Für 2003 schon ausgegondelt

TRIER. Ein Schnäppchen, bei dem niemand zugreift: Es liegt nicht am Preis von 1,5 Millionen Euro, dass die Kabinenbahn keinen neuen Betreiber findet. Besitzer Peter Schwab stellt besondere Anforderungen. Deshalb werden die Gondeln auch 2003 definitiv nicht fahren.

 Vom Idyll zur Tristesse: Wenn sich kein neuer Käufer findet, gehört das Bild aus guten alten Seilbahn-Zeiten endgültig der Vergangenheit an.Fotos: Josef Tietzen, TV -Archiv/Tietzen

Vom Idyll zur Tristesse: Wenn sich kein neuer Käufer findet, gehört das Bild aus guten alten Seilbahn-Zeiten endgültig der Vergangenheit an.Fotos: Josef Tietzen, TV -Archiv/Tietzen

"Für 2002 ist der Zug abgefahren", titelte der Trierische Volksfreund vor Jahresfrist einen Beitrag über den Dornröschenschlaf der Kabinenbahn. Geändert hat sich seither nichts, sieht man von den offensiver gewordenen Veräußerungs-Bemühungen ab. Seit einigen Wochen ziert ein großes Spannplakat mit der Aufschrift "Zu verkaufen" die Rückwand der Talstation an der Zurmaiener Straße.Peter Schwab tut sich offenkundig schwer mit seiner exotischen Immobilie. "Ich habe seit vergangenem Jahr mit mehreren in- und ausländischen Kaufinteressenten gesprochen. Die interessierten sich allesamt nur für das Gebäude und das Grundstück. Ich will aber, dass die Kabinenbahn für Trier erhalten bleibt."

Dem väterlichen Erbe verpflichtet

Ein Mann, ein (verständliches) Wort. Der 63-Jährige fühlt sich dem väterlichen Erbe verpflichtet. Otto Schwab hatte die 1967 gebaute Mosel-Seilbahn 1977 gekauft. "Dass sie nicht fährt, entspricht nicht seinem Wunsch", weiß der Sohn. Doch mangels finanzieller Masse hat er bereits zum Saisonende 2000 die Notbremse gezogen angesichts des Defizits von bis zu 150 000 Mark, das die Gondeln in den Stadtfarben rot und gelb jährlich einfuhren. Die Zeiten, da Schwab die Löcher aus Mitteln seiner Messe-, Ausstellungs- und Kongress GmbH (MAK; veranstaltet u. a. die Moselland-Ausstellung) stopfen konnte, sind vorbei.

Auch nun, nach zweieinhalb Jahren Stillstand, sieht es nicht so aus, als kämen die Seilbahn bald wieder auf Touren. "Aus technischen Gründen" schließt Schwab für 2003 einen Betrieb kategorisch aus. So lange kein Betreiber in Sicht ist, will er nicht die notwendigen 150 000 Euro in die Erneuerung der Elektroanlagen investieren.

1,5 Millionen Euro verlangt der MAK-Chef für die komplette Bahnanlage einschließlich des Gebäudes am Zurlaubener Moselufer (mit Terrassen-Restaurant und Büros) und der Bergstation auf dem Weißhaus-Gelände über den Palliener Felsen. "Ein honoriger Preis", wie er findet, "denn der Wert liegt weitaus höher."

Allerdings erscheint potenziellen Nachfolgern die nicht kostendeckend zu betreibende Kabinenbahn als schwere Hypothek. Das Minus müsste nach alpinem Vorbild über die Gastronomie ausgeglichen werden. "Mit Kreativität kann das funktionieren", meint Schwab. Eine Variante, mit der er liebäugelt: "Ein Studentenclub für Fachhochschüler. Auf dem Gelände der Talstation ist noch Platz für einen Wohnheim-Neubau. Die Studenten könnten per Kabinenbahn zum Schneidershof und wieder zurück fahren." Schwab hat "noch mehr Ideen, die ich in den nächsten Wochen ausloten und besprechen will."

Triers Fremdenverkehrs-Fachleute bedauern derweil die sich in die Länge ziehende Zwangspause. Hans-Albert Becker, Chef der Tourist-Information (TIT): "Bei uns gibt es immer noch und immer wieder Nachfragen." Offenbar ein Indiz für die Attraktivität, "Denn wir haben die Kabinenbahn aus unseren Werbeprospekten herausgenommen."

Ordentliche Vermarktungschancen sieht Becker ebenfalls. Die Stadtwerke-Buslinie "Trier Tour" steuert ab April wieder im Stundentakt die Sehenswürdigen an und hält auch in Zurlauben: "Da ließe sich die Seilbahn in Pauschal-Angebote mit aufnehmen."

Über die Mosel gondeln - das wäre nach dem Dafürhalten von Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch nicht nur ein Vergnügen für Touristen: "Das ist doch vor allem was für uns Trierer. Aber gerade wir Trierer haben das Angebot, als es bestand, zu wenig genutzt." Schwabs Verkaufsbemühungen sieht sie mit Skepsis: "Ich wünsche mir sehr, dass er einen geeigneten Käufer findet, aber mir fehlt der Glaube, dass die Seilbahn bald wieder in Fahrt kommt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort