Gartenfeldbrücke in Trier ab Dienstag wieder offen

Trier · Die seit Ende September für Autos vollgesperrte Eisenbahnbrücke in der Gartenfeldstraße in Trier-Ost ist ab Dienstag wieder befahrbar. Die meisten Anlieger sind froh, dass die Brückensperrung aufgehoben wird. Andere fürchten, dass der Durchgangsverkehr nun wieder zunimmt.

Trier. Als die Stadtverwaltung im Sommer angekündigte, dass die Eisenbahnbrücke in der Gartenfeldstraße - wichtigste Zufahrt ins Wohngebiet Trier-Ost - wochenlang gesperrt werden soll, befürchteten viele Anwohner einen Verkehrskollaps im Viertel. Im Nachhinein sind die Anlieger unterschiedlicher Meinung. Der TV hat sich umgehört:
Andrea Krist, 31, wohnt in der Sachsenstraße, pendelt jeden Tag nach Luxemburg: "Ich hatte Chaos befürchtet und bin positiv überrascht! Weil sich der Durchgangsverkehr vom Petrisberg wohl andere Wege gesucht hat, kam ich morgens wesentlich schneller und besser aus dem Viertel raus. Auch abends gab es keine Rückstaus - weder in der Ostallee noch in der Schützenstraße. Dort kam man auch zu den Hauptverkehrszeiten immer problemlos durch. Von mir aus kann die Brücke gesperrt bleiben."
Katrin Schiffel-Gippert, 42, wohnt an der Ecke Schützenstraße/Ostallee, ihre Tochter besucht die Kita St. Agritius in der Helenenstraße: "Die Verkehrssituation in der Helenen- und der Schützenstraße war katastrophal! Die Autofahrer haben sich hier aggressiv und rücksichtslos durchgequetscht, jeder wollte seine Vorfahrt durchsetzen, viele sind einfach über die Bürgersteige gerast, es ist pures Glück, dass niemand überfahren wurde. Dass dort eine Kita ist und Tempo 30 gilt, hat die wenigsten gekümmert.
Ich war oft sprach- und fassungslos! Wir Mütter waren deswegen auch bei der Polizei, aber dort hat man uns abgewiesen. Es hat sich niemand darum gekümmert, wie wir hier mit der durch die Brückensperrung verschärften Verkehrssituation zurechtkommen."
Dominik Heinrich, 47, wohnt in der Schützenstraße und ist Ortsvorsteher von Mitte-Gartenfeld: "Tatsächlich kam es im Berufsverkehr in der Schützenstraße zu chaotischen Zuständen, weil viele rücksichtslos gefahren sind. Im übrigen Viertel - zum Beispiel Bergstraße, Kurfürstenstraße, Kronprinzenstraße - war dafür deutlich weniger Verkehr, weil die Pendler vom Petrisberg fehlten. Auch der sonst übliche Parksuchverkehr blieb tagsüber aus. Eine Vollsperrung zwischen Bergstraße und Sickingenstraße würde den Verkehr im Viertel dauerhaft beruhigen. Außerdem fordern wir endlich Anwohnerparkzonen, damit der Parksuchverkehr nicht mehr durchs Wohnquartier rollt. Auch Einbahnstraßenregelungen könnten helfen, das Viertel weniger attraktiv für den Durchgangsverkehr zu machen."
Gerhard Surges, 51, ist Inhaber des Nahkauf-Supermarktes an der Ecke Gartenfeldstraße/Sachsenstraße: "Der befürchtete Umsatzrückgang im Zusammenhang mit der Brückensperrung ist ausgeblieben. Im Gegenteil: Es kamen Leute aus dem Viertel zu uns einkaufen, die vorher nicht unsere Kunden waren. Auch die Anlieferung unserer Ware per LKW hat problemlos über die Umleitung geklappt."
Dieter Jost, 50, Inhaber der Bäckerei Moback in der Gartenfeldstraße: "Unser täglicher Umsatz ist wegen der Brückensperrung um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen. Uns fehlen die Pendler vom Petrisberg, die morgens über die Brücke fahren und dann schnell bei uns anhalten, um zu frühstücken oder Brötchen zu kaufen und auf dem Rückweg abends auch ihr Brot bei uns kaufen. Mich ärgert, dass tagelang nicht an der Baustelle gearbeitet wurde - offenbar aus Rücksicht auf den Bahnverkehr. Die Baustelle hätte meiner Meinung nach schneller abgewickelt werden können - was für uns weniger Verluste bedeutet hätte."Extra

Die gesperrte Eisenbahnbrücke in der Gartenfeldstraße wird am Dienstag, 15. November, wieder für den Autoverkehr geöffnet. Ab nächster Woche werden die Gehwege saniert, was bis Mitte Dezember dauert. Fußgänger werden solange über einen gesicherten Weg über die Fahrbahn geleitet. Dass tagelang an der Baustelle nicht gearbeitet wurde, habe technische Gründe gehabt, erklärt das städtische Tiefbauamt. "Die endgültigen Maße der neuen Übergangskonstruktion konnten erst nach dem Ausbau des alten Bauteils festgestellt und das neue Bauteil erst dann bestellt werden." Die sonstigen Arbeiten hätten die lange Lieferzeit nicht ausgefüllt, erklärt Rathauspressesprecher Ralf Frühauf. Weil die neue Übergangskonstruktion in zwei Abschnitten - erst die Fahrbahn, dann die Gehwege - eingebaut wird, konnte die Sperrung der Fahrbahn schon nach sechst statt der zunächst avisierten acht Wochen aufgehoben werden. Die höherwertige Übergangskonstruktion, die die ausführende Baufirma der Stadt angeboten hat, ist allerdings auch teurer: "Es wird eine geringfügige Kostenüberschreitung von zehn Prozent geben", erklärt Pressesprecher Frühauf. Ursprünglich angesetzt waren die Bauarbeiten mit 200 000 Euro, von denen das Land rund 110 000 Euro übernimmt. LKW über 2,8 Tonnen und 3,70 Metern Höhe mussten einen kilometerlangen Umweg über Olewig, Tarforst und Kürenz in Kauf nehmen. Anwohner erreichten und verließen das Quartier über die engen Eisenbahnbrücken in Hermes- und Schützenstraße, über die Sickingenstraße oder über Charlotten-, Wilmowsky- oder Heremsstraße in die und von der Olewiger Straße. woc

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