Ganz nah ran ans "Schweinchen"

TRIER. Mit einer Wanderung der etwas anderen Art begrüßte der Trierer Boule-Club den Wonnemonat Mai. Angesagt war "Wandern zwischen sechs und zehn Metern". Interessierte konnten sich einen Tag lang das Boule-Spiel ansehen und selbst aktiv werden.

Im hohen Bogen fliegt die faustgroße Eisenkugel durch die Luft und schlägt wenige Meter weiter im Boden ein. Eine kleine gelbe Holzkugel liegt nicht weit davon entfernt. Kleine Kieselsteine bilden den Untergrund des Platzes und jedes Mal, wenn wieder eine Kugel landet, springen ein paar Steinchen in alle Himmelsrichtungen. Gelassen geht es zu, die Spieler stehen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich nebenbei. Einige reden Französisch. Ein Spiel, das im "Kopf entschieden wird"

Würde an diesem Maifeiertag noch die Sonne scheinen, hätte man das Gefühl, statt an der Mosel in Südfrankreich zu sein. "Beim Boule geht es darum, durch geschicktes Platzieren der eigenen Kugeln möglichst viele Punkte zu machen", erklärt Peter Lippke, der Schriftführer des Boule-Club Trier. Es gibt drei Arten von Spielen. "Beim ‚Tête-à-Tête' spielen zwei Spieler gegeneinander, beim ‚Doublette' stehen sich je zwei und beim ‚Triplette' je drei Spieler in zwei Mannschaften gegenüber", erläutert er. Gespielt wird immer mit sechs Kugeln, deren Größe und Gewicht weitgehend festgelegt ist. Gewonnen hat derjenige Spieler oder diejenige Mannschaft, die zuerst 13 Punkte erreicht hat. Haben alle Spieler ihre Kugeln auf die kleine Zielkugel, das so genannte "Schweinchen", geworfen, wird gezählt: Man bekommt dann genau so viele Punkte, wie eigene Kugeln näher am Schweinchen liegen, als die beste Kugel des Gegners - es sind also pro Durchgang maximal drei Punkte für jede Mannschaft zu holen. Der Abstand zwischen dem Punkt, von dem aus geworfen wird, und dem "Schweinchen" muss zwischen sechs und zehn Metern betragen. Die eisernen Wurfkugeln unterscheiden die Spieler anhand der Riffelung auf der Oberfläche und der Seriennummer, die bei Wettkampfkugeln eingeprägt sein muss. "C'est très bon", lobt Michel Marchaud seinen Mitspieler, dem gerade ein guter Wurf gelungen ist. "Ich bin heute das erste Mal hier", sagt der Franzose, "vorher habe ich mit meiner Frau 15 Jahre in Toulon gewohnt, seit Oktober 2005 sind wir wieder in Trier. Die Boule-Anlage gefällt mir, es ist wirklich ein bisschen wie in Frankreich." Auch andere Boule-Spieler und solche, die es werden wollen, schieben auf der Anlage im Palastgarten eine mehr oder weniger ruhige Kugel. "Es geht hierbei nicht um Kraft", erklärt Günter Kaiser vom Boule-Club, "die Kugel wird aus der Bewegung nach vorne geworfen." Mitspieler Peter Lippke fügt hinzu: "Und es ist ein Spiel, das auch im Kopf entschieden wird. Eine gute Technik ist die Voraussetzung, aber die Herausforderung des Boule-Spiels liegt im mentalen Aspekt dieser Sportart." Für den gebürtigen Saarbrückener ist Boule auch ein soziales Spiel: "Junge und alte Menschen, Männer und Frauen kommen beim Spielen gleichermaßen zusammen", sagt Lippke. Derzeit 38 Mitglieder

Er selbst spielt schon seit über 20 Jahren Boule, sein Verein hingegen ist jünger: Im Jahr 1996 gegründet, hat der Boule-Club-Trier derzeit 38 Mitglieder. Gespielt wird fast täglich. Die klassische Ausprägung des Boule-Spiels heißt übrigens "Pétanque" und bedeutet so viel, wie "mit den Füßen am Boden stehen". Es gibt darüber hinaus noch unzählige weitere Spielarten, ganz zu schweigen vom italienischen "Boccia", das mit Holzkugeln gespielt wird. Nach einiger Zeit haben sich etwa 15 Spieler und ein paar Zuschauer auf der Anlage eingefunden. Unter einem Zelt reichen die Veranstalter Getränke und Snacks. Auch Michel Marchaud will weiter in Trier Boule spielen: "Die Atmosphäre hier ist sehr nett. Und nach vielen Jahren ist Boule auch für mich noch jedes Mal spannend und interessant."

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