Gefährliche Keime: Mutterhaus informiert zur Lage

Trier · Ein verbreiteter, aber gerade für Frühgeborene extrem gefährlicher Keim ist bei sieben Patienten in der Kinder-Intensiv- und der Frühgeborenen-Station des Trierer Mutterhauses festgestellt worden. Am Montagmittag hat das Krankenhaus in einem Pressegespräch die Situation erläutert: Keines der Kinder sei erkrankt.

 Dr. Oliver Kunitz, medizinischer Geschäftsführer am Mutterhaus.

Dr. Oliver Kunitz, medizinischer Geschäftsführer am Mutterhaus.

Foto: Friedemann Vetter
 Das Krankenhaus gibt eine Pressekonferenz - unter anderem mit Dr. Wolfgang Thomas, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin.

Das Krankenhaus gibt eine Pressekonferenz - unter anderem mit Dr. Wolfgang Thomas, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin.

Foto: Friedemann Vetter
 Wichtigstes Mittel gegen Infektionen: Eine Krankenschwester desinfiziert sich die Hände.

Wichtigstes Mittel gegen Infektionen: Eine Krankenschwester desinfiziert sich die Hände.

Foto: Friedemann Vetter

Es ist ein Keim, der überall vorkommt. Im Erdreich, auf Pflanzen, Tieren und auf Menschen: Serratia marcescens. Eigentlich ein harmloser Keim. Nicht aber für Neugeborene, schon gar nicht für Extrem-Frühgeborene. Schlimmstenfalls kann er bei ihnen eine lebensbedrohliche Blutvergiftung verursachen.

Daher war das Personal der Kinder-Intensiv- und der Frühgeborenen-Station, der einzigen in der Region, auf der auch Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm behandelt werden können, alarmiert, als Anfang August bei einem gerade mal mit 700 Gramm schweren frühgeborenen Junge der Keim bei einer Routine-Untersuchung nachgewiesen wurde. Das ohnehin schon viel zu schwache Baby hatte sich mit dem Keim infiziert, konnte aber erfolgreich mit Antibiotikum behandelt werden.

Obwohl der Junge isoliert wurde von den anderen Frühgeborenen auf der Station und seitdem noch strengere Hygienevorschriften gelten, wurde der Keim, den zehn Prozent der Menschen in sich tragen, ohne zu erkranken, bei sechs weiteren in Brutkästen liegenden Babys nachgewiesen. Zuletzt am vergangenen Freitag, sagt Chefarzt Wolfgang Thomas. Spätestens da sei klar gewesen, dass man die Ausbreitung des Keims auf der Station nicht in den Griff bekommt. Keines der Kinder im Mutterhaus sei aber lebensgefährlich erkrankt.

In Berlin ist vor einem Jahr ein Säugling nach einer Herzoperation an einer Infektion mit dem Keim gestorben. Um das zu verhindern, wurde in Absprache mit dem Trierer Gesundheitsamt ein Aufnahmestopp auf den beiden Stationen verhängt. Schwangere, bei denen ein Risiko für eine Frühgeburt oder für eine Erkrankung des Kindes besteht werden ab sofort nur noch in absoluten Notfällen. Ansonsten müssen sie etwa nach Koblenz, Mainz, Kaiserslautern, Saarbrücken oder Homburg gehen. Kranke Neugeborene können auch in der Wittlicher Kinderklinik behandelt werden.

Im Mutterhaus werden die Betroffenen solange nicht mehr aufgenommen, bis die letzten derzeit 28 kleinen Patienten dort entlassen sind. Das könne bis zu drei Monate dauern, sagt Chefarzt Thomas. Dann würden die beiden Stationen komplett grunddesinfiziert. Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes versichert, dass die Keime nicht fahrlässig durch mangelnde Hygiene verbreitet wurden. Man könne dem Krankenhaus keine Vorwürfe machen.

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