Gebildete Frauen für Trier

TRIER. Mit einem von Bischof Reinhard Marx zelebrierten Gottesdienst und einem Festakt in St. Maximin feierte der Orden der Ursulinen seinen 150. Geburtstag. Rund 1000 Gäste kamen zu der Feierstunde, etwa 2000 ehemalige Schülerinnen wurden in den Schulen erwartet.

Sie ließen sich nie entmutigen: 1853 kam der Orden der Ursulinen von der Ursulinenkongregation Calvarienberg-Ahrweiler nach Trier, um eine höhere Schule für Mädchen zu betreiben. Zweimal (im Kulturkampf 1879 und während der Nazi-Zeit) mussten die Schwestern ihre Schule schließen, beide Male bauten sie sie bei erster Gelegenheit neu auf.Nach einem von Bischof Reinhard Marx zelebrierten Gottesdienst feierten die Ursulinen ihr Jubiläum an historischer Stätte: in St. Maximin, der Kirche, die nach einer wechselvollen Geschichte als Mehrzweckhalle ausgebaut wurde. Nach Ende des zweiten Weltkriegs war in dem zuvor als Kaserne genutzten Bau behelfsmäßig die Schule des Ordens untergebracht. Erst 1972 zog die Schule in den Neubau in der Neustraße; gleichzeitig wurde das Gymnasium nach der Ordensgründerin Angela Merici benannt.In die Geschichte des Ordens in Trier führte die Generaloberin, Schwester Veritas Albers, ein. Mit der Ordensgründerin beschäftigte sich der Festvortrag von Anne Conrad. Angela Merici hatte 1535 in Italien die "Gesellschaft der Heiligen Ursula" gegründet, einen Zusammenschluss von Frauen. "Die Frauen lebten nicht weltabgewandt, verstanden sich aber als geistliche Frauen", erklärte Conrad. Der Leitgedanke der Gruppe sei das Vertrauen in die Offenheit und Selbstständigkeit gewesen. "Angela Merici war ihrer Zeit weit voraus", erklärte die Wissenschaftlerin. Erst nach ihrem Tod seien die Ursulinen - teils freiwillig, teils gezwungen - zum richtigen Orden geworden. Der Gedanke, dass Frauen gebildet sein sollten, blieb aber bestehen. Conrad: "Die Ursulinen und ihre Schülerinnen sind gebildete Frauen in umfassendem Sinn."Glanzlicht Angela-Merici-Gymnasium

Der Orden betreibt inzwischen zwar auch gemischte Schulen, im Mittelpunkt steht aber immer noch die Ausbildung von Mädchen und Frauen."Heute zeigt sich, dass auch eine reine Mädchenschule ihre Berechtigung besitzt", sagte Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in einem Grußwort. Ausdrücklich lobte Mertes das Anliegen, Selbstständigkeit und Kritikfähigkeit der Schülerinnen zu fördern: "Gerade heute ist Erziehung zu Weltoffenheit und Toleranz wichtiger als wir vor einigen Jahren noch gedacht haben."Als "Glanzlicht in der Schullandschaft" bezeichnete Oberbürgermeister Helmut Schröer die Schulen der Ursulinen. Schröer, dessen drei Töchter das Angela-Merici-Gymnasium (AMG) besucht haben, erinnerte an die inzwischen verstorbene Schulleiterin Schwester Dorothea: "Schwester Doro war eine Institution."Die Schulleiterin der Blandine-Merten-Realschule und der Schulleiter des Angela-Merici-Gymnasiums, Schwester Irmgard und Wolfgang Müller, überreichten den Schwestern Geschenke zum Jubiläum: eine kleine Monstranz für die Kapelle und eine Bibel, die den Eingangsbereich des Hauses Neuerburg schmücken soll, in dem die zehn Trierer Schwestern wohnen.Seit 1996 ist nicht mehr der Orden, sondern das Bistum Träger des Angela-Merici-Gymnasiums. "Die Schwesternzahl hat so abgenommen, dass wir uns den Erfordernissen der Zeit angepasst und nur noch einen überschaubaren Bereich behalten haben", sagte Schwester Veritas Albers. In Trier befinden sich noch die Blandine-Merten-Realschule und das Blandine-Merten-Zentrum in Trägerschaft des Ordens.

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