Gelungenes Experiment

Trierweiler · Mit der Mini-Oper "Kater Murr" möchte das Theater Trier auch ganz junge Zuschauer für die Klassik begeistern - gerne auch per "Hausbesuch": Die Premiere in der Trierweilerer Grundschule wurde begeistert aufgenommen.

Trierweiler. Zwar stöhnt ein Schüler hörbar laut "Oh nein", als Claudia-Denise Beck rund 40 Schülern in der Grundschule Trierweiler ankündigt, jetzt aber wieder zu singen. Doch die als Kater kostümierte Mezzosopranistin nimmt den wohl nicht ganz ernst gemeinten Protest mit Humor, genau wie ihre Schauspielpartnerin Angela Pavonet: Die Sängerinnen wissen ja, dass ihr lautstarker Operngesang für viele der Kinder noch eine völlig neue Erfahrung ist - aber genau darum sind sie ja auch gekommen. Sie führen als "Abgesandte" des Trie rer Theaters die Kurz-Oper "Kater Murr" auf, die von dem in Trier bestens bekannten Dirigenten Siegfried Köhler verfasst wurde - zusammen mit Sohn Klaus-Dieter, dem langjährigen Oberspielleiter des Trierer Schauspiels.
Intendant Weber im Publikum


Nach einer Vorstellung im Rahmen des Theaterfestes bedeutet die Aufführung in Trierweiler die eigentliche Premiere - weswegen sich auch Intendant Gerhard Weber mit Dramaturg Peter Larsen unter das sehr junge Publikum gemischt hat, um den Reaktionen auf das Stück zu folgen. Darin erfährt die kleine Marie im Internat, dass ihr Papa mal wieder beruflich aufgehalten wird und eine eigentlich geplante Urlaubsreise ausfällt. Doch die Traurigkeit darüber währt nur kurz, denn Maries Kater Murr nimmt das Mädchen mit auf eine turbulente Reise durch Deutschland. Dazu verwandelt sich das einzige große Requisit, ein Schrank, nacheinander in Maries Zimmer, die Alpen, die Nordsee oder den Schwarzwald (Bühnenbild: Peter Müller). Begleitet werden die Sängerinnen von Piotr Kacz marczyk am Klavier und Fred Boden, der neben einem Schlagzeug allerlei andere Perkussions instrumente bemüht oder sich beim imaginären Oktoberfest mit Kacz marczyk zuprostet.
Geschickt und augenzwinkernd werden Elemente aus bekannten Märchen und den Gefühlswelten heutiger Kinder mit der Welt der klassischen Oper verknüpft. Dabei wird das möglicherweise hier breiter vorgebildete Publikum zwar immer wieder mit kurzen Pop- und Rap-Zitaten abgeholt, doch letztlich bleibt das Stück eine waschechte "Opera piccola": inklusive Ouvertüre, Rezitativen und Arien, die, wenn sie erst mal durch so ein Klassenzimmer statt einem Theatersaal geschmettert werden, eben eine ganz schöne Lautstärke entwickeln können - aber auch gefangen nehmen: Gebannt folgen die Kinder dem Geschehen, klatschen am Ende begeistert Beifall und löchern die Darsteller nach dem Stück mit Fragen zu Handlung und Ausstattung.
"Gerade diese Unmittelbarkeit und die Möglichkeit, ein Stück weit auch hinter die Kulissen zu schauen, sind natürlich wichtige Merkmale des Theaters, wie wir es den Kindern nahebringen wollen", erklärt Frank Orbons vom Trierer Theater. "Wenn man die Kinder so früh anspricht, kann man damit sicherlich einen Grundstein für das Interesse an klassischer Musik legen."
Weitere "Kater Murr"-Aufführungen im Studio am 22. und 27. Dezember, jeweils um 18 Uhr.
An einer Klassenzimmer-Aufführung von "Kater Murr" interessierte Schulen wenden sich an: Anne Karmeier, Telefon 0651/718-3469, oder per E-Mail:
anne.karmeier## bonny@trier.de
Extra

Esther aus Kersch: Ich kenne so Opernmusik ja schon, weil ich welche auf CD habe. Ob ich die gut finde: Naja, geht so. Aber die Aufführung hier fand ich ganz toll - besonders wie die Stelle gemacht war, wo die Marie aus ihrem Traum erwacht. Jakob aus Trierweiler: Ich fand es schön, auch den Operngesang. Nur wenn die so richtig laut wurden - das hat ganz schön in den Ohren geschallert! Jule aus Trierweiler: Ich habe das Stück schon beim Theaterfest gesehen, aber ich fand es toll. Besonders, wie die beiden in den Alpen waren und das Echo gerufen haben! fgg

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