Serie: Jedem ein Zuhause Für Gabriele Klos geht in Trier-West/Pallien der Traum einer modernen Wohnung in Erfüllung

Trier · Oberbürgermeister Leibe schämt sich für den Zustand städtischer Sozialwohnungen. In Pallien hat die Stadt nun ein Gebäude saniert. Einige Mieter dürfen sich deshalb über eine neue, moderne Wohnung freuen. Hunderte müssen aber noch warten.

 Sozialdezernentin Elvira Garbes besichtigt mit Bewohnerin Gabriele Klos eines der neuen Bäder in dem frisch renovierten Gebäudekomplex in der Magnerichstraße in Trier-West/Pallien. Dabei können sie anhand der Fotos einen Vergleich ziehen, wie es vorher war. 

Sozialdezernentin Elvira Garbes besichtigt mit Bewohnerin Gabriele Klos eines der neuen Bäder in dem frisch renovierten Gebäudekomplex in der Magnerichstraße in Trier-West/Pallien. Dabei können sie anhand der Fotos einen Vergleich ziehen, wie es vorher war. 

Foto: Rainer Neubert

Auf dem zunehmend umkämpften Wohnungsmarkt in einer sogenannten Schwarmstadt wie Trier gibt es viele Verlierer. „Wir haben vor allem in den Städten mittlerweile eine eklatante Wohnungsnot“, beschreibt beispielhaft Weihbischof Franz Josef Gebert die Situation, als er beim Caritas-Sonntag im Herbst das Thema Wohnen in den Mittelpunkt stellt. 3822 sozial geförderte Wohnungen listet die Stadtverwaltung Trier zu diesem Zeitpunkt für Trier auf. Knapp 700 davon gehören der Stadt. Zu deren Zustand sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe kurz, aber treffend: „Für viele dieser Wohnungen schäme ich mich.“

Im kommenden Jahr soll deshalb endlich die neue Wohnungsbaugesellschaft gegründet werden, die sich mit Energie um die Sanierung aller Sozialwohnungen kümmert. „Wir sind wegen der komplexen steuer- und vergaberechtlichen Klärungen vier Wochen hinter dem Plan, aber wir wollen im Januar starten.“ Das Investitionsvolumen für den städtischen Wohnungsbestand schätzt Leibe auf 70 Millionen Euro. Er ist zuversichtlich: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen machen eine wirtschaftliche Sanierung möglich.“

Den Auftrag zu einem tragfähigen Sanierungskonzept hatte der Stadtrat bereits im November 2011 der Verwaltung erteilt. Oberstes Ziel ist es dabei, die Bereitstellung von Wohnraum langfristig auch für Menschen sicherzustellen, die sich am Markt nicht selbst versorgen können und auf preiswerte Wohnungen angewiesen sind. Die im vergangenen Jahr erneut verbesserten Förderbedingungen durch Bund und Land brachten Bewegung in die Sache. Sie waren auch der dringend benötigte Rückenwind für die im September 2016 gegründete Projektgruppe „Wohnungswirtschaft und Sozialplanung“ unter der Leitung von Gabi Schmitt, die seither unter anderem die Sanierung der 120 Wohnungen in Mariahof voranbringt.

 Einkommensgrenze Wohnraumförderung

Einkommensgrenze Wohnraumförderung

Foto: TV/Schramm, Johannes

Vorzeigeprojekt in Trier-West/Pallien ist die Magnerichstraße, deren Häuser aus den 1930er Jahren unter Denkmalschutz stehen.  Dort waren Anfang 2017 bereits die ersten acht sanierten Wohnungen an die Mieter übergeben worden. Zum 1. Dezember steht nun die Übergabe von zwölf weiteren Wohnungen in einem zweiten Gebäudekomplex an, der in den vergangenen 17 Monaten für 1,3 Millionen Euro komplett saniert worden ist.

Sozialdezernentin Elvira Garbes hat gemeinsam mit Heinrich Masselter, Architekt bei der gbt Wohnungsbau- und Treuhand AG, am Donnerstag Einblicke in die Räumlichkeiten gegeben, die sich nun mit vollkommen neuen Grundrissen, Zentralheizung, modernen Bädern und bestem Raumklima präsentieren. Gabriele Klos, die seit 14 Jahren gegenüber wohnt, in einem maroden, fast baugleichen Gebäude, wird mit ihrem Mann schon am Samstag in eine der renovierten Wohnungen umziehen. „Das ist ein Traum“, schwärmt sie schon beim Anblick des Flurs. Besonders groß ist ihre Freude aber über das neue Bad. Denn das „Bad“, das in den noch nicht renovierten Wohnungen genutzt wird, ist gerade einmal 120 Zentimeter breit und verdient diesen Namen nicht.

„Ich habe als Amtsleiterin in Köln viel gesehen“, sagt Sozialdezernentin Elvira Garbes. „Aber Wohnungen in einem Zustand wie hier in Trier sind mir noch nicht begegnet. Die alle zu sanieren ist eine große Herausforderung und mit Sicherheit eine große und langfristige Aufgabe.“  Die Details, wie groß die Herausforderungen sind, kennt Projektgruppenleiterin Gabi Schmitt, die mit dem Ergebnis des Sanierungsprojekts in der Magnerichstraße ebenfalls zufrieden ist, aber auf weitere angekündigte oder bereits laufende Baustellen schaut.

So sei in Mariahof inzwischen die Außensanierung der städtischen Wohngebäude fertig. Nun werde Schritt für Schritt mit der Instandsetzung der Wohnungen begonnen.  „Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass sich jemand kümmert“, ist sie überzeugt. Auch in der neuen Wohnungsbaugesellschaft, für das ihr ämterübergreifendes Team die Vorarbeit geleistet hat, soll das ein Grundsatz sein.

Deren Aufgabe wird dann nicht nur die Sanierung des Bestandes sein. Es sollen auch neue Wohnungen gebaut werden. Weil die neue Gesellschaft – anders als die Stadt – nicht jedes größere Projekt öffentlich ausschreiben muss, sollen die Sanierungs- und Bauprojekte deutlich an Fahrt zunehmen.

Dass sich der Neubau von Sozialwohnungen mittlerweile auch für Unternehmen lohnt, steht außer Frage. Ein Beleg dafür: Die vom Stadtrat beschlossene Quote von 25 Prozent Sozialwohnungen bei Geschosswohnungsbau im Bereich neuer Bebauungspläne wird ohne Probleme erfüllt. 63 Wohnungen für Menschen mit Berechtigung seien seit 2015 realisiert worden, belegt die Stadtverwaltung. Ein Investor hat sogar auf Eigeninitiative zwei Gebäude mit je 16 Einheiten zu 100 Prozent im geförderten Wohnungsbau umgesetzt (der TV berichtete).

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