Trier Gefährliche Keime: Mutterhaus Trier schließt Teile der Intensivstation

Trier · Nachdem bei sieben Patienten ein resistenter Keim festgestellt wurde, hat die Klinik kurzfristig die Zahl der Intensivbetten reduziert, um die Keimausbreitung einzudämmen. Eine Gefahr für die anderen Patienten und die Besucher des Hauses bestehe nicht.

Ein Teil der erst im Jahr 2014 eröffneten Intensivstation des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen ist am Montag geräumt worden. „Wir haben bei sieben unserer schwerkranken Patienten eine Besiedlung mit einem Keim mit besonderem Resistenzmuster nachgewiesen und deshalb vorübergehend die Erwachsenen-Intensivstation umorganisiert“, so Geschäftsführer Jörg Mehr im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Die Patienten aller anderen medizinischen Abteilungen des Klinikums seien nicht betroffen.

„Dank unserer intensiven routinemäßigen Erregerüberwachung ist der Befall zeitnah aufgefallen“, sagt der medizinische Geschäftsführer Dr. Christian Sprenger. „Wir haben die Gegenmaßnahmen schnell in die Wege geleitet.“

Bei dem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlichen Keim handelt es sich um den sogenannten 4-MRGN Pseudomonias aeruginosa. Dieser Bakterienstamm kommt häufig in einer unbelebten Umgebung und im Wasser vor. Möglicherweise, so ein Verdacht der Hygieneexperten, könnte sich der Keimherd in einem Siphon der Station verbergen. Deshalb wird nun in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Trier zunächst ein Bereich mit insgesamt zehn Intensivbehandlungsplätzen vollständig geräumt und grundlegend gereinigt. In dem anderen Bereich der Intensivstation mit seinen insgesamt 15 Betten und Isolierzimmern werden vorläufig keine neuen Patienten aufgenommen.

Die Klinikleitung geht davon aus, dass der derzeit gesperrte Bereich der Intensivstation am Wochenende wieder in Betrieb sein wird und dann der zweite Teil der Station geräumt und keimfrei gemacht werden kann. In der Zwischenzeit sollen fünf bis neun Intensiv-Überwachungsplätze in einem anderen Bereich genutzt werden. Engpässe schließt die Klinikleitung nicht aus. „Wir werden Notfälle natürlich weiter versorgen“, versichert Dr. Oliver Kunitz, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin. „Allerdings verschieben wir Operationen, nach denen Patienten länger beatmet werden müssen.“

Die Patienten und Besucher des Krankenhauses sind schriftlich und mündlich über die besonderen Maßnahmen informiert worden. Geschäftsführer Jörg Mehr: „Die Patientensicherheit steht für uns an erster Stelle. Die Intensivstation wird so lange geschlossen bleiben, bis jedes Risiko ausgeschlossen ist.“

Nach Angaben der Klinikleitung hat es einen ähnlichen Fall im Erwachsenenbereich noch nicht gegeben. 2013 war vorübergehend die Station für Frühgeborene wegen gefährlicher Keime geschlossen worden. Verursacher damals war ein verunreinigtes Pflegemittel.

Laut Robert-Koch-Institut kommt es jährlich zu 30 000 bis 35 000 Infektionen mit multiresistenten Keimen in deutschen Krankenhäusern. Davon gehen rund 1500 Fälle (0,3 Prozent) auf Erreger zurück, die gegen fast alle Antibiotika resistent sind. Die Schätzungen über die dadurch verursachten Todesfälle gehen weit auseinander. Sie reichen zwischen 1000 und 15 000 Menschen. Der Grund dafür: Wer an einem multiresistenten Keim erkrankt leidet meist bereits an mehreren anderen schweren Erkrankungen. Die wirkliche Todesursache kann oft schwer definiert werden.

Generell wird der leichtfertige Gebrauch von Antibiotika, auch in der Massentierhaltung, für die Resistenzbildung von Keimen verantwortlich gemacht. Im Mutterhaus überwacht seit einigen Jahren eine Arbeitsgruppe die leitliniengerechte Antibiotikatherapie der Patienten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort