Gaudi in der Literklasse

ZEMMER-RODT. Unter dem Motto "Spiel, Spaß, Musik" stand ein stimmungsvoll familiäres Sommerfest des Musikvereins Rodt auf dem Rodter Dorfplatz. Hauptattraktion war das zweite Rodter Humpenschieben, das erstmals auch für Kinder angeboten wurde.

Wer meint, die Begriffe Halbliter- und Literklasse bezögen sich auf irgendwelche Fahrzeuge, hat vermutlich noch nichts von einer trendverdächtigen neuen Sportart gehört, die sich auf der Fidei, genauer gesagt in Zemmer-Rodt, bereits großer Beliebtheit erfreut: das "Humpenschieben". Grundvoraussetzung für diesen Sport ist Geselligkeit, denn es braucht Mitbewerber und Zuschauer. Letzteren kommt eine ganz entscheidende Rolle zu: Sie müssen ihren Favoriten oder ihre Favoritin anfeuern! Jedoch erst, nachdem er oder sie mit konzentrierter Miene an die 7,50 Meter lange Holzbahn getreten ist, prüfend den mit einem Liter Wasser gefüllten Glashumpen in der Hand gewogen, ein Auge zugekniffen, den Verlauf der schnurgeraden Bahn und deren Ende, das Ziel, anvisiert hat. Dann ist die Zeit reif für moralische Unterstützung, denn nun kommt es auf den richtigen Schwung an. Der Humpen muss so angeschoben werden, dass er auf der nassen Holzbahn entlang gleitet und im Idealfall genau am Ende stehen bleibt. Stoppt er davor, gibt es weniger Punkte, stoppt er gar nicht - werden unvorsichtige Zuschauer nass. Denn dann fällt der Humpen in ein Netz und verspritzt seine kühle Fracht. Die erfrischende Gaudi ist in Zemmer-Rodt Hauptattraktion eines Programms aus originellen Spielen und schmissiger Musik der Musikvereine aus Niersbach-Greverath, Kordel, Orenhofen, Butzweiler, Zemmer und Rodt. "Der Andrang ist riesengroß, gestern ging es bis in die Nacht hinein", erzählt Stefan Marx, der gewissenhaft die von den Humpen zurückgelegten Strecken misst und die Daten an fleißige Protokollanten weitergibt. Denn: "Die zehn Besten kommen ins Finale und messen sich dann noch einmal in je drei Schüben." Das gilt in diesem Jahr nicht nur für große, sondern auch für kleine Teilnehmer. An einer niedrigeren und nur fünf Meter langen Bahn drängen sich Isabelle, Steven, Saskia und viele weitere Kinder, um ihr Glück in der Halbliterklasse zu versuchen. Da passiert es schon einmal, dass der Humpen gleich in die Horizontale geht und die Bahn wässert, aber Meister fallen ja bekanntlich nicht vom Himmel. Und sich mit gebrautem "Zielwasser" zu stärken, ist in dieser Altersklasse noch nicht üblich. Im Ergebnis jedoch stehen die jungen den alten "Schiebern" in nichts nach. Und nächstes Jahr gibt es ja eine neue Chance.

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