Fürs Zuparken viel zu schade

Trier · Gut vier Jahre nach der letzten Erhöhung will die Stadt die Parkgebühren anheben. Außerdem sind mehr Kontrollen geplant sowie Poller, die zumindest die Fußgängerzone von Wildparkern freihalten sollen.

 Bis 1999 eine schnöde Parkfläche für Dutzende Autos, heute einer der schönsten – autofreien – Plätze Deutschlands: der Trierer Kornmarkt.TV-Foto: Archiv/Jürgen Kreller

Bis 1999 eine schnöde Parkfläche für Dutzende Autos, heute einer der schönsten – autofreien – Plätze Deutschlands: der Trierer Kornmarkt.TV-Foto: Archiv/Jürgen Kreller

Trier Ein Dutzend Kinder hüpft und tapst fröhlich durch die Rinnsale des Wasserspiels. Die Eltern sitzen daneben auf Bänken und Steinen und genießen die endlich warme Witterung. Auch die Terrassen der Restaurants füllen sich an diesem sonnigen Frühlingstag flugs. Touristen flanieren Richtung Basilika, Einheimische genießen auf den Stufen unter der großen Zeder ihre Mittagspause. Der Kornmarkt - gesäumt vom Georgsbrunnen und der ebenfalls denkmalgeschützen Fassade des ehemaligen Hauptpostamts - trägt viel dazu bei, dass man in der Trierer City schöne Stunden verbringen kann.

Dass er einst als Parkplatz diente und komplett von Autos belagert war, scheint heute nahezu unwirklich. Und ist doch erst rund 15 Jahre her. Aber auch der Viehmarkt war bis in die 1990er ein Parkplatz, vor der Basilika durfte bis in die 1980er geparkt werden, und selbst vorm Trierer Dom standen bis 1994 tagein, tagaus Dutzende Autos. In den vergangenen fünf Jahren sind weitere Stellplätze von den Trierer Straßen und Plätzen gestrichen worden. Das sah das 2010 aufgestellte städtische Parkraumkonzept - neben anderen Maßnahmen - so vor (siehe Infobox). Wie sich die Veränderungen ausgewirkt haben, will die Stadtverwaltung nächste Woche dem Bauausschuss vorstellen. In den kommenden Jahren soll das Konzept weiterentwickelt werden. Der TV verrät, was die Stadt plant:

Höhere Gebühren Seit 2013 sind die Parkgebühren in Trier konstant, viele andere Kosten - zum Beispiel für Bustickets - dagegen gestiegen. "Hierdurch wird der öffentliche Personennahverkehr benachteiligt", heißt es in einer Studie, die Baudezernent Andreas Ludwig am Mittwoch, 17. Mai, seinem Ausschuss präsentieren will. Der konkrete Vorschlag der Stadtverwaltung: Die Gebühr in den Parkhäusern der Stadtwerke soll von 1,50 Euro auf 1,70 Euro pro Stunde steigen. Parktickets für Stellplätze an Straßen und Plätzen sollen statt 1,60 Euro künftig 1,80 Euro kosten. Ein deutschlandweiter Vergleich mit anderen Städten zeigt, dass die Parkgebühren in Trier auch nach der Erhöhung im Mittelfeld lägen.

Mehr Überwachung Das Risiko, beim Falschparken erwischt zu werden, ist laut Stadtverwaltung zu gering. Deshalb sollen die Kontrollen - insbesondere abends und an Wochenenden - verstärkt werden. Das Ordnungsamt hat dafür vier neue Kontrolleure eingestellt (der TV berichtete). Der "massive Trend" zum Wildparken in Fußgängerzonen sowie auf Geh- und Radwegen soll so eingedämmt werden.

Zufahrtssperren Um besonders sensible Bereiche von Wildparkern freizuhalten, schlägt das Planungsamt versenkbare Poller vor, zum Beispiel an den Zufahrten zur Fußgängerzone.

