Gebet und Matzen in der Synagoge

In der ganzen Welt feiern Juden dieser Tage das Pessachfest. Gebete, Matzen und der Sederabend prägen die Feierlichkeiten auch in Trier. Doch es gibt einige Unterschiede zu den Pessachfeiern in Israel.

 Der Gebetsraum der Synagoge in Trier mit Thoraschrein und Menora (dem hier sechsarmigen Leuchter). Hier kommt die jüdische Gemeinde auch zum Sedergebet zusammen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Gebetsraum der Synagoge in Trier mit Thoraschrein und Menora (dem hier sechsarmigen Leuchter). Hier kommt die jüdische Gemeinde auch zum Sedergebet zusammen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Es ist Sederabend, der Abend vor Beginn des jüdischen Pessachfestes. Triers jüdische Gemeinde kommt in der Synagoge zusammen. Dort können Matzen gekauft werden, die man während des bis Dienstag dauernden Pessachfests anstelle von Brot isst. Die Matzen werden unter Aufsicht eines Rabbiners aus Mehl und Wasser, aber ohne Triebmittel gebacken und kommen aus einer Bäckerei in Straßburg.

Auch Arik Botmann aus Trier besucht mit seiner Familie das Gebet in der Synagoge. "Pessach ist Teil unserer jüdischen Identität und wird natürlich auch in Trier gefeiert", sagt er. Im Mittelpunkt des Pessachfestes stehe die Flucht der Israeliten aus Ägypten. Weil nach der Überlieferung die Juden vor ihrer Flucht nicht genügend Zeit hatten, den Brotteig gehen zu lassen, essen sie an Pessach Matzen statt Brot.

Michael Sumbulov aus Tel Aviv ist über die Feiertage bei Familie Zachinov in Trier zu Gast. Mit ihr ist er zur Synagoge gekommen. Verblüfft hat er festgestellt: "Man kann in Trier an diesen Tagen in allen Bäckereien Brot kaufen!" Das sei in Israel während des Pessachfestes nicht möglich. Auch seien die Gebete hier viel kürzer als in seiner Heimat-Synagoge, ergänzt er.

Arik Botmann erklärt die mit dem Fest verbundenen Rituale: Zunächst müsse das ganze Haus von allem "chametz" gesäubert werden. "Chametz" sind gesäuerte Lebensmittel - alle, die aus Getreide oder Reis hergestellt werden. Vor Beginn des Pessachfestes würden manchmal Brotkrümel verbrannt, erzählt Botmann - als Zeichen dafür, dass das Haus frei von gesäuerten Lebensmitteln sei. Die an sich schon komplizierten jüdischen Speisegesetze seien während Pessach noch komplizierter.

Mit einer traditionellen Sedermahlzeit, die der Höhepunkt der Feiertage ist, feiern die Botmanns im Anschluss an das Gebet in der Synagoge den Beginn des Pessachfestes. "Der Abend geht über mehrere Stunden, weil gebetet, aus der Bibel und der Thora vorgelesen und gesungen wird", sagt Arik Botmann. Während der Feier nehme man sieben Speisen zu sich. Darunter ist eine Mischung aus Apfelstückchen und Nüssen, die mit Zimt bestreut werden. Dieses Essen erinnert an die Lehmziegel, die die Israeliten in Ägypten während ihrer Knechtschaft herstellen mussten. Auch ein hartgekochtes Ei wird gegessen. Es symbolisiert die Trauer über den zerstörten ersten Tempel in Jerusalem.

"Weil Trier zur Diaspora gehört, also außerhalb Israels liegt, feiern wir Pessach hier anders", erklärt Botmann. "Statt sieben Tage, wie in Israel, feiern wir Pessach an acht Tagen." Die Dauer des Festes stehe für die Zeit, die die Flucht aus Ägypten gedauert habe.

An Pessach wünscht man sich mit dem Ausspruch "chag samaech" ein frohes Fest und verabschiedet sich mit den Worten: "Bis nächstes Jahr in Jerusalem."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort