Gefährlicher Geruch nach faulen Eiern - Großeinsatz in Kürenz: Tödliche Kohlenmonoxid-Konzentration im Heizungsraum

Trier · Glück gehabt: Wäre eine Kürenzer Familie am Donnerstag nicht so früh aufgestanden, hätte das ihren Tod bedeuten können. Aus der Heizung des Hauses in der Brühlstraße war am Morgen Gas ausgetreten. Drei Bewohner liegen mit Vergiftungssymptomen im Krankenhaus.

Trier. Gegen 7 Uhr am Morgen steigt Monika Bungert (Name geändert) ein eigenartiger Geruch in die Nase. "Irgendwie nach faulen Eiern, Schwefel, undefinierbar", berichtet die junge Frau. Erst verdächtigt sie die Kühltruhe, den unangenehmen Duft zu verströmen. "Aber die Truhe funktionierte. In dem Raum, in dem auch die Gasheizung steht, war der Geruch allerdings sehr intensiv", sagt die Hausbesitzerin. Sie ruft eine Heizungsfirma an. Doch die könnte erst nach 8 Uhr vor Ort sein. "Da habe ich gedacht, ich frag besser mal bei der Feuerwehr nach."
Die Warnung der Wehr ist deutlich: Alle Elektrogeräte ausschalten und alle Bewohner schnellstens raus aus dem Haus, lautet die telefonische Anweisung. "Die ganze Familie war da schon auf den Beinen, auch meine Schwiegereltern in der Erdgeschosswohnung", sagt Bungert. Zum Glück, denn: "Im Schlaf ist der Geruchssinn ausgeschaltet", erklärt Bernd Lieser, Zugführer der Trierer Berufsfeuerwehr. Hätte die Familie noch in ihren Betten gelegen, hätte die Sache übel enden können. "Die Kohlenmonoxid-Konzentration lag im Heizungsraum bei 1700 ppm", sagt Lieser. ppm steht für die Maßeinheit "parts per million" (auf Deutsch: Teile einer Million) und gibt die Konzentration von Schadstoffen in der Luft an. Das hochgiftige Kohlenmonoxid (CO) verursacht schon ab einer Menge von 60 ppm nach kurzer Zeit Vergiftungssymptome wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. "Bei 1170 ppm ist man nach weniger als einer Stunde tot", sagt Feuerwehrmann Lieser.
In den Wohnungen habe die CO-Konzentration bei 100 bis 140 ppm gelegen. Ein paar Stunden später hätte sich die hohe Konzentration aus dem Heizungsraum wohl im gesamten Haus ausgebreitet. "Das hätte definitiv tödlich ausgehen können", sagt Lieser.
Zwei Rettungswagen und ein Notarzt sind am Donnerstagmorgen vor Ort. Im Nachbarhaus wird das Blut der sechs Familienmitglieder, die zu Hause waren, untersucht. Alle haben leichte Gasvergiftungen erlitten, bei den Schwiegereltern und der Schwägerin von Monika Bungert ist die CO-Sättigung des Bluts so hoch, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.Ursache bislang unklar


Die Feuerwehr pustet die Wohnung mit Druckluftgeräten durch, bis kein Kohlenmonoxid mehr messbar ist. Die Heizung wird stillgelegt.
Warum Kohlenmonoxid aus der Heizungsanlage strömte, die 2005 in dem älteren Haus in der Brühlstraße komplett neu installiert wurde, ist unklar. "Es gab einen Defekt, aber auf eine fehlerhafte Installation oder Wartung deutet bislang nichts hin", sagt Polizeipressesprecherin Sabine Bamberg.
Kohlenmonoxid ist geruchlos. Was Monika Bungert in die Nase gestiegen ist, müssen andere Rückstände aus einem wohl fehlerhaften Verbrennungsprozess innerhalb der Heizung gewesen sein, vermutet Feuerwehrmann Lieser. Reines Erdgas ist nach Angaben der Stadtwerke nicht ausgetreten. Damit austretendes Heizgas schneller gerochen wird, mischt der Energieversorger einen nach Lösungsmitteln riechenden Duftstoff bei.
Ähnlich wie herkömmliche Rauchmelder - die für Wohnungen vorgeschrieben sind - gibt es Geräte, die Kohlenmonoxid in der Luft messen. "Bei Gasheizungen empfehlen wir die Installation solcher CO-Melder definitiv", sagt Feuerwehrmann Lieser.Extra

Eine 28-jährige Mutter und ihre sechsjährige Tochter sind kurz vor Weihnachten in Bleialf bei Prüm an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben (der TV berichtete). Wegen einer fehlenden Dichtung war das Gas aus der Heizungs- und Abgasanlage des Hauses ausgetreten. Dazu kam ein verstopfter Schornstein, der verhinderte, dass das Abgas ins Freie gelangen konnte. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem "tragischen Unfallgeschehen". Kohlenmonoxid blockiert den Sauerstofftransport im Körper und führt dadurch relativ schnell zu Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tod durch Ersticken. woc/red

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