Gebrochene Herzen im Mittelalter

TRIER. Barden und Ritter warben im Mittelalter mit Gesang und Lyrik um die Gunst hochedler Damen, meistens vergeblich. Das Quartett "Duchesse de Bourgogne" singt, spielt und tanzt mittelalterliche Gedichte und Lieder in verständlicher Form für moderne Ohren.

Walter Friehs, seine Ehefrau Ellen Höfer und Marcus Wesche lernten sich vor etwa 15 Jahren in einem Bonner Chor kennen. "Wir drei hatten eine Vorliebe für mittelalterliche Musik, und so fanden wir uns als Trio zusammen", sagt Friehs. Er arbeitet als Orgelbauer bei einer Eifeler Firma. Schon als Jugendlicher beherrschte Friehs alle Instrumente der Flötenfamilie und war Mitglied in Rock- und Folkbands sowie in Mittelalter-Ensembles. Er spielt bei "Duchesse de Bourgogne" neben den Flöten die Renaissssance-Gitarre. Claudia Demerath kam erst 2003 zu "Duchesse de Bourgogne" und so wurde aus dem Trio ein Quartett. Ihr Spezialinstrument ist die Gambe, deren schwierige Beherrschung sie in München lernte. Für die mittelalterliche Musik liefert die Gambe einen weiten Tonumfang, vom weichen Bassfundament bis zum Melodieninstrument. Demerath erklärt ihr Instrument: "Die Gambe ist eine Weiterentwicklung der Gitarre." Sie arbeitet als Musikpädagogin an der Katholischen Fachschule für Sozialwesen in Trier. Ellen Höfer arbeitet als Wissenschaftliche Dokumentarin in Köln. "Leider kann ich nur die Wochenenden in Trier verbringen", sagt sie bedauernd. Sie hatte Gesangsausbildungen in Bonn und Basel. Ihr Mezzosopran war in zahlreichen Solo- und Chorkonzerten in der Trierer Region zu hören. Marcus Wesche machte eine Ausbildung zum Lautenbauer bei englischen Instrumentenspezialisten. Er hat sich auf das Spiel mit der sechschörigen Laute spezialisiert, die für die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts repräsentativ ist. Wesche erklärt schmunzelnd den Namen ihres Ensembles: "Er stammt von der belgischen Biersorte Duchesse de Bourgogne (Herzogin von Brabant), einem Bier mit etwas seltsamem Geschmack."Mittelalterliche Minne in der heutigen Zeit

Die Lieder und Gedichte ihrer Programme erzählen vom süßen Schmerz erhörter Liebe, der verzehrenden Sehnsucht nach unerfülltem Verlangen und der schmerzhaften Trauer versagten Glücks. Ritter und Minnesänger beherrschten an den Adelshöfen im Mittelalter die vollendete Kunst der musikalischen und lyrischen Klagen über Liebe, Abschied, Trauer und Schmerz, bis hin zur Todessehnsucht. Das Repertoire von Duchesse de Bourgogne umfasst Gedichte und Lieder von Dichtern und Komponisten zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert. "Triste Plaisir" war ihre erste CD mit französischer Musik des 14. und 15. Jahrhunderts. Es folgte Musik aus Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland aus der Zeit des flämischen Malers Hyronimus Bosch. Ihr drittes Programm "The Queens Treble" handelt von höfischer und traditioneller Musik um 1600 aus England, Schottland und Irland. "Ballate, frottele e Vilanelle" besteht aus den drei bekanntesten italienischen Liedformen zwischen 1350 und 1620. Ihr aktuelles Programm "Musik für Johanna die Wahnsinnige" erzählt musikalische Geschichten am burgundischen und spanischen Hof um 1500. Textübersetzungen macht das Quartett selbst nach bestem Wissen, weil dies wegen der mittelalterlichen Sprachform für das Verständnis der Zuhörer in der heutigen Zeit wichtig ist. Kleine Erläuterungen zu ihren Darbietungen sind eine willkommene Hilfe für die Zuhörer. "Duchesse de Bourgogne" haben für ihre Konzerte in Bremen, Brandenburg und der hiesigen Region überaus positive Pressekritiken und lobende Anerkennung von Musikkennern erhalten. "Aber leider haben wir in Trier noch nicht den richtigen Rahmen für unsere Musik gefunden", sagt Ellen Höfer. Vielleicht bietet das kommende Großereignis Kulturhauptstadt Luxemburg und Großregion eine geeignete Plattform für ihre Musik.

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