Geheimsache Rathaus-Reform: So will es Schröer

TRIER. "Reorganisation des Rathauses 2007" lautet der Titel eines internen Papiers, in dem OB Helmut Schröer seine Vorstellungen zum Umbau der Stadtverwaltung auf neun brisanten Seiten zusammenfasst. Darin ist die Rede von einer "Reduzierung der Organisationseinheiten" und auch der "Nutzung von Outsourcingpotenzialen".

Noch ist dieses Papier nicht für ein breites Publikum, sondern lediglich für die Mitglieder einer Arbeitsgruppe bestimmt, die sich mit dem Umbau der Verwaltung beschäftigt. Der OB stellte sich dennoch den Fragen des TV, dem das Schriftstück vorliegt. Schröers Kommentar: "Schließlich sollen weder Diskussion noch Abwicklung dieses Themas unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden."Keine betriebsbedingten Kündigungen

Reduzierung, Verdichtung, Outsourcing - Stichworte wie diese machen eine Belegschaft sehr nervös. Der OB bremst den Adrenalin-Ausstoß: "Es gibt im öffentlichen Dienst keine betriebsbedingten Kündigungen." Zwar hat nicht jeder der 1200 Mitarbeiter im Rathaus den Beamtenstatus, aber "nach einer gewissen Dienstzeit ist auch ein Angestellter quasi unkündbar. Wir würden jeden Prozess verlieren." Jede Furcht vor einer Entlassungswelle sei unbegründet. Personalabbau gebe es nur im Rahmen des altersbedingten Ausscheidens. "Die Doppik macht eine Modernisierung der Verwaltung sachlich notwendig. Kosten spielen dabei nicht die größte Rolle", betont Helmut Schröer. Das Kunstwort aus der Betriebswirtschaftslehre steht für "Doppelte Buchführung in Konten Soll und Haben". Die in der Privatwirtschaft übliche Doppik wird auch in den Kommunen Einzug halten, Trier will sie ab 2008 einsetzen. Das neue System stellt die Arbeit der Verwaltung in ein völlig anderes Licht. Nach der Einführung der Doppik werden die erbrachten Leistungen als "Produkte" verzeichnet. 460 Produkte wird das Rathaus Trier anbieten. Die Dezernate werden zu Geschäftsbereichen, einzelne Organisationseinheiten werden zu Fachbereichen. "Dabei werden wir die Struktur verdichten und den Bürger in den Mittelpunkt stellen", sagt der OB. Verkürzung und Vereinfachung

So steht es auch in seinem Papier: "Sowohl die Reduzierung der Geschäftsbereiche wie auch die Bündelung der Fachbereiche führt zur Verkürzung von Entscheidungswegen und zur Vereinfachung von Abstimmungsverfahren." Doch was wird verdichtet, wo wird zusammengeführt? "Alle Überlegungen zur Neustrukturierung der Verwaltung sind wesentlich davon abhängig, ob die Zahl der Geschäftsbereiche reduziert wird", steht im internen Papier des OB. Noch ist keine definitive Entscheidung gefallen, aber kaum jemand zweifelt noch daran, dass aus den fünf Dezernenten nach Einführung der Doppik vier Geschäftsbereichsleiter werden. "Ohne jemandem weh tun zu wollen, kann man sagen, dass die Einsparung einer Position möglich ist", sagt Schröer dazu. Unsere Grafik zeigt, wie er sich die neuen Zuschnitte im Rathaus vorstellt. Auch Outsourcing, das Schreckgespenst der Privatwirtschaft, taucht im neun Seiten starken OB-Papier auf. Logisch, denn die Doppik ermöglicht den Vergleich der Leistungen im Rathaus mit den Preisen am Markt. "Insbesondere für Servicedienstleistungen stellt sich dann die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Erbringung im eigenen Haus", meint Schröer.

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