Gedankenflüge über der Nordstadt

TRIER. Leitlinien zur Entwicklung des Bahnhofsviertels haben Bürger und Experten Politikern und potenziellen Investoren an die Hand gegeben. Die Workshop-Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr zu einem konkreten Handlungskonzept zusammengefasst werden.

"Wir wollen die Dynamik der Diskussion fortführen", versprach Baudezernent Peter Dietze. Er zeigte sich angetan von den Vorschlägen, die die fünf Arbeitskreise (AK) im Rahmen eines Workshops über die Zukunft des Bahnhofsviertels zusammengetragen haben (der TV berichtete) und kündigte an, dass sich nun der Bauausschuss und der Stadtrat mit diesem "Handlungskonzept für die nächsten Schritte" befassen werden. Der 60 000 Euro teure Planungsworkshop war auf Initiative des Stadtrats durchgeführt worden. Noch in diesem Jahr sollen öffentliche und private Vorhaben abgestimmt und Schlüsselprojekte festgelegt werden.Posthochhaus soll erhalten bleiben

Das Viertel soll insgesamt attraktiver und lebendiger werden, dabei soll es allerdings nicht komplett umgekrempelt werden. Das zum Verkauf anstehende Posthochhaus soll samt Schalterhalle erhalten bleiben, ebenso wie die ehemalige Reithalle, wo sich bereits ein Edeka-Markt befindet. Nördlich des Bahnhofsplatzes und möglicherweise auch östlich der Bahnlinie könnten Hotelneubauten entstehen. Auch Wohn- und Gewerbeflächen dürfen nach Ansicht der Workshop-Teilnehmer nicht fehlen, wobei das Umfeld der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin freigehalten werden soll. Das Denkmal, darin bestand Konsens, soll aufgewertet werden. "Maximin ist das ideale Impulsprojekt", meinte Kunibert Wachten, Vorsitzender des Architektur- und Städtebaurats der Stadt Trier. Es ist geplant, aus Richtung Süden eine "Torsituation" zu schaffen. Neuer Wohnraum soll "in gebührendem Abstand" möglich sein, aber so, dass Maximin gut einsehbar bleibt. Auch der Verkehr ordnet sich der Historie unter. Die Straße "In der Reichsabtei" soll für den Verkehr gesperrt werden, während Roon- und Bismarckstraße in beide Richtungen befahrbar werden und die Kürenzer Straße als Hauptverkehrsstraße ausgebaut wird. Ein Boulevard, so die Vorstellung des Arbeitskreises Verkehr, verbindet den Bahnhof mit der Innenstadt (Porta); der Verkehr konzentriert sich auf dem anderen Strang in beide Richtungen. Stationsgebäude als Info- und Reisezentrum

Bahnhofsvorplatz und Bahnhofsgebäude sollen aufgewertet werden. Das Stationsgebäude müsse zu einem Info- und Reisezentrum mit einem "komfortablen Komplettangebot" werden, so der AK "Bahnhof". Das denkmalgeschützte Gebäude soll erhalten, aber angemessen präsentiert werden. Ergänzende Bebauungen könnten sich auf die Bereiche Kultur/Wissenschaft, Freizeit/Wellness und Einzelhandel (allerdings keine Konkurrenz zur Innenstadt) konzentrieren. Ein attraktives Bus-Terminal (ohne Reisebusse), ein Kreisverkehr für Radfahrer am Balduinsbrunnen und ein Grünkonzept für den Alleenring stehen ebenfalls auf der Wunschliste des AK "Stadtraum/Grün". Neben viel Lob für die Organisatoren des Workshops und die Teilnehmer gab es auch kritische Stimmen zu den Ergebnissen: "Wohin mit dem Verkehr, der nimmt doch täglich zu", meinte eine Anwohnerin. Sie befürchtet, dass es bei der neuen Planung zu starken Rückstaus kommt. "Das muss regelhaft festgehalten und dem Stadtrat jedes Jahr aufs Butterbrot geschmiert werden", bemerkte ein Teilnehmer. Schließlich seien schon viele Konzepte von der Stadt in Auftrag gegeben und dann "vergessen" worden. Ein anderer fragte, ob sich Investoren wohl diesen begrüßenswerten Leitlinien unterordnen würden und ob die Stadt in der Lage sei, die Workshop-Ergebnisse mutig zu vertreten. Nicht nur Grundlagen für das Bahnhofsviertel seien für Trier wichtig, sondern eine "Gesamtstadtvision". "Sie haben die Gedanken fliegen lassen und die Ergebnisse sind sehr ermutigend", lobte Oberbürgermeister Helmut Schröer die Workshop-Teilnehmer. Das Ergebnis zeige, dass es manchmal besser sei, ganz losgelöst neue Dinge zu entwickeln anstatt "immer nur was hinzuzufügen, und dann doch erkennen zu müssen, dass nichts daraus wird".

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