Gefahren im Paulin-Viertel

TRIER-NORD. Verkehr belastet das Paulin-Viertel immer stärker. Insbesondere die Anwohner der Schöndorfer Straße leiden darunter. Ein aktueller Unfall bestätigt die gefährliche Situation: Ein Fahrer, zu schnell unterwegs, rammte geparkte Autos und richtete hohen Schaden an.

"Ich wurde hier schon einmal angefahren. Schon mehrmals wurde der Außenspiegel meines Autos beschädigt. Es macht keinen Spaß, mit dem Geruch von Abgasen zu frühstücken. Hier ist viel Lärm, es wird viel gerast." Gertrud Ternes-Bettendorf ist mächtig sauer. Seit 1998 haben die Anwohner der Schöndorfer Straße im historischen Paulinviertel immer wieder die Stadtverwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass sie eine Verkehrsberuhigung wünschen. Besonders die so genannten "schiefen Häuser" im vorderen Bereich der Straße leiden unter der Verkehrsbelastung.Bauhistorisch kurios

"Wir können nur nach vorne lüften", erklärt Gertrud Ternes-Bettendorf. "Unsere Häuser wurden in den 1890er Jahren auf die alte Klostermauer gebaut und sind nur einen Raum tief." Die alten Häuser sind tatsächlich bauhistorisch eine Kuriosität, denn sie wurden direkt auf die Bannmeile eines kirchlichen Bereiches, der Abtei St. Maximin gebaut - so wie auch das Wirtshaus "Zur Glocke" in der Glockenstraße, das an der Bannmeile der Domimmunität steht. Wenn Gertrud Ternes-Bettendorf jedoch die Haustür öffnet, damit ihr Sohn Luka spielen kann, muss sie vorsichtig sein. "Ich musste von Anfang an sehr auf meinen Sohn aufpassen, dass er nicht überfahren wird. Kinder rennen ja einfach so los." Ihre Straße, so meint sie, sei generell sehr gefährlich. Nur wo sollen die Kinder hin? "Es gibt sowieso nur noch einen Spielplatz im ganzen Paulinviertel." Die Triererin ist generell unzufrieden. "Auf dem Landesgartenschaugelände sind schöne neue Spielplätze entstanden, und die Straßen sind verkehrsberuhigt. Aber um die alten Trierer Stadtteile wie Paulin kümmert sich die Stadt nicht." Seit drei Jahren gibt es eine Bürgerinitiative, die für die Umwandlung der Straße in eine verkehrsberuhigte Einbahnstraße kämpft. Aber die Bemühungen der Bürgerinitiative waren bislang eher fruchtlos. Zwar reagierte die Stadt 2004 auf eine Unterschriftenliste und legte Sperrflächen und Poller an, um die Bürgersteige zu sichern. Aber zufrieden sind die Anwohner nicht. "Es fahren schlichtweg zu viele Autos und schwere LKW hier durch. Insbesondere Leute, die die Ampeln an der Reichsabtei abkürzen wollen", sagt die Anwohnerin. Zudem habe sich der Verkehr verstärkt, seit die Moltkestraße in eine Einbahnstraße umgewandelt wurde. Vier Straßen würden das Paulinviertel nach Osten erschließen: Balthasar-Neumann, Schöndorfer, Moltke- und Göbenstraße. Bis auf die Schöndorfer Straße seien diese Straßen allesamt Einbahnstraßen. "Nur unsere nicht, und das, obwohl wir hier eine rege und aktive Nachbarschaft haben und uns als Wohnstraße empfinden", erläutert Gertrud Ternes-Bettendorf. Einbahnstraße nicht möglich

Dabei verweist sie auf erfolgreiche Straßenfeste, bei denen die Straße für den Verkehr gesperrt wurde. Die Stadt bleibt jedoch bei ihrer Haltung. Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion reagierte das Baudezernat mit der Begründung, dass Nachkorrekturen erfolgen würden. Eine Einbahnstraßenregelung könne jedoch aus rechtlichen Gründen nicht erfolgen. Freilich könnte die Verkehrssituation dieser Begründung den Boden entziehen. Der Einmündungsbereich der Straße hat sich nämlich inzwischen als Unfallschwerpunkt herausgestellt. Ironischerweise ist Gertrud Ternes-Bettendorf von einem aktuellen Unfall selbst betroffen: Die Nacht zum Mittwoch, drei Uhr morgens in der Schöndorfer Straße. Ein Autofahrer, von der Thebäerstraße kommend, rammt eine Reihe parkender Autos. Der erste Wagen wird durch die Wucht des Aufpralls auf den Bürgersteig geschoben und prallt dort auf ein weiteres Auto - den Wagen von Ternes-Bettendorf. Die Polizei findet den Unfallfahrer kurze Zeit später, der Mann lief offenbar verwirrt im Paulinviertel umher. Zur Erinnerung: Diese Geschichte spielt in einer Tempo-30-Zone.

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