Für den Endspurt neue Schuhe

Trier · Werner Bach aus Darmstadt wandert seit Ostern einmal rund um Deutschland und besucht wichtige Stationen seines Lebens. Kurz vor der Rückkehr nach Hause macht er auch Halt in Trier. Das hat aber eher praktische Gründe: Er braucht neue Schuhe.

Trier. Werner Bach sagt selbst, er sei früher ein "Workaholic" gewesen, bevor er den Weg zum Ausdauersport und schließlich zum Wandern fand. Die Zeit als "Couchpotato" ist längst vorbei, das steht bereits im ersten Moment fest, wenn man den Darmstädter kennenlernt. Mit Rucksack, GPS und Kamera ausgerüstet, hat der 65-Jährige in den vergangenen neun Monaten Deutschland umrundet und dabei auch jedes der angrenzenden Länder "zumindest einmal betreten", sagt er. Die Wanderung ist nach dem Jakobsweg und einer Reise durch Spanien bereits die dritte größere Unternehmung Bachs, der sich in der Altersteilzeit befindet. Seine Reiseroute bestimmen dieses Mal wichtige Stationen des eigenen Lebens: "Ich laufe meine Biografie ab", sagt er. "Dabei treffe ich Leute, die ich 41 Jahre lang nicht gesehen habe." Das waren zum Beispiel Freunde aus seiner Schulzeit, die er im Westerwald wiedergesehen hat. Anderthalb Jahre Planung und sparen - denn Bach finanziert die ganze Reise selbst - und die Kontaktaufnahme mit alten Freunden und Bekannten sind dem Marsch vorausgegangen. Der erste Tag der Reise, die in Bachs Heimat Darmstadt begonnen hat, war dann so verschneit, dass er seine Reise noch einmal um ein paar Wochen verschieben musste.
Auf dem bisher zurückgelegten Weg, den er auf etwa 4600 bis 4700 Kilometer Länge schätzt, hat Werner Bach auch viele neue Menschen kennenlernen können. "Als Wanderer lebe ich von Gesprächen mit anderen Leuten. Sonst wäre die Reise sehr einsam."
Daneben seien es vor allem die kleinen, auch lustigen Begebenheiten, die die Wanderung so besonders machen würden. Begeistert berichtet Bach von Begegnungen mit Rehen und Füchsen, von außergewöhnlichen Schneckenhäusern als Fotomotiv und dem Sonnenaufgang über der Saarschleife. Ständiger Wegbegleiter ist deshalb auch der Laptop, mit dem Bach seine Reise im Internet in einem Blog festhält ( www.rund-um-deutschland.com ). Hier berichtet er regelmäßig von seinen Erlebnissen und bebildert sie mit den Fotos, die er unterwegs macht.
Trier liegt auf der mittlerweile 216. Etappe des Wanderers. Das Ende seiner Reise ist in Sicht. "Am 21. Dezember ist meine Rückkehr nach Darmstadt geplant." Er freue sich darauf, an Weihnachten seine ganze Familie wiederzusehen, doch ansonsten hätte er auf der Reise nur wenig vermisst. "Es ist jeden Tag so unglaublich, immer wieder was Neues zu erleben", erklärt er.
Seinen zweitägigen Aufenthalt in Trier nutzt Bach als kurze Pause, während er auf ein neues Paar Schuhe wartet, das ihm zugeschickt wird. Schließlich sind die Schuhe für den Wanderer das A und O. Seine nächste Reise plant Bach auch schon: In zwei Jahren möchte er auf dem buddhistischen Pilgerweg auf der japanischen Insel Shikoku wandern.

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