"Für die Kinder ein sicherer Platz"

Der Grundsatzbeschluss des Schweicher Stadtrats von 26. Mai, den maroden Sportplatz von Issel aufzugeben und in Bauland umzuwandeln (TV vom 30. Mai), hat bei vielen Isselern zu erheblichem Unmut geführt. Mit einer Unterschriftensammlung und mit Schreiben an Stadtbürgermeister und Ortsvorsteher kämpfen sie für den Erhalt der Anlage an der Straße Zum Meulenwald.

Schweich-Issel. Dem Mehrheitsbeschluss des Stadtrats, die alte Sportanlage aufzugeben, lag das Ergebnis eines Gutachtens zugrunde, das den Rasenplatz als unbespielbaren Sanierungsfall einstufte. Die Kosten für einen Rasenplatz taxierten die Experten auf rund 400 000 Euro und für einen Kunstrasenplatz auf rund 600 000 Euro. Dabei noch nicht berücksichtigt waren die ebenfalls sanierungsbedürftigen Nebengebäude. Als Alternative bot sich an, den Platz in Baugrundstücke zu parzellieren und zu verkaufen. Mit dem Erlös und aus dem Fördertopf des Kreises könnte dann neben der Schweicher Kampfbahn Typ C ein Kleinspielfeld sowie ein Sanitärgebäude für die Gesamtanlage entstehen.

Der Ortsbeirat Issel sowie der Jugend- und Sportausschuss sprachen sich für diese Lösung aus. Auch die Mitglieder des TuS Issel hatten mehrheitlich einem Umzug auf eine neue Sportanlage in Schweich zugestimmt. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass der Betrieb auf dem alten Platz von den Anrainern immer weniger toleriert werde.

Doch seit dem TV-Bericht vom 30. Mai über die entscheidende Stadtratssitzung formiert sich in Issel der Widerstand. Eltern von fußballbegeisterten Jungen und Mädchen starteten eine Unterschriftensammlung. Rund 150 Isseler unterzeichneten, und in dem Beischreiben am Stadtbürgermeister und Ortsvorsteher heißt es: "Entsetzt haben wir aus der Zeitung vom Beschluss des Stadtrats erfahren, den Isseler Sportplatz aufzugeben und die Fläche zu verkaufen." Dieser Platz sei ein sicherer Ort, den auch Grundschulkinder gefahrlos aufsuchen könnten. Am Wochenende werde der Platz von Vätern mit Kindern zum Fußballspielen genutzt. Er könne mit überschaubarem finanziellem Aufwand wenigstens für die Jugend und die Freizeitnutzung hergerichtet werden.

"Es ist ja in Ordnung, wenn ein Verein in eine moderne Anlage umziehen will, aber in diesem Fall bleibt für Issel nichts mehr übrig - besonders nicht für die Kinder. Die sollten sich erst einmal Gedanken über andere Finanzierungskonzepte machen", sagt Jugendtrainer Wolfgang Binz. Für Betreuer Frank Borkam greift auch das Argument der sinkenden Anrainertoleranz nicht: "Viele Anwohner sind für den Erhalt des Platzes - sie befürchten, dass ihnen die freie Sicht zugebaut wird."

Ortsvorsteher Kurt Heinz und der noch amtierende Stadtbürgermeister Vitus Blang sehen in den Protestlern eine Minderheit in Issel. Beide verweisen zudem auf den zweiten Isseler Bolzplatz im Bereich Brunnenstraße/Zur Sandgrube, der von Kinder ebenso gefahrlos erreichbar sei. "Das Argument, für Kinder in Issel bliebe nichts, stimmt so nicht", sagt Blang. Die alte Anlage werde von den Anliegern immer weniger akzeptiert, hinzu komme die katastrophale Parkplatzsituation dort. Der Aufwand für ihre Sanierung stünde in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Meinung

Noch nicht zu spät

Der Protest über die geplante Aufgabe des Isseler Sportplatzes kommt überraschend. Immerhin war die Sache in mehreren Gremien diskutiert worden. "Spät wach geworden!", möchte man den Protestlern zurufen. Zu spät dürfte es noch nicht sein. Es gibt nur einen Grundsatzbeschluss des Stadtrats, der sich ändern ließe. Die Idee, mit dem Verkauf der Flächen in Issel den Bau eines Kleinspielfeldes nebst Sanitärgebäude in Schweich zu finanzieren, klingt schlüssig und nach bedachtsamem Umgang mit öffentlichen Geldern. Andererseits stellt sich beim Blick auf das weite Grün des Sportplatzes Issel die Frage, ob dort nicht zu kurzfristig gedacht wird - gegen die Interessen der Bürger. Muss angesichts des benachbarten riesigen Neubaugebiets Ermesgraben auch dieses innerörtliche Stück Grün mit Gebäuden zugestellt werden? Zumal niemand mit Sicherheit vorhersagen kann, ob der Erlös aus dem Verkauf reicht, um die Neubauten in Schweich zu finanzieren. f.knopp@volksfreund.de

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