Gemeinsam löscht es sich besser

Ralingen · Stünde da nicht unvermittelt ein Ortsschild an der Straße, so wüssten wohl nur Einheimische, wo der Ralinger Ortsteil Edingen anfängt und wo der Ralinger Ortsteil Godendorf aufhört. Beide Dörfer sind inzwischen zusammengewachsen. Seit einem Jahr arbeiten die beiden Ortswehren nun auch eng zusammen.

 Wo Edingen anfängt und Godendorf aufhört, zeigt ein Ortsschild. Für die Wehren spielt diese Grenze keine größere Rolle mehr. TV-Foto: Harald Jansen

Wo Edingen anfängt und Godendorf aufhört, zeigt ein Ortsschild. Für die Wehren spielt diese Grenze keine größere Rolle mehr. TV-Foto: Harald Jansen

Ralingen. Viel besser können die Voraussetzungen für erfolgreiche Hilfseinsätze nicht sein. Im Alarmierungsfall werden die Feuerwehrmänner aus Edingen und aus Godendorf gemeinsam alarmiert. Gemeinsam geübt wird auch schon seit einem Jahr. Und beide Wehrführer heißen Trierweiler.Kein Zwang zur Zusammenarbeit


Die Chefs der beiden Wehren sind nach eigenem Bekunden nicht miteinander verwandt. Gleichwohl - oder vielleicht genau deshalb - klappt die Zusammenarbeit besser als erwartet. "Natürlich mussten wir in Einzelgesprächen den ein oder anderen Kameraden überzeugen", sagt Godendorfs Wehrführer Thomas Trierweiler über die Vorbereitungen, an deren Ende die Zusammenarbeit steht. Doch schließlich sei es gelungen, alle Unklarheiten zu beseitigen, sagt Michael Trierweiler, Wehrführer in Edingen.
Noch reicht es nicht für eine gemeinsame Wehr. So weit wollten die Verantwortlichen im ersten Schritt dann doch nicht gehen. Diese Nicht-Fusion ist jedoch aus Sicht von Jürgen Cordie, Wehrleiter der VG Trier-Land, und Wolfgang Reiland, Bürgermeister der VG, kein Problem. "Wir können und wir wollen niemand zum Zusammengehen zwingen", sagt Cordie. Und Reiland ergänzt, dass es auch dem unermüdlichen Einsatz des Wehrleiters geschuldet ist, dass die Edinger und Godendorfer gemeinsame Sache machen.
Zusammenarbeit auf örtlicher Ebene ist nicht unbedingt der Normalfall. Im Landkreis Trier-Saarburg mit seinen 104 Gemeinden gibt es nach Auskunft von Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Sihr 155 Feuerwehreinheiten. So eng wie die beiden Einheiten aus dem Sauertal arbeiten nur wenige zusammen.
Diese Zusammenarbeit muss auch gar nicht sein. Denn es ist nur gesetzliche Vorgabe, dass innerhalb von acht Minuten wirksame Hilfe geleistet werden muss. Zu welcher Wehr die Einsatzkräfte gehören, spielt dabei keine Rolle.
Ist eine stärkere Zusammenarbeit deshalb nicht nötig? Und kann künftig weiter die alte Regel gelten, dass "mein Feuer" nur von "unseren Leuten" gelöscht werden darf? Sicher nicht. Sowohl der Kreisfeuerwehrinspekteur als auch der Wehrführer der VG Trier-Land weist darauf hin, dass es in einigen Orten an der sogenannten Tagesalarmbereitschaft mangelt. Das bedeutet, dass nur wenige herbeieilen, wenn es brennt, ein Verkehrsunfall geschehen ist oder nach einem Sturm ein Baum bedrohlich schief steht. Grund: "Es halten sich immer weniger Feuerwehrleute tagsüber in den Ortschaften auf", sagt Sihr.Neue Ausrüstung für die Wehren


Mit diesem Umstand haben natürlich auch die Godendorfer und Edinger zu tun, wo es insgesamt 36 Feuerwehrmitglieder gibt. Ausgerüstet sind die Edinger bisher mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug aus dem Jahr 1978, die Edinger haben im Spritzenhaus einen Tragkraftspritzenanhänger stehen. "Das wird sich ändern", sagt Bürