Für Radler bleibt es eng

TRIER. Das Radwegenetz sorgt bei vielen Radlern für Frust. Doch die Stadtverwaltung will das Geld zur Förderung des Radverkehrs streichen.

Wer in Trier mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht starke Nerven. Schlecht ausgebaute Radwege, zugeparkte Straßen und mangelnde Beschilderung machen vielen Radfahrern das Leben schwer. Dies hat eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ergeben. Für den "Fahrrad-Klimatest 2005" hatte der Verein 320 Radfahrer befragt: Viele äußerten ihren Unmut über die Verkehrspolitik der Stadt. Die Mehrheit der Befragten hatte den Eindruck, dass in jüngster Zeit nicht viel für den Radverkehr getan worden sei. Auch im Vergleich zu anderen Städten sei Trier weit abgeschlagen. Von insgesamt 93 untersuchten Städten mit bis zu 100 000 Einwohnern landete Trier auf Platz 88.Fahrradfahrer sind frustriert

Viele Radfahrer fühlen sich durch die Verkehrspolitik der Stadt Trier benachteiligt. "Ich habe den Eindruck, die Stadt wurde für Autofahrer geplant", sagt Sven Schmitt, Zivildienstleistender aus Trier. "Wenn ich von Olewig in die Innenstadt will, fahre ich immer durch den Palastgarten. Doch der ist eigentlich für Radfahrer gesperrt", sagt der 20-Jährige, während er sein Fahrrad vor sich her schiebt. "Ich fahre nicht gerne auf der Straße, weil es zu wenige Radwege gibt", fügt er frustriert hinzu. Dass die Radwege in Trier schlecht ausgebaut seien, ist immer wieder zu hören. "Das Radwegenetz in dieser Stadt hat Löcher wie ein Schweizer Käse", ärgert sich ein älterer Radfahrer. Wege für Radfahrer seien nur stückchenweise vorhanden und endeten plötzlich im fließenden Verkehr. Schlimm sei es in der Hindenburgstraße. Dort endet der Radweg neben parkenden Autos. Für Radfahrer wird es an dieser Stelle gefährlich. Sie müssen sich durch den Verkehr kämpfen, bis sie den Viehmarkt erreichen. Eine Radfahrerin sagt: "An dieser Stelle habe ich Angst, überfahren zu werden. Deshalb steige ich hier immer ab und gehe lieber zu Fuß." Nicht nur in der Hindenburgstraße wird es für Radler gefährlich. Auch in der Avelsbacher Straße und am Wasserweg enden die Radwege ohne Vorwarnung im fließenden Verkehr. "Ich finde, dass Trier keine fahrradfreundliche Stadt ist", meint Uni-Studentin Kristina Ellerkamp. Wenn sie durch die Saarstraße fahre, müsse sie immer dicht an den parkenden Autos vorbei, und nachkommende Autofahrer könnten nicht überholen. Das sei für Auto- und Fahrradfahrer gefährlich. "In meiner Heimatstadt Oldenburg gibt es mehr Radwege", sagt die junge Studentin, "Autofahrer und Radler nehmen mehr Rücksicht aufeinander". Die Stadtverwaltung hält sich bei dem Thema mit öffentlichen Kommentaren zurück. Auf eine Nachfrage von Anja Matatko, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, wie die Verwaltung die schlechten Umfrageergebnisse bewerte und welchen Stellenwert sie dem Radverkehr einräume, lautete die Antwort kurz und knapp: Die Fragen könnten nicht beantwortet werden. Man habe selbst keine Studien durchgeführt. Man sehe in der Fragebogenaktion des ADFC aber "Hinweise auf Defizite in der Infrastruktur". Viele Fahrradfahrer fragen sich, wieso die älteste Stadt Deutschlands sehr schlecht im "Fahrrad-Klimatest" abgeschnitten hat. "Es existieren Pläne zur Verbesserung des Radverkehrsnetzes", sagt Anja Matatko von den Grünen. Die Umsetzung der Konzepte scheitere aber am Stadtrat. Für die Mehrheit der Stadtratsmitglieder hätten andere Projekte Vorrang. Ob die Fahrradfahrer in Trier künftig eine Verbesserung des Verkehrsnetzes erwarten können, ist unklar. Die Stadtverwaltung will nämlich sämtliche Mittel für den Ausbau der Radwege streichen. Im "Mittelfristigen Investitionsprogramm" standen ursprünglich 335 000 Euro für die Verbesserung des Radwegenetzes zur Verfügung. Jetzt will die Stadtverwaltung mit dem Geld andere Projekte fördern. Wieviel Geld für den Radverkehr zur Verfügung stehen wird, entscheidet jedoch der Stadtrat. Dieser wird im Januar über den Haushaltsplan abstimmen. "Leider sind viele politisch Verantwortliche selbst keine Fahrradfahrer", sagt Anja Matatko. Sie stellte die Frage, ob es wegen des mangelnden Radwegenetzes bereits Rückmeldungen von Touristen gegeben habe. Die Antwort der Stadtverwaltung: Einige Touristen hätten sich beschwert. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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