Friehjaohr nuren aus der Porz

TRIER. (cofi) Der Verein Trierisch nutzte eine der letzten Gelegenheiten, den Frankenturm vor seinem Umbau noch einmal im bisherigen Zustand zu besichtigen. Beim Mundart-Stammtisch unterhielten Walter Schrage, Lieselotte Haupers, Heribert Bisdorf und Helmut Haag die Gäste im mittelalterlichen Gemäuer mit Stöggelcher auf Trierer Platt.

Überschneidungen zwischen dem Verein Trierisch von 1897 und der 1982 gegründeten Trier-Gesellschaft gab es bisher selten. Während die eine Gemeinschaft eher ideelle Werte, wie Brauchtum und Sprache, pflegt sowie die Erforschung von Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde fördert, machen sich die Mitglieder der anderen stark für den Wiederaufbau, die Instandsetzung und die Erhaltung von Kulturdenkmälern in Trier. "Man kann nicht genug loben, was die Trier-Gesellschaft für den Frankenturm und Trier macht", sagte Herbert-Michael Kopp, Vorsitzender des Vereins Trierisch. So war es längst überfällig, dass der Mundart-Stammtisch unter Leitung von Walter Schrage im mittelalterlichen Turmsaal zusammenkam. Zuvor konnten die rund 50 Gäste bei Führungen von Gilbert Haufs-Brusberg und Gert Burscheid, Vorsitzender der Trier-Gesellschaft, Wissenswertes aus der 900-jährigen Geschichte des zinnenbekränzten Gebäudes erfahren. Danach ging es beschwingt mit einem Gläschen "Eitelsbacher Marienholz" auf Trierisch weiter. Protagonisten waren neben Walter Schrage Lieselotte Haupers, Heribert Bisdorf und Helmut Haag. Gleich beim ersten Gedicht "Eich sein en Trierer" von Dora Rendenbach, das Schrage interpretierte, wie auch bei kulinarischen Ergüssen über "Trierer Teerdig" und "Neij Grombern", musste Einheimischen das Herz höher schlagen. Lieselotte Haupers servierte aus ihrem Buch "Morjestonn aon der Mariejesäul" Gedanken zum "Friehjaohr" dazu, mal heiter, mal besinnlich. Bisdorf rezitierte mit viel Lokalpatriotismus Liebeserklärungen an "Ons Trier", "Ons schien Staadt" und "Mei liev aal Trier", während Helmut Haag zwar nicht im Ornat von Fischers Maathes, aber mit dem typischen verschmitzten Augenzwinkern seine Stöggelcher "Nuren aus der Porz schmeckt de Viez su richtich gammer" und "Rettet das Südbad" vortrug. "Ich habe den Frankenturm immer nur von außen gesehen. Der war ja immer zugeschlossen. Das erste Mal war ich vor drei Jahren im Turm", sagte Rudolf Zock, seit über 25 Jahren Mitglied im Verein Trierisch. Und diese Turmbesichtigung habe ihn sehr begeistert. Das Herz vieler Trierer schlägt seither für den Wohnturm aus dem elften Jahrhundert. So auch das von Rudolf Zock, der zu seinem 70. Geburtstag am 17. April lieber Geld sammelte, statt Geschenke von seinen Gästen zu bekommen. Je die Hälfte der 1100 Euro spendete Zock dem Hospiz-Verein sowie der Trier-Gesellschaft für die Aktion Frankenturm. "Weil ich ein alter Trierer bin, und es ein gutes Gefühl ist, etwas dazu beigetragen zu haben, dass der Frankenturm wieder geöffnet wird." Auch die Gäste wollten ihren Beitrag leisten und steckten in sakraler Manier ihre Spenden in einen Klingelbeutel. Noch einmal rund 300 Euro konnte die Trier-Gesellschaft so auf dem Frankenturm-Konto verbuchen.

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