerzone proppenvoll. Kleines Foto: Da ist die Ampel abgemeldet. Polizeibeamte regeln den Verkehr an neuralgischen Punkten wie hier in der Walramsneustraße. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Trier. Zum 15. August haben, wenn er auf einen Werktag fällt, viele Trierer ein etwas gespanntes Verhältnis. Sie müssen arbeiten, derweil zu Tausenden Bewohner der außer-rheinland-pfälzischen Großregion die Stadt okkupieren. "Mariä Himmelfahrt" heißt das Zauberwort - gesetzlicher Feiertag in Luxemburg, Frankreich, Belgien und selbst im Saarland. Welches Ausmaß die Invasion annimmt, hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. Dass sich gestern die Sonne lange nicht blicken ließ, entzückte Triers Geschäftsleute und Gastronomen außerordentlich. Denn deshalb fielen viele spontane Entscheidungen, wie der Feiertag denn zu verbringen sei, gegen Freibad und Badesee aus und für Shopping in Trier. Mit dem Resultat, dass die Großgaragen der Stadt bereits um 11.45 Uhr komplett belegt waren.

Drei Autos abgeschleppt, 30 Fahrer hatten Glück

Die Schutzpolizeiinspektion ließ per Verkehrsfunk auf die Alternative hinweisen: Auto auf dem Parkplatz Fachhochschule/B 51 abstellen und per Stadtwerke-Pendelbus kostenlos bis an die Fußgängerzone bringen lassen. Der von der City-Initiative Trier bezahlte P&R-Service war Teil der Strategie, mit der die Blechlawine in Schach gehalten werden sollte. Trotz verschärfter Bedingungen - die großen Auffangparkplätze in Trier-Nord und im Messepark sind von der ADAC-Rallye in Beschlag genommen - klappte das gestern weitgehend.

Motorisierte Streifen hielten die neuralgischen Punkte und großen Kreuzungen per manueller Verkehrsregelung frei. "Wir haben alles im Griff", bilanzierte Inspektions-Sprecher Karl-Peter Jochem.

Dem an Himmelfahrtstagen früherer Jahre stets ab dem späten Nachmittag einsetzenden Mega-Rückstau begegneten die Verkehrshüter mit der Sperrung der Linksabbiegespur zur Kaiser-Wilhelm-Brücke am Martinsufer. Raus aus der Stadt ging es dort nur Richtung Autobahn. Dass einige Geschäfte gestern bis 21 Uhr geöffnet waren, trug ebenfalls zur Entspannung bei. Die Abreise gestaltete sich nach ersten Beobachtungen ohne größere Störungen.

Das städtische Straßenverkehrsamt ließ gestern lediglich drei Autos (zwei deutsche, ein belgisches) abschleppen. "In 30 weiteren Fällen von Parkverstößen konnten wir die Halter ermitteln und damit erreichen, dass sie ihre Wagen wegfuhren. Sonst hätten wir auch die per Abschleppdienst entfernen lassen müssen", berichtete Amtschef Curt Stodulka.

Angesichts der proppenvollen Fußgängerzone und der klingelnden Kassen von Einzelhandel und Gastronomie zeigte sich am Abend die City-Initiative-Vorsitzende Karin Kaltenkirchen "sehr zufrieden" mit Mariä Himmelfahrt 2007. Nach ersten Einschätzungen hätten die Umsätze im Durchschnitt um die Hälfte über denen eines normalen Werktages gelegen. Allerdings sei auch zu berücksichtigen, dass viele Läden gestern mehr Personal aufgeboten hätten. Auf der Habenseite verbucht Karin Kaltenkirchen auch den "psychologischen Effekt": "Früher ist Trier an Mariä Himmelfahrt oft im Verkehrschaos versunken. Seit einigen Jahren sind wir in der Lage, zu zeigen, dass wir den Ansturm geregelt bekommen", meinte sie mit Hinweis auf Park-Leit-System und P&R-Service.

Meinung

"Gut gess" in Trier

Nicht wenige Trierer waren gestern schrecklich genervt. Die schöne Stadt komplett in der Hand von Touristen. Der Einheimische als Minderheit im eigenen Revier, und an allen Ecken nur "Umland-Idiome" von Saarländisch über Letzebuergesch bis Flämisch. Wirklich ein Horrorszenario? Ganz und gar nicht. Der Horror wäre es, wenn Trier ein dröges Nest wäre, in das sich kein Auswärtiger freiwillig begibt. Abgesehen von denjenigen, die trotz gravierender Unkenntnis (oder Ignoranz) von Straßenverkehrsregeln ihre Gefährte auch durch verbotene Zonen steuern, ist die "Invasion" hochwillkommen. Schließlich lassen die Besucher eine ganze Menge Geld in der Stadt. "Gut gess in Trier"? Gerne. Trier lebt davon. Und das nicht einmal schlecht. r.morgen@volksfreund.de

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