Frühe Förderung ist das A und O

TARFORST. Je früher eine Hörbehinderung erkannt wird, desto effektiver kann geholfen werden. Sogar Kinder im Alter von acht Monaten werden von Lehrern der Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule in Tarforst betreut.

An der Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige im Stadtteil Tarforst betreuen zurzeit 50 Lehrkräfte 160 Schüler in 22 Klassen mit einer Klassenstärke von fünf bis zehn Schülern. Die Arbeit der nach ihrem Gründer Wilhelm Hubert Cüppers genannten Einrichtung setzt aber schon vor dem Schulalter ein. Die Abteilung für Früherziehung fördert nämlich im Moment 35 Kinder aus der Region ab dem Alter von acht Monaten und begleitet sie bis zum Eintritt in die Schule. "Je früher die Förderung einsetzen kann, desto größer ist die Chance, dass das hörgeschädigte Kind einmal eine Regelschule besuchen kann", erklärt Klaus Gilles, Leiter der Schule im TV- Gespräch die Ziele seiner Einrichtung. Dabei arbeite die Schule eng mit Krankenhäusern und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten zusammen. Die kleinsten Hörgeschädigten werden in erster Linie zu Hause betreut. Sechs Sonderschullehrerinnen und -lehrer fahren ein oder zweimal pro Woche zu den Kindern nach Hause. Dabei müssen weite Strecken zurückgelegt werden, denn zum Einzugsgebiet der Landesschule gehören die Kreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Birkenfeld, Daun und Cochem-Zell. Da kommt der Opel-Astra Caravan im Wert von über 15 000 Euro genau richtig, den die Gemeinschaft zur Förderung Hörgeschädigter Trier gestiftet hat. Mit diesem zusätzlichen Dienstwagen können die hörgeschädigten Vorschulkinder besser betreut werden, freut sich Gilles über das Engagement des Fördervereins. Denn: Der Staat zahlt nicht alles. Doch zurück zur Frühförderung: "Die funktioniert nur durch die enge Zusammenarbeit mit der Familie", weiß Sonderschullehrerin Gabi Linster aus Erfahrung. Oft herrsche in den Familien mit einem hörgeschädigten Kind sehr große Unsicherheit und es tauchten viele Fragen auf. Eltern müssten mit der Situation erst einmal fertig werden. Da kann die Sonderschullehrerin helfen. Sehr wirksam sind deshalb auch die Eltern-Kind-Wochenenden, die die Gehörlosenschule anbietet. "Die Kinder werden an diesen Wochenenden betreut, während die Eltern Erfahrungen austauschen, praktische Tipps und wichtige Informationen erhalten. Übernachtet wird im Wohnheim der Schule, in dem zurzeit 50 Kinder ab dem sechsten Lebensjahr wohnen."Kontakt zum Elternhaus ist die Basis"

"Der Kontakt zum Elternhaus ist die Basis auf der wir unsere Arbeit aufbauen", erklärt Gilles. Die Mutter oder andere Bezugspersonen sind aktiv mit eingebunden, sie führen ja auch die täglichen Übungen mit den Kindern fort. Da im Alltag alles auf das Hören ausgerichtet ist, sollen Mütter oder andere Familienangehörige ihr Tun immer auch sprachlich begleiten, um das Hör-Interesse des Kindes zu wecken. "Wir schulen das Hören, die Kinder sollen trotz ihrer Behinderung über das Ohr und vorhandene Hörreste lernen", sagt der Schulleiter. Damit soll der Spracherwerb der Hörgeschädigten Kinder unterstützt werden. Der natürliche Spracherwerb ist mit fünf, sechs Jahren abgeschlossen. Ziel der Schule und der Sonderschullehrer ist, dass die hörbehinderten Kinder es ebenfalls schaffen, in dieser Zeit sprechen zu lernen.Kontinuität sichern

Nach der Betreuung im familiären Umfeld wird das Kind auch im Kindergarten nicht allein gelassen. Gabi Linster und ihre Kollegen kümmern sich dort weiter um ihre Schützlinge. "Das ist natürlich sehr wichtig, dass wir die Kontinuität der Betreuung sichern", findet die Pädagogin. Sie wird auch in der Grundschule, in Haupt- und Realschule gewahrt. Auch wenn die Kinder eine Regelschule besuchen, reißt der Kontakt nicht ab. "80 bis 85 Prozent der früh geförderten Kinder kommen in die Regelschule", berichtet Klaus Gilles mit großer Zufriedenheit. Wer die Schule, ihre Einrichtungen und ihr Personal kennen lernen möchte, findet spätestens beim Sommerfest zum 125-jährigen Bestehen Gelegenheit dazu. Dann wird auch die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer die Gehörlosenschule besuchen, die seit 16 Jahren ihren Standort in Tarforst hat.

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