Weniger Stellplätze an Straßen und Plätzen Die Zahl der Parkplätze im öffentlichen Raum soll weiter abgebaut werden. Genaue Angaben, wo Stellflächen gestrichen werden könnten, macht das Konzept nicht. "Der Stadtraum ist viel zu schade, um ihn zuzuparken", heißt es dazu - einfach, aber deutlich - im städtischen Konzept. Außerdem werde die Innenstadt durch weniger Autos attraktiver, was mehr Besucher anlocke.

Attraktive Parkhäuser Um die Großgaragen - die im Verwaltungsdeutsch übrigens Parkieranlagen heißen - noch besser auszulasten, soll das Parken dort attraktiver werden, zum Beispiel durch neue öffentliche Toilettenanlagen. Ein schnelles, unkompliziertes Bezahlsystem haben die Stadtwerke schon umgesetzt: Beim Komfort-Parken wird die Gebühr einfach von einer beim Ein- und Ausfahren hinter der Windschutzscheibe deponierten Karte monatlich abgebucht.

Für die Renovierung und Instandhaltung ihrer insgesamt fünf Parkhäuser und Tiefgaragen haben die Trierer Stadtwerke für die Jahre 2016 bis 2021 übrigens 3,16 Millionen Euro reserviert. Insgesamt sollen die Parkhäuser weiterhin die günstigere Alternative zum Parken draußen sein.

Stärkung von Rad-, Bus- und Bahnverkehr Damit die Trierer Innenstadt besser erreichbar wird, sollen die im Mobilitätskonzept der Stadt bereits festgeschriebenen Maßnahmen konsequent umgesetzt werden: Radwegebau, Fahrradstellplätze, die Beschleunigung der Linienbusse durch spezielle Busspuren und die Reaktivierung der Bahngleise auf der sogenannten Weststrecke für Personenzüge zählen dazu.
Die Einrichtung eines regelmäßigen Buspendelverkehrs zwischen der Innenstadt und den großen Parkplätzen vor den Toren der Stadt, zum Beispiel an der Hochschule, ist ebenfalls denkbar.
So könnten auch die Parkhäuser, die an Spitzenzeiten schon mal voll sind, entlastet werden. Die Vorschläge des Stadtplanungsamts werden zunächst am Mittwoch in der Sitzung des Bauausschusses diskutiert. Was letztlich umgesetzt wird, entscheidet der Stadtrat.Meinung

Der richtige Weg
Geschäftesterben und den Wegfall von Arbeitsplätzen: Das fürchteten tatsächlich einige Geschäftsleute, als die Stadt 2013 die Parkgebühren anhob. Auch bei den neuen Vorschlägen wird es wieder Gemecker geben. Dabei sind optimal ausgelastete Parkhäuser, ein regelmäßiger Park-and-Ride-Service und billige Bustickets der richtige Weg zur - möglichst - autofreien Innenstadt. Unrealistische Utopie? Das war für viele noch in den 1990ern auch ein parkplatzfreier Kornmarkt. Heute kann sich wohl niemand mehr vorstellen, dass dieser schöne Platz einst als schnöde Autowüste diente. c.wolff@volksfreund.deExtra: PARKEN IN DER TRIERER INNENSTADT


In der Vergangenheit war das Parken auf Straßen und Plätzen in Trier günstiger als in Parkhäusern. Mit dem 2010 beschlossenen Parkraumkonzept änderte sich das, und die Stellplätze in den Großgaragen der Stadt wurden günstiger. Das Parkleitsystem wurde installiert. Gleichzeitig wurden Stellplätze im Straßenraum abgeschafft, zum Beispiel am Bischof-Stein-Platz (minus 42), in der Lorenz-Kellner-Straße (minus 3) und in der Mustorstraße (minus 11). Gleichzeitig wurden mehr Bewohnerparkausweise ausgestellt. Die Auslastung der Parkhäuser besserte sich, von 2011 bis 2015 erhöhten sich die Einfahrten um etwa vier Prozent. 2011 wurden die Verwarn- und Bußgelder fürs Falschparken erhöht (fünf Euro mehr pro Verstoß, das "billigste" Knöllchen wurde so von fünf auf zehn Euro angehoben). Die sogenannten "Verstöße ohne Entgelt" - also mit abgelaufener Parkuhr oder ohne Parkschein - gingen danach zurück.

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