Fünf Dörfer kicken um den Pfarrpokal

Schöndorf · Pfarrfest einmal anders: Mitte der 1960er Jahre aus einer Bierlaune heraus entstanden, messen sich noch heute jedes Jahr am Pfingstsonntag die fünf Ortschaften Bonerath, Holzerath, Hinzenburg, Ollmuth und Schöndorf im Fußballspielen. Der TV erklärt, woher die Tradition kommt.

 Sieg auf grünem Rasen: Beim Pfarrturnier durften zuletzt die Kicker aus Bonerath jubeln. TV-Foto: Anja Fait

Sieg auf grünem Rasen: Beim Pfarrturnier durften zuletzt die Kicker aus Bonerath jubeln. TV-Foto: Anja Fait

Schöndorf. Nur so zum Spaß sind die besten Kicker aus Bonerath, Holzerath und Schöndorf in den 1960er Jahren erstmals gegeneinander im Fußballwettstreit angetreten. Dabei ging es ums Kräftemessen, aber auch ein klein wenig um die bis heute vorhandene Konkurrenz unter den Dörfern, erzählt man sich. Man wollte Beweise dafür haben, wer die besten Fußballer stellt. Als auch die Hinzenburger mitmachen wollten, mischte sich der damalige Pastor der früher eigenständigen Pfarrei Schöndorf, Felix Hecker (gestorben 1980), ins Geschehen ein.
"Ach ihr Lumpen!", soll der Pfarrer gesagt haben. "Jetzt machen wir das mal richtig. Ihr holt alle Orte der Pfarrei, also auch Ollmuth, mit ins Boot. Ich stifte einen Pokal. Zwei Drittel eures Erlöses kommen der Kirche zugute, den Rest dürft ihr behalten."

Austragung im Wechsel


Das war die Geburtsstunde des Pfarrpokalturniers, mittlerweile auch Felix-Hecker-Gedächtnisturnier genannt. Seitdem bestreiten Bonerath, Hinzenburg, Holzerath, Ollmuth und Schöndorf jedes Jahr an Pfingstsonntag im Schöndorfer Liebertswald ein Fußballspiel. Ausrichter des ungewöhnlichen "Pfarrfests" sind jeweils die Dorfgemeinschaften selbst, reihum im Wechsel. In fast 50 Jahren fiel das Turnier nur ein einziges Mal aus - als der Ascheplatz in Schöndorf in Rasen umgewandelt wurde und daher nicht bespielbar war.
Auch am Pfingstsonntag 2013 wird die "Poar" (Pfarrei) wieder Fußball gegeneinander spielen. Nach ganz allgemeinen DFB-Regeln. Das Kuriose: Aufgrund der ungewöhnlichen Teilnehmervoraussetzungen (siehe Hintergrund) ist ein gemeinsames Training der Teams vor dem Turnier oft gar nicht möglich. Zudem wechselt die Zusammenstellung der Teams zum Teil jährlich. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass der ein oder andere Spieler den Rest seines Teams erst eine halbe Stunde vor Anpfiff kennengelernt hat.

Ein bisschen Rivalität bleibt


Unterschwellig geht es wohl bis heute, wenn auch augenzwinkernd, um die Dorfrivalität von damals. "Man muss schon ein bisschen aufpassen", meint Roland Nilles aus Bonerath. Er war 30 Jahre lang Turnierleiter. "Da ist schon auch Euphorie auf dem Platz dabei", lacht er. Für hohe Besucherzahlen sorgen die Familien der Spieler und etliche weitere Pfarreiangehörige. Es wird laut gejubelt und im Anschluss gefeiert, als hätte das eigene Team die Weltmeisterschaft gewonnen. Josef Bernardy aus Bonerath gehört zu denen, die das Turnier in den 1960ern ins Leben gerufen haben. Er meint: "Bis dahin gab es nirgends ein solches Turnier. Sämtliche Ortsturniere im Kreis Trier-Saarburg, die man heute so kennt, sind erst daraus entstanden."
In diesem Jahr richtet die Holzerather Dorfgemeinschaft das Turnier aus. Wer den Felix-Hecker-Gedächtnispokal 2013 holt, entscheidet sich am kommenden Sonntag, 19. Mai, ab 13 Uhr im Schöndorfer Liebertswald.Extra

Eine Besonderheit des Schöndorfer Pfarrpokalturniers sind die Teilnehmer-regeln: Jeder darf mitspielen, der in irgendeiner Weise einen Bezug zu einem der fünf Dörfer nachweisen kann. Das kann der Sohn oder Enkel einer Familie sein, der längst wegen Heirat oder Beruf in die Ferne gezogen ist, genauso wie der talentierte Freund eines der Dorfmädchen, der selbst ortsfremd ist. Auch das Alter spielt keine Rolle. Vom Jugendspieler ab 16 Jahren über Ü40-Kicker bis zu den Alt-Herren darf jeder mitmachen. Einzige Regel: Der Spieler muss männlich sein und fußballerisch nicht völlig talentfrei. anfExtra

Vergleichbare Veranstaltungen in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer gibt es heute nur noch im Weinort Kasel, wo jährlich an Pfingsten die Ortsvereine gegeneinander antreten. In der VG Trier-Land messen sich am Tag der Deutschen Einheit in Hockweiler Ortsvereine und Freizeitteams. Im Juni bittet der HFC Trierweiler zum Turnier der Ortsteile Fusenich, Sirzenich, Trierweiler und Udelfangen. Die Sportvereine Schleidweiler, Rodt und Zemmer organisieren Turniere für Kicker der umliegenden Dörfer. Bis vor 35 Jahren hat in Franzenheim jeweils das Ober- gegen das Unterdorf Fußball gespielt. Ähnliches gab es in Ralingen. In Kordel maßen sich einst Thekenmannschaften, in Aach und Welschbillig die Ortsvereine. Ortsübergreifende Vereinsturniere gibt es auch alle zwei Jahre zwischen Besslich, Newel, Lorig und Butzweiler, allerdings ohne Seniorenfußballer. In Igel gibt es ein Ortspokalturnier auf dem Kleinspielfeld. In der VG Schweich traten noch bis vor ein paar Jahren die Messdiener der Pfarreiengemeinschaft Klüsserath, Leiwen, Detzem, Köwerich und Thörnich, später des gesamten Dekanats Schweich, regelmäßig auf den Platz. Außerdem veranstaltet der TuS Mosella Schweich ein Sommernachts turnier für Betriebsmannschaften. Die jährlichen VG-Pokalturniere aller ortsansässigen Fußballvereine gibt es bis heute in allen drei Verbandsgemeinden. anf

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