Extremsport Für die Kinder fährt er auf den Everest

Trier · Mit dem Rad den höchsten Berg der Welt erklimmen – das ist wohl unmöglich. 62 Mal innerhalb von zwölf Stunden den Trierer Markusberg hochfahren – das ist vielleicht möglich, aber sehr extrem. Ein Mann will damit Gutes bewirken.

 Ulrich Rose in Aktion: Der erfahrene Radprofi will am 1. September den Markusberg in Trier hochfahren – und zwar 62 Mal innerhalb von 13 Stunden.

Ulrich Rose in Aktion: Der erfahrene Radprofi will am 1. September den Markusberg in Trier hochfahren – und zwar 62 Mal innerhalb von 13 Stunden.

Foto: Trierischer Volksfreund/privat

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde. 8848 Meter ist er hoch, die meisten davon sind mordsgefährlich. Es ist nach allen bisherigen Erfahrungswerten unmöglich, den Gipfel radelnd zu erreichen. Der Türke Aydin Irmak hatte 2012 die fixe Idee, sein Rad zum Gipfel zu tragen. Die nepalesischen Behörden nahmen ihm das Rad weg, er stieg zu Fuß auf und wäre dabei gestorben, wenn ein junger Israeli ihn nicht gerettet hätte.

Ulrich Rose will sein Mountainbike nicht auf den Berggipfel tragen. Der 37 Jahre alte Radprofi aus Thüringen hat vor, die 8848 Höhenmeter des Mount Everest im Sattel zu überwinden. An einem einzigen Tag. Nicht im Himalaya, sondern in Trier. Um diese Distanz zu schaffen, will er den Markusberg  hinauffahren. Die einen Kilometer lange Strecke hat eine durchschnittliche Steigung von 15 Prozent, auf einem Teilstück sind es 25 Prozent. 145 Höhenmeter pro Runde ergeben 62 Runden, für die er maximal 13 Stunden Zeit hat. Wahnsinn? Ein bisschen. Aber Rose ist kein Freizeitradler, sondern ein Extremsportler, der weiß, was er tut. 2008 war er Vizeweltmeister beim 24-Stunden-Rennen im Zweierteam, 2011 wurde er Weltmeister über zwölf Stunden.

Das Erreichen der 8848 Höhenmeter an nur einem Tag begann in Großbritannien als Mutprobe für Ultraradsportler, sie nennen  es „Everesting“. Ulrich Rose will dieses „Everesting“ nach Trier bringen. Am Samstag, 1. September,  will er den Markusberg bis zum Café Mohrenkopf hinauffahren. Wieder und wieder und wieder. Er tut es nicht, um Werbung für sich zu machen. Sein „Everesting“ soll die Aufmerksamkeit auf einen seltenen Gendefekt lenken, an dem laut aktuellen Daten zurzeit zehn Kinder in Deutschland erkrankt sind. Rose sagt dazu: „Wenn die Kinder nicht zum Everest kommen können, dann bringe ich den Everest zu den Kindern.“

Eines dieser Kinder ist der zwei Jahre alte Sohn von Sebastian Bethge aus Trier.  „Der Defekt ist so selten, dass ein Arzt ihn aus reinem Glück entdeckt hat“, sagt Bethge, der in Trier eine Praxis für Krankengymnastik und Trainingstherapie betreibt. Der Defekt trägt die Bezeichnung KCNQ2 nach dem betroffenen Gen. Die Folgen des Defekts sind starke epileptische Krampfanfälle.

Familie Bethge hat den Verein KCNQ2 gegründet und will zwei Ziele damit erreichen. „Wir sammeln Spenden und wollen damit Eltern unterstützen, die diesen Schicksalsschlag erlitten haben“, sagt der junge Vater. „Und wir wollen über diesen Gendefekt und das mit ihm zusammenhängende Krankheitsbild aufklären.“

Das sind auch die Ziele des „Everesting“ am Markusberg am 1. September. Der Extrembiker Ulrich Rose ist ein  Freund der Familie und hat seine Aktion als öffentlichkeitswirksames Event angeboten, um den Verein und seine Ziele zu unterstützen. „Die Aktion wird den Rahmen eines kleinen Volksfests haben“, kündigt Bethge an. „Wir werden eine Bühne mit Livemusik haben. Die Bands und Musiker unterstützen uns, indem sie umsonst auftreten.“

Ein Arzt wird vor Ort sein, um Ulrich Rose im Notfall beistehen und versorgen zu können. Der Extremsportler wird von einem Servicehelfer unterstützt, der ihm Getränke und Essen reicht. „Er wird immer auf dem Weg nach unten essen und trinken“, sagt Sebastian Bethge.

Doch das „Everesting“ in Trier findet nicht nur am 1. September statt. Denn der steile Anstieg zum Markusberg soll nicht nur Ulrich Rose vorbehalten bleiben.

„Wir suchen Gruppen, die den Berg hochlaufen“, sagt Bethge. Nicht 62 Mal, einmal reicht. Deshalb soll jede Gruppe 62 Mitglieder haben, dann kommen die 8848 Meter auch zusammen. „Wir haben schon sehr viele Zusagen“, sagt Bethge. Mit dabei sind die Eintracht, die Miezen, die Gladiators, Schulen, Firmen, Vereine und die Stadtverwaltung. Diese macht laut Bethge auch den Anfang am Donnerstag, 21. Juni.

„Wir freuen uns sehr über jede Beteiligung“, sagt der Initiator. „Es geht uns darum, auf diese unerforschte Krankheit aufmerksam zu machen.“

 Sehr steil: Der Markusberg ist die Bühne des Everesting am 1. September. Die Grafik zeigt den genauen Verlauf der Strecke.

Sehr steil: Der Markusberg ist die Bühne des Everesting am 1. September. Die Grafik zeigt den genauen Verlauf der Strecke.

Foto: Trierischer Volksfreund/privat

Wer eine Gruppe für das „Everesting“ stellen will, spenden möchte oder sich gerne für das Hauptevent am 1. September als Helfer zur Verfügung stellen würde, findet alle notwendigen Informationen im Internet unter der Adresse www.kcnq2.de.

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