Funktionales Radeln

Fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit? Oder zum Einkaufen? Glückwunsch, dann liegen Sie voll im Trend. Sie betreiben nämlich die neue Modesportart "Functional biking". Das habe ich kürzlich in einem kleinen Heftchen, das einer Sportzeitschrift beigefügt war, gelesen.

Entschuldigung, natürlich war es ein "Booklet", kein Heftchen. Dort stellten die Autoren noch eine ganze Menge anderer Trendsportarten vor. Denn Rope-Skipping (Seilspringen) ist ja schon ein alter Hut. Es müssen ganz neue Begriffe her. Zum Beispiel das "Slow Trekking". Das ist zwar nichts anderes als gemütliches Wandern, Spazierengehen oder "gemächlich durch den Wald bummeln", hört sich aber gleich viel besser an. Ganz toll finde ich auch "Hidden workout". Also einmal am Schreibtisch den Bauch eingezogen, beim abendlichen Zähneputzen die Pobacken zusammengekniffen, und schon ist man sportlich und total "trendy".

Und wer fit, gesund und modern sein will, muss ja auch beim Essen aufpassen. "Quality-Food", das ist so was Ähnliches wie die leckeren ungespritzten Äpfel aus Nachbars Garten oder auch das Gemüse, das zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend wächst. Damit es was wird, ist "Do it yourself" angesagt, also selber kochen. Und um Arbeit zu sparen, gibt es als letzten Rat noch "Cook and chill", kochen und ausruhen oder, um genau zu sein, kochen und dann einfrieren, damit man es danach leichter hat.

Wenn ich mich an meine Kinderzeit vor gut 40 Jahren erinnere, sind die Menschen mit dem Fahrrad zum Einkaufen gefahren, sonntags ging man im Wald gemütlich spazieren, der Bauch wurde ab und an eingezogen, und das Essen wurde aus regionalen Waren selbst zubereitet und mitunter eingefroren oder eingekocht. Ganz schön fortschrittlich die Leute damals.

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