Für ein Jahr die Welt entdecken

TRIER. Ein Jahr lang weit weg von zu Hause sein, in eine andere Kultur eintauchen, deren Sprache lernen, Kontakte knüpfen. Das ermöglicht der American Field Service (AFS) jungen Leuten. In rund 60 Ländern kümmern sich Gastfamilien und Komitees ehrenamtlich um den Schüleraustausch.

Die Geschichte des AFS reicht rund 80 Jahre zurück. Damals war es noch ein Ambulanzdienst von jungen Amerikanern, die während der Weltkriege Sanitätstransporte durchführten. Daraus entstand die Idee, einen weltweiten Austauschdienst zu gründen. Heute führt er im Namen den Zusatz "Interkulturelle Begegnungen". Und der Name ist Programm, denn Menschen unterschiedlicher Kulturen, die sich sonst womöglich nie begegnet wären, treffen durch AFS aufeinander und lernen voneinander. Nicht nur die Austauschschüler, auch die Gastfamilien erhalten einen direkten Einblick in die Kultur und das Leben eines anderen Landes."Die stärkste Erfahrung meines Lebens"

Iman Tam (18) aus Hongkong, Catalina Quintero (18) aus Kolumbien und Maria Cecília Garcia (17) aus Brasilien sind über das Austauschprogramm nach Deutschland gereist und haben für ein Jahr ihre Zelte in Trier aufgeschlagen. "Ich habe am Anfang kein Wort Deutsch gesprochen", erzählt Iman Tam. "Ich habe zuerst gedacht, ich würde nie diese Sprache sprechen können." Mittlerweile plant die Chinesin ihr Studium. "Ich will Industriedesign studieren und versuchen, dafür nach Deutschland zu kommen." Auf jeden Fall wollen Iman, Catalina und Maria Cecília auch nach ihrer Rückkehr weiter Deutsch lernen und Kontakt zu ihren Gastfamilien halten. "Das ist die stärkste Erfahrung meines Lebens", sagt Catalina. Dazu gehört die Herausforderung, eine andere Sprache zu lernen, neue Menschen und eine fremde Kultur kennen zu lernen und sich darin zurecht zu finden. Seit 1991 hat der Verein AFS mit deutschem Hauptsitz in Hamburg ein Komitee in Trier, das den Gastschülern hier einen Aufenthalt ermöglicht. "Es ist schwer, Gastfamilien zu finden", sagt Gisela Hertel vom Trierer AFS-Komitee. Denn viele Menschen suchten nur eine billige Haushaltskraft. "Es ist eine große Vertrauensleistung, die wir da bringen müssen", erklärt Gastvater Wolfgang Weil die Verpflichtung, die die Gasteltern eingehen. "Die Kinder müssen sich auf uns verlassen können." Wenn es doch Probleme gebe, sei ein Wechsel der Gastfamilie immer noch möglich. Bereits im Vorfeld eines Besuches versucht der AFS, die Jugendlichen in passende Familien zu vermitteln. Sowohl die Jugendlichen als auch die potenziellen Gastfamilien durchlaufen ein Bewerbungs- und Auswahlverfahren des AFS.Der Schulbesuch ist für Gastschüler Pflicht

Ein Mitarbeiter besucht die Familien, die sich beworben haben, verschafft sich einen Eindruck von den Verhältnissen und hilft bei der Vorbereitung auf den Gastschüler. Dazu gehört auch die Suche nach einem passenden Platz in einer Schule, denn während des Auslandsaufenthaltes ist der Schulbesuch verpflichtend. Auch später stehen die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder den Familien zur Seite. Mindestens 16 Jahre alt sollte man sein, wenn man sich in die Welt wagen und zu einem Austauschprogramm aufbrechen will. Nach der ersten Bewerbungsrunde kommt es zu einem Auswahlverfahren, in dem das Gastland und die Zielfamilie festgelegt werden. Dann können Schüler und Familien erstmals in Kontakt miteinander treten, so dass sich bei der ersten direkten Begegnung niemand mehr ganz fremd ist. Finanzieren müssen die Reisewilligen den Austausch, Flug und Visum selbst, es gibt aber auch Stipendien. Wer sich für das Austauschprogramm des AFS interessiert, kann sich an die Komitee-Vorsitzende Gisela Hertel wenden, Telefon 06501/5464. Weitere Informationen im Internet unter www.afs.de.

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