Gegenprogramm zu den großen Parteien - Direktkandidaten der Piratenpartei werben in der Region um Wählerstimmen

Trier · Nicht nur große Parteien treten bei der Landtagswahl in Rheinland- Pfalz an, auch kleinere Parteien sind mit dabei. So wie die Piratenpartei, die in der Region Ottmar Muno und Christian Hautmann als Direktkandidaten ins Rennen schickt.

Trier. Samstag, 12 Uhr, in der Trierer Innenstadt: Drei junge Männer haben am Pranger zwei Sessel, einen Tisch und einen orangenen Sonnenschirm aufgestellt, auf dem "Die Piratenpartei" zu lesen ist. Das wirft Fragen auf: Immer wieder bleiben Fußgänger aller Altersklassen am Stand stehen und wollen wissen: "Wer seid ihr eigentlich?"

Christian Hautmann (27), Direktkandidat der Piratenpartei für den Wahlbezirk Trier, beantwortet alle Fragen geduldig. Und davon gibt es viele: Wofür steht ihr? Interessiert euch nur das Internet? Wieso sollte ich euch und nicht eine große Partei wählen? "Die Jüngeren können meist von vornherein etwas mit der Partei anfangen", sagt Hautmann. "Den Älteren müssen wir uns dagegen erst einmal vorstellen." Der Student gibt sich dabei immer locker - auch wenn er gerade mit älteren Bürgern spricht.

Hautmann wurde vor Jahren von einem Freund zum Thema Datenschutz sensibilisiert. "Ich war erschüttert, dass es zur Vorratsdatenspeicherung, bei der alle Telekommunikationsdaten gespeichert wurden, keinen Aufschrei gab", sagt er. Als er dann an einem Stand der Piratenpartei vorbeikam, unterhielt er sich stundenlang mit den Mitgliedern. "Danach habe ich sofort das Mitgliedsformular ausgefüllt." Auch Ottmar Muno (55), Direktkandidat der Piratenpartei für den Wahlbezirk Konz/Saarburg, engagiert sich bewusst bei dieser Partei, "eben weil es keine große Partei ist. Bei denen ist alles festgefahren." Schon länger ist der Familienvater im Stadtund Verbandsgemeinderat Hermeskeil tätig, allerdings fraktionslos. Bei der jüngsten Bundestagswahl wurde er auf die damals neue Partei aufmerksam, die aus dem Stand heraus 2,0 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchte. Muno informierte sich und entschied: Diese Partei ist die richtige für ihn.

Die Selbstbestimmung über eigene Daten und der transparente Zugang zu staatlichen Daten sind bei der Piratenpartei ein großes Thema. Trotzdem setzen die beiden Kandidaten ihre eigenen Schwerpunkte. Hautmann engagiert sich in Sachen Bildungspolitik, Muno in regionalen Belangen: den Verkehr in Konz-Könen, die Bahntrasse in Hermeskeil und Bauplätze für junge Familien in Saarburg und Konz.

KLEINE PARTEIEN BEI DER LANDTAGSWAHL 2011

Auch weitere Parteien stehen am Sonntag zur Wahl. Dazu gehört die Ökologisch-Demokratische Partei, die ödp. Sie entstand aus der Umweltbewegung und zielt heute unter anderem auf eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft ab. Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) konzentriert sich auf die Wirtschaftspolitik und sieht die Globalisierung als Bedrohung an. Die Deutsche Demokratische Partei (ddp) will das Wirtschaftssystem umbauen und plädiert für einen Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Außerdem stehen die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) und die Republikaner (REP) zur Wahl.

Der Wahlkampf gestaltet sich bei der kleinen Partei natürlich schwieriger. "Für die Zulassung zur Wahl mussten wir im Vorfeld Unterschriften sammeln", sagt Hautmann. "Die mussten wir drei Wochen lang in der Fußgängerzone sammeln - mitten im Winter!" Auch der anschließende Wahlkampf wird in Eigenregie geführt, und es werden keine großen Summen zur Verfügung gestellt. "Den Wahlkampf bezahlen wir zu 80 Prozent aus eigener Tasche", sagt Muno. "Wir haben die Plakate selbst gestaltet und hängen sie auch selbst auf. Meine Söhne helfen da mit, das ist noch echte Handarbeit."

Die beiden Kandidaten sind sich einig: "Die Vorteile, einer kleinen Partei anzugehören, überwiegen", sagt Hautmann. "Beim Bildungsprogramm der Landespiraten hatte ich zum Großteil meine Finger im Spiel. Das wäre bei einer größeren Partei nicht möglich gewesen." Muno hofft auf einen persönlichen Wahlerfolg. "Ich wünsche mir, dass man mich unter die ersten drei Direktkandidaten wählt."

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