Für eine schicke City

TRIER. Optisch reizvolle Werbung kann die Attraktivität des Stadtbilds erhöhen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn Besucher der Römerstadt aufgrund von greller und überdimensionaler Werbung mit Grausen die Blicke abwenden und die historischen Schätze übersehen. Baudezernat und City-Initiative streiten über eine Werbe-Satzung, die Missgriffe verhindern soll.

Seit Jahren schießt die Fassaden-Werbung in der Trierer Innenstadt immer mal wieder übers Ziel hinaus und gibt der Verkündung ihrer Botschaft die höchste Priorität - auch wenn das Stadtbild darunter leidet. Eine Satzung soll die werbliche Gestaltung der Innenstadt-Fassaden regeln und Wildwuchs jenseits des guten Geschmacks verhindern. Das Baudezernat hat einen Entwurf der Satzung vorgelegt. Dieser wird jedoch von vielen Mitgliedern der City-Initiative hart kritisiert. Deren Vorsitzender Hans-Peter Schlechtriemen fasst zusammen: "Eine Förderung des Einzelhandels findet in dieser Satzung nicht statt.""Stadtraum weniger erfahrbar"

Auf 14 Seiten sagt der Entwurf in neun Paragraphen, was akzeptabel ist und wo man bremsend eingreifen muss. So müssen Werbeanlagen "sich den Fassadenflächen, auf denen sie befestigt sind, unterordnen" und dürfen "Elemente der Fassadengliederung nicht überdecken". Die Begründung: "Die Trierer Geschäftsstraßen werden bislang von Werbeanlagen geprägt, die durch ihre hohe Anzahl, Größe und Vielfalt (...) dazu beitragen, den von den Straßenfassaden begleiteten Stadtraum weniger erfahrbar zu machen." Das gelte für Fleisch-, Brot-, Simeon-, Glocken- und Palaststraße. Transparente als Hinweise auf besondere Veranstaltungen und Feste dürfen maximal vier Wochen vor dem angekündigten Ereignis angebracht werden. Schriftzüge sind nur zwischen den Fenstern des Erd- und des Obergeschosses erlaubt, die Beleuchtung durch Wandstrahler ist generell verboten. "Flächige Werbetafeln mit aufgedruckten Buchstaben" sind ebenso unerwünscht. "Wir haben diesen Satzungsentwurf allen 178 Mitgliedsbetrieben der City-Initiative zugeschickt und sie um eine Reaktion gebeten", sagt Hans-Peter Schlechtriemen. Die Mehrheit sei nicht überzeugt, was in der acht Seiten umfassenden Stellungnahme der Initiative auch deutlich zum Ausdruck kommt. "Diese Satzung steht für eine ausufernde Bürokratie und schränkt unsere Handlungsfreiheit ein", schreibt ein Innenstadt-Händler. "Trier lebt nicht nur von Touristen, sondern von den Menschen, die hier leben und arbeiten", ergänzt ein Kollege. "Die Stadt legt dem Handel und dem Dienstleistungsgewerbe Steine in den Weg", meint ein Dritter. Zurück in die Vergangenheit

Schlechtriemens Fazit: "Diese Form der Regulierung ist ein Rückschritt in die Vergangenheit. Das Baudezernat hat die Erstellung des Entwurfs definitiv nicht mit der City-Initiative abgestimmt." Baudezernent Peter Dietze hat Urlaub. Frank Simons, Leiter des Bauaufsichtsamts, antwortet auf die Anfrage des TV. "Diese Bedenken sind dem Baudezernenten bekannt." Momentan laufe das formelle Satzungsverfahren. Dessen erster Schritt war die Beteiligung der "Träger öffentlicher Belange", zu denen auch die City-Initiative gehört. Simons: "Die Abwägung der Stellungnahmen wird noch erfolgen." Anschließend werde der Satzungsentwurf überarbeitet und wieder dem Dezernatsausschuss vorgelegt.

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