Gedenken an eine Magd

Zu einer außergewöhnlichen Nachtwanderung hatte zum zweiten Mal Valentin Krämer aus Fell eingeladen: Eine Stunde vor Mitternacht machten sich rund 50 Menschen auf den Weg von der Ortsmitte zum Fellerberger Wegekreuz. Dort las Krämer die bewegende Geschichte, die sich um das Schicksal einer Magd, rankt.

Fell. (kat) "Man erzählt, dass vor rund dreihundert Jahren eine hochschwangere Magd im in der Nacht zu Heiligabend vom Fellerhof getrieben worden sei", erklärt Valentin Krämer am nächtlichen Kreuz. "An dieser Stelle hier soll sie ein Kind geboren haben, und beide sollen vor Kälte umgekommen sein."

Einen Tag vor Heiligabend durch die Nacht



Die Nachtwanderer stehen andächtig um das Wegekreuz am Fellerberger Weg und lauschen Krämers Worten. Einige zünden Kerzen an oder legen Blumen an dem Wegekreuz, das zum Gedenken an die Magd dort errichtet wurde, nieder. Gemeinsam mit Anne Steiner-Störlein stimmt Krämer dann "Stille Nacht" und "Aba Heidschi Bumbeidschi" an.

Andacht trotz schwerer Bedingungen



Zum zweiten Mal hat Krämer vorwiegend Feller Bürger mobilisiert, mit ihm vor Heiligabend diesen rund drei Kilometer langen Weg durch die Nacht zu gehen, um an die Magd und ihr Schicksal sowie an alle "Sternenkinder" zu erinnern. "Sternenkinder" werden die Kinder genannt, die vor, während und kurz nach der Geburt gestorben sind.

Trotz beschwerlicher Bedingungen durch Eisglätte und tiefgefrorenem Schnee wandern 50 Menschen mit ihm - darunter ein paar Feuerwehrmänner, deren Fackeln Licht spenden. An der Spitze geht Klaus Prümm, der mit einer Bergmannslampe den Weg ausleuchtet, oder Valentin Krämer, der einen langen Stab trägt, an dem ein leuchtender Stern hängt Auch Manfred Kronz ist mit dabei.

Der Senior hat einen besonderen Bezug zum Feller Wegekreuz: Kronz kümmert sich das ganze Jahr über liebevoll um das Kreuz - er sorgt für frische Blumen und Kerzen. Und: Eine Schiefertafel, auf der die Geschichte der vertriebenen Magd zu lesen ist, hat er im vergangenen Jahr dort angebracht.

Nach Mitternacht machte sich die Gruppe auf den Heimweg, bergab, dem großen Weihnachtsfest entgegen.

Die Kerzen der Wanderer am Wegekreuz aber flackern noch lange weiter und erhellen dort die Nacht.

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