Gelbe Tasche heißt "Nimm mich mit"

Fell/Longuich · Die 3800 Bürger aus Fell und Longuich sollen mobiler werden: Für bessere Busanbindungen, die Anschaffung von Fahrrad-Abstellanlagen sowie für die Einrichtung von Mitfahrer-Haltestellen setzen sich die beiden Nachbargemeinden gemeinsam ein.

Fell/Longuich. Wer morgens um 6.20 Uhr von Fell nach Schweich und von dort aus mit dem Zug nach Trier fahren will, braucht Zeit: insgesamt 86 Minuten - Wartezeiten durch Umsteigen und Fahrtzeiten zusammengerechnet.
Das hat Maik Scharnweber vom Büro für Mobilitätsberatung und Moderation bereits herausgearbeitet. Der Diplom-Geograf begleitet die beiden Gemeinden Fell und Longuich bei der Erarbeitung eines kommunalen Mobilitätskonzeptes. Gemeinsam hatten Fell und Longuich im vergangenen Jahr beim bundesweiten Wettbewerb "effizient mobil" (siehe Extra) der Deutschen Energie-Agentur den dritten Platz erreicht und 30 000 Euro erhalten (der TV berichtete).
Nicht nur das gute Abschneiden und der Gewinn haben die Gemeinden animiert weiterzumachen: "Es muss sich dringend etwas ändern", betonen Longuichs Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder und Fells Ortsbürgermeister Rony Sebastiani.
Eine "bessere Busanbindung" steht an erster Stelle auf der Prioritätenliste: Der Schweicher Bahnhof etwa müsse Vorteile statt Nachteile bringen und die Taktung der Busse müsse deutlich verbessert und regelmäßiger werden, sagt Schlöder.
Darüber hinaus wollen die Gemeinden Mitfahrer-Haltestellen errichten. Die ländlichen Strukturen - auf dem Land kennen die Menschen einander besser - sollen dabei genutzt werden.
Wie genau der sichere Autostopp aussehen soll, wollen die Gemeinden mit Scharnweber demnächst erarbeiten. Einige Varianten hat der Berater schon vorgestellt. Eine Möglichkeit: Eine Säule wird aufgestellt wird, ein Reiseziel per Touchscreen eingegeben, der Fahrpreis bezahlt und das Ticket entgegengenommen. Der Mitfahrer löst das Ticket dann beim Fahrer ein. "Und das System wird abgesichert", sagt Schlöder. Kosten einer Säule: rund 20 000 Euro plus weitere Unterhaltungskosten.
Variante Nummer zwei: Der Fahrgast geht zur Haltestelle und sendet eine SMS mit einem gewünschten Ziel. Eine Tafel zeigt dann an, wohin der Mitfahrer möchte und ein Autofahrer, der zufällig vorbeifährt, entschließt sich spontan, den Fahrgast mitzunehmen. Der Fahrgast schickt die Autonummer per SMS an die Säule und bezahlt dem Fahrer einen Fahrpreis.
"Eine weitere Möglichkeit ist, mit Signalen zu arbeiten. Etwa mit einer gelben Tasche, die signalisiert "Nimm mich mit", erklärt Schlöder weiter. Die beiden Gemeinden haben Scharnweber beauftragt, die Mitfahr-Varianten weiter zu analysieren. Insgesamt kosten die Beratungen durch das Büro rund 15 000 Euro. "Wir tragen die Kosten jeweils hälftig", sagt Sebastiani.
Ein weiterer Baustein des Mobilitätskonzepts sind neue Fahrrad-Abstellanlagen. "Sie werden spätestens bis zum Herbst installiert", erläutert Schlöder.Mit dem Projekt effizient mobil wollen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und die Deutsche Energie- Agentur (Dena) der Umwelt zuliebe die bundesweite Umsetzung von Mobilitätsmanagement vorantreiben. Betriebe und Kommunen planen dabei Maßnahmen, die ihre Beschäftigten oder Bürger motivieren, den öffentlichen Nahverkehr mehr zu nutzen, auf das Fahrrad umzusteigen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. kat

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