Fünf Meter mehr oder 350 000 Euro weniger?

Schweich/Trier · Überrascht bis entsetzt zeigen sich Sportvereine aus Schweich, nachdem bekannt wurde, dass die Sporthalle am Integrativen Schulzentrum in Schweich aus Kostengründen kleiner gebaut werden soll als geplant (TV-Wochenendausgabe). Die 27 mal 45 Meter große Halle werde dringend gebraucht, sagen die Vorsitzenden.

 Das Integrative Schulzentrum Schweich mit der Sporthalle im Modell: Die einzige Zufahrt führt von der Bahnhofstraße (oben) ins Schulzentrum. Vom Baugebiet Ermesgraben (rechts) können Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer das Schulgelände über eine Brücke erreichen. TV-Foto: Albert Follmann

Das Integrative Schulzentrum Schweich mit der Sporthalle im Modell: Die einzige Zufahrt führt von der Bahnhofstraße (oben) ins Schulzentrum. Vom Baugebiet Ermesgraben (rechts) können Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer das Schulgelände über eine Brücke erreichen. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich/Trier. 44 Millionen Euro soll das im Schweicher Norden geplante Integrative Schulzentrum kosten. Nun kochen wegen 350 000 Euro, die bei der Sporthalle eingespart werden könnten, die Emotionen hoch. Die großen Schweicher Sportvereine Mosella, TuS Issel und Handballsportclub (HSC) protestieren gegen das Vorhaben des Zweckverbands "Integratives Schulprojekt Schweich", auf der Sitzung am Donnerstag die kleinere Sporthallenvariante zu beschließen.
ADD empfiehlt große Lösung


Die große Halle mit einer Abmessung von 27 mal 45 Meter galt bereits als beschlossene Sache. Schließlich tauchte sie in diesen Maßen im Raumprogramm auf und war auch von der Aufsichtsbehörde ADD dem Bildungsministerium so empfohlen worden. Und das nicht ohne Grund: Schließlich werden diese Halle voraussichtlich ab dem Schuljahr 2020/2021 mehr als 400 Schülerinnen und Schüler nutzen. Darunter sind auch Schüler der Treverer-Förderschule, die auf Rollstühle angewiesen sind. Fünf Meter mehr in der Breite, so argumentieren die Befürworter der "großen Lösung", sei kein Luxus, sondern dieser zusätzliche Platz werde gebraucht. Dagegen steht im Beschlussvorschlag der Zweckverbandsversammlung am Donnerstag (ab 18 Uhr in der VG-Verwaltung Schweich), dass eine zweigeteilte Dreifeldhalle mit den Maßen 22 mal 45 Meter ausreiche. Schließlich könnten 350 000 Euro Baukosten plus Betriebskosten wie Heizung gespart werden. Zu dieser Erkenntnis komme man "nach Abstimmung mit den Schulträgern Kreis und VG sowie der Stadt Schweich. Wesentlicher Unterschied der beiden Hallenvarianten ist, dass in der fünf Meter breiteren Version auch Zuschauer Platz finden. Das reine Spielfeld ist 20 mal 40 Meter groß und orientiert sich an den Maßen für ein Handballfeld.
Leider seien die Fachleute, die Sportvereine aus Schweich, nicht gefragt worden, sagt Bernd Münchgesang, Vorsitzender des TuS Mosella Schweich. Alle Ballsport treibenden Vereine aus Schweich warteten seit Jahren auf eine neue Halle, die Wettkämpfe mit Zuschauern zulasse. Die Infrastruktur der Stadt Schweich mit bald sieben Schulen erfordere eine zweite große Halle, die uneingeschränkt auch dem Hallensport zur Verfügung stehe, so Münchgesang. Er hofft, dass "im Namen vieler Kinder, Jugendlicher und Erwachsener an der ursprünglichen Planung festgehalten wird".
Günstiger werde man eine solche Halle nie bauen können, pflichtet Jürgen Schmitt bei, Vorsitzender des TuS Issel. Von einer großen Wettkampfhalle würden neben den Schulkindern vor allem die Schweicher Handballer profitieren. Beim HSC bestehe die Raumnot schon seit vielen Jahren, bemerkt Vorsitzender Carl-Stefan Schmitz. Eigentlich stehe dem 400 Mitglieder starken Verein für seine 16 Mannschaften nur die Stefan-Andres-Halle zur Verfügung. Die Halle am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium stehe in privater Trägerschaft; Spiele von Handball- und Fußballsenioren seien aus Angst vor Beschädigungen nicht gerne gesehen; außerdem müsse für die Nutzung gezahlt werden. Laut Schmitz wird sich die Situation weiter verschärfen, wenn die Stefan-Andres-Halle wegen Sanierung lange Zeit geschlossen wird. Leider wisse der HSC noch nichts über Umfang und Zeitplan. Schmitz: "Wir wären alle froh, wenn die Großraumhalle mit Zuschauerkapazität käme."Meinung

Große Halle, großer Mehrwert
Wenn 350 000 Euro bei einem öffentlichen Bauprojekt eingespart werden können, dann ist das zunächst einmal eine positive Nachricht. Allerdings: Es nützt keinem, wenn am falschen Ende gespart und später lamentiert wird: Ach hätten wir doch damals … So könnte es nämlich bei der Großsporthalle passieren, sollte der Zweckverband am Donnerstag die fünf Meter schmälere Variante beschließen. Schweich rühmt sich, Schul- und Sportstadt zu sein, hat aber zu wenig Kapazitäten für den Sportunterricht und seine Ballsport-Vereine. Schüler werden heute schon vom Schulzentrum in Hallen nach Mertesdorf oder Mehring gefahren. Der Handballclub ist mit zwölf Jugend- und drei Minimannschaften ein Verein, der perspektivisch dringend auf Hallenkapazitäten für Meisterschaftsspiele angewiesen ist. Ebenso die Mosella. Hinzu kommt, dass Schweich drei Förderschulen hat. Inklusion heißt auch, dass jeder Quadratmeter mehr zählt. All dieser Mehrwert sollte dem Zweckverband 350 000 Euro wert sein. a.follmann@volksfreund.de

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