Geburtshaus vor dem Exitus

"Halb Trier" der Nachkriegszeit kam im einstigen Marienkrankenhaus in der Paulinstraße zur Welt, die andere "Hälfte" im Herz-Jesu-Krankenhaus. Nun ereilt die Klinik in der Südstadt das gleiche Schicksal wie in den frühen 70er-Jahren der größte Teil des Marienkrankenhauses: Sie wird von der Bildfläche verschwinden.

Diese Nachricht wird viele überraschen. Dass der Krankenhaus-Komplex an der Friedrich-Wilhelm-Straße auf absehbare Zeit überflüssig werden würde, zeichnet sich aber seit Ende der 90er-Jahre ab. Das Herz-Jesu-Krankenhaus ging im Mutterhaus auf, das sich auf Dauer keine zwei Standorte leisten kann und will. Mit dem Umzug der restlichen Abteilung 2006 an den Stammsitz in der Feldstraße verliert das Herz-Jesu-Gebäude die Existenzberechtigung als Krankenhaus. Andere medizinische Nutzungen sind nicht in Sicht. Verständlich, dass die Caritas-Trägergesellschaft sich auf ihr Kerngeschäft (Betrieb von Krankenhäusern, Altenhilfeeinrichtungen, Reha-Kliniken) konzentrieren und die Chance nutzen will, sich aus dem bis 2040 laufenden Erbbaurechtsvertrag mit den Franziskanerinnen zu verabschieden. Das Gebäude des Herz-Jesu-Krankenhauses, in dem in manchen Jahren mehr als 1000 Kinder zur Welt kamen, steht vor dem Exitus. Wenn daran überhaupt etwas überrascht, dann das drohende Tabula-rasa-Schicksal: Nicht einmal die Straßenbild-prägende Fassade steht unter Denkmalschutz. r.morgen@volksfreund.de

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