Geheimnisse der Pyramide

TRIER-MARIAHOF. Die Mariahofer Pfarrkirche St. Michael ist ein außergewöhnliches Gotteshaus. Dies dokumentiert auf anschauliche Weise der frisch erschienene, von der Pfarrgemeinde herausgegebene Kirchenführer.

Junger Stadtteil, noch jüngere Kirche: Mariahof, Anfang der 1960er-Jahre als Modellstadt entworfen, musste lange Zeit mit einer Notkirche leben. Erst 1970 löste ein moderner Neubau mitten in der "Gartenstadt" das Provisorium in der umgebauten Scheune des Hofgutes Mariahof ab. Ein in vielfacher Hinsicht außergewöhnliches Gebäude. Passend zur Umgebung konzipierte Architekt Konny Schmitz (Dillingen) das Gotteshaus als Stufenpyramide. Selbst der Glockenturm des unverkleideten Betonbauwerks trägt ein Flachdach. In dem vom Stuttgarter Künstler Otto Herbert Hajek anspruchsvoll gestalteten Innenraum begegnen sich Tradition und Moderne; das Gegenständliche und Abstrakte verschmelzen zu einem inhaltlichen Ganzen. Der Glasfenster-Zyklus, der die beiden Eingangstüren flankiert, stammt vom Trierer Jakob Schwarzkopf. Alles in allem auch ein Stadtteil-Wahrzeichen von hohem künstlerischen Anspruch, das gebührend gewürdigt und verständlich erklärt werden sollte. Teamarbeit von Kob, Tietzen und Raabe

Auf diesem Gebiet sah der Pfarrgemeinderat großen Nachholbedarf: Der 1982 zur Fertigstellung von Hajeks Altarinsel erschienene Flyer werde dem Gesamtwerk nicht wirklich gerecht. Ein Mysterium sollte St.Michael aber nicht bleiben. Das Vorhaben, einen Kirchenführer aufzulegen, wurde bereits seit Jahren in den Kirchengremien diskutiert; zu den vorhandenen guten Ideen gesellten sich schließlich großzügige Spenden, die das Projekt finanziell möglich machten. Für die Umsetzung zeichnet ein dreiköpfiges Expertenteam verantwortlich. Gisela Kob, mit den Kunstrichtungen von St.Michael bestens vertraut, schrieb den Text. Die Farbaufnahmen lieferte der langjährige TV-Fotograf Josef Tietzen. Die Koordinierung und Gestaltung übernahm Franz Raabe. Resultat ist ein "gelungenes, sehr ansprechendes Büchlein", freut sich der Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Werner Leinenbach. Pastor Georg Goeres zeigte sich kürzlich bei der Präsentation ebenfalls voll des Lobes. Wohl unbeabsichtigter, aber ebenfalls lobenswerter "Nebeneffekt" des Kirchenführers: Er hält die Erinnerung wach an drei große Männer aus der selben Generation (Jahrgänge 1926/27), die St. Michael prägten. Zwei von ihnen leben nicht mehr. Schwarzkopf starb 2001, Hajek 2005. Das Büchlein "Pfarrkirche Sankt Michael Trier-Mariahof" ist für 3 Euro erhältlich im Pfarrbüro und am Schriftenstand in der Kirche.

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