Geheimagent und Karnevalspräsident

Trier · Als er vor knapp 50 Jahren nach Trier kam, hatte Gustl Thormeyer mit Karneval nix am Hut. Heute feiert der langjährige Chef von Triers ältester Karnevalsgesellschaft Heuschreck seinen 80. Geburtstag.

 Gustl Thormeyer. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Gustl Thormeyer. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Wie lautet eigentlich Gustl Thormeyers richtiger Vorname? Wohl nur wenige Mitglieder der Trierer Karnevals-High-Society dürften diese Frage beantworten können. Dabei ist Gustl Thormeyer unter den regionalen Karnevalisten so bekannt wie ein bunter Hund. Schließlich stand der wegen seiner Größe auch "Langgustl" genannte ehemalige Kommandeur 20 Jahre lang an der Spitze von Triers ältester Narrenvereinigung Heuschreck, bis er 2008 das Präsidentenamt an Harald Reusch abgab.
Dabei hatte der 1936 in Pommern geborene und später nach Norddeutschland übergesiedelte Thormeyer "mit Karneval überhaupt nix am Hut", als er im April 1970 als Luftwaffensoldat nach Trier kam. Die Bekanntschaft mit einem "Heuschreck"-Gardemädchen änderte dies.
Für den Rosenmontagszug 1973 stellte der Diplom-Ingenieur, schon immer ein Freund rassiger Autos, dem "Heuschreck" sein Mercedes-Cabrio zur Verfügung - mit Thormeyer selbst am Steuer. Beim Aktiven essen einige Wochen später wurde er dann gefragt, ob er keine Lust hätte, in den Elferrat zu kommen. Während Thormeyer noch überlegte ("Ich wusste gar nicht, was das ist"), erhob sich bereits der damalige Präsident und spätere Oberbürgermeister Felix Zimmermann und begrüßte das neue Elferrratsmitglied.
Thormeyers erster öffentlicher Auftritt ein Jahr später begann gleich mit einem deftigen Fauxpas, als er sich auf der Suche nach Mantel und Mütze versehentlich die Karnevalsinsignien des Heuschreck-Präsidenten schnappte. Bis er diese zu Recht tragen durfte, vergingen noch 14 Jahre.
Als Soldat wurde Gustl Thormeyer in dieser Zeit immer wieder versetzt, war sogar vier Jahre lang als Geheimagent für den Bundesnachrichtendienst (Deckname "Hermann Thomsen") unterwegs. Nur an Fastnacht wurde aus Thomsen damals wieder Thormeyer, kehrte "Spezialagent Gustl" für ein paar Wochen nach Trier zurück.
Dass er an der Mosel bleiben würde, stand für den ehemaligen Oberstleutnant damals schon fest. Dem Karneval ist Gustl Thormeyer als Heuschreck-Ehrenpräsident immer noch verbunden, ebenso der sich um den Erhalt alter Kulturdenkmäler kümmernden Trier-Gesellschaft.
Auch von einem anderen Hobby kann der ab heute 80-Jährige nicht lassen: Wenn das Wetter mitspielt, sehen die Trie rer Gustl Thormeyer in seinem weißen BMW-Cabriolet durchs Stadtgebiet cruisen. Zur heutigen Feier im Heuschreck-Clubhaus am Katharinenufer dürfte sich Thormeyer allerdings mit dem Taxi kutschieren lassen.
Ach so! Bleibt noch die Frage zu beantworten, wie der Jubilar denn nun eigentlich mit richtigem Vornamen heißt: August-Hermann. Aber bitte mit Bindestrich.

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