Geht das Millionenprojekt baden?

Riol · Die Finanzierung des Freizeitsees "Triolago" in Riol steht auf der Kippe. Das Land schießt weniger Geld zu, als von der Gemeinde erhofft, und die geologische Beschaffenheit vor Ort bringt den Investor, die Becker Freizeitsee GmbH ins Grübeln. Das zwölf Millionen-Euro-Projekt könnte Ende März sterben.

Geht das Millionenprojekt baden?
Foto: Friedhelm Knopp

In einem Gespräch mit dem TV ließ Riols Ortsbürgermeister Arnold Schmitt (CDU) verlauten. "Wir haben ein dickes Problem." Die Gemeinde müsse 570 000 Euro für die gewerbliche und touristische Infrastruktur des Freizeitsee-Projekts aufbringen. Das sei das Ergebnis eines Gesprächs mit ihm und seinem Landtagskollegen Manfred Nink (SPD) sowie Vertretern des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums vor drei Tagen in Mainz (der TV berichtete). Fest steht: Die gewerbliche Infrastruktur - dazu gehören die Zuwege zu den Parkplätzen, zum Freizeitsee, zum Seerestaurant sowie zur Sommerrodelbahn - werden vom Land mit 55 Prozent gefördert, 35 Prozent der Kosten soll der Investor tragen und die Gemeinde 10 Prozent. Im Klartext: 130 000 Euro muss die Gemeinde aufbringen. "Aber es kommt noch dicker", sagt Schmitt. Die touristische Infrastruktur - dazu zählen der Seerundweg, die Schiffsanlegestelle sowie die Touristinformation im See-Eingangsbereich - wird vom Land mit 60 Prozent gefördert, und die restlichen 40 Prozent - das sind 450 000 Euro - muss die Gemeinde schultern. "Ich hatte jeweils auf eine 80-prozentige Förderung gehofft", sagt Schmitt, "da es sich um ein einmaliges Projekt handelt". Aber das Land mache keine Ausnahme. "Ich weiß nicht wie wir das stemmen sollen", sagt der Ortsbürgermeister ratlos. 100 000 Euro seien im Haushalt eingestellt worden.

Laut Schmitt sei im Vertrag der Ortsgemeinde mit dem Investor zwar geregelt, dass die Becker Freizeitsee GmbH die Infrastruktur bezahle, doch dies sehe jetzt aufgrund der im Laufe der Ausbaggerungsarbeiten aufgetauchten Verbackungen anders aus. Statt auf Kies stießen Arbeiter unvorhergesehen auf massiven Mineralbeton. Die Folge: Der Investor verlor den Einnahmen bringenden Kies und musste in neue Maschinen und einen Facharbeiter investieren. Der Schaden beträgt laut Investor Günter Becker 1,5 Millionen Euro.

Was dies mit der Gemeinde zu tun hat? Vor Projektvergabe hatte die Gemeinde Riol eine Firma beauftragt, eine Erkundung mit 30 Bohrungen durchzuführen. Damals wurden keine Verbackungen entdeckt, Becker ging von einer Million Tonnen Kies aus. "Es war ein Fehler, nur eine Erkundung statt ein Gutachten zu machen", räumt Schmitt im TV-Gespräch ein. Aber man habe damals die 27 000 Euro, die weitere 60 Bohrungen gekostet hätten, sparen wollen. Daraus ergibt sich ein weiteres Problem: "Weil nur eine Erkundung gemacht wurde, besteht - anders als bei einem Gutachten - kein Anspruch auf Schadenersatz", sagt Schmitt. Der hofft nun auf die Unterstützung der Verbandsgemeinde und des Kreises.

Mehr Klarheit hat zurzeit der Investor. Das Land hat laut Becker eine Förderung von 1,1 Millionen Euro in Aussicht gestellt, und ein neuer Bürgschaftsantrag für die Finanzierung der Sommerrodelbahn, einer der sieben Bausteine, die das Gesamtprojekt tragen sollen, wurde gestellt. "Wenn wir bis Ende März keine definitive Zusage haben, dann stirbt das ganze Projekt", sagt Becker. Am 18. März berät der Ortsgemeinderat mit dem Investor über die Finanzierung.

Meinung

Nun liegt das Kind im Triolago

Leider fallen wohlwollende Worte zum Rioler Seeprojekt immer schwerer. Die jüngsten Zahlen sind ebenso desaströs wie die offenbar rein spekulativen Förderhöhen, von denen Ortsbürgermeister Arnold Schmitt - aber nicht er allein - ausging. Hinzu kommt der geplatzte Traum, einen Teil der Infrastruktur aus der Kiesförderung zu finanzieren. Und warum platzte der Traum? Weil man vor Jahren glaubte, bei einem Projekt dieser Ausmaße 27 000 Euro für ein umfassendes Bodengutachten sparen zu können. Nun liegt das Kind im Triolago und der Kreis sowie die Verbandsgemeinde sollen es herausziehen. Auf diese politische Diskussion darf man gespannt sein. Wenn aber alles platzt, bleibt wenigstens eine verlassene Kiesgrube als Enten-Biotop zurück. f.knopp@volksfreund.de

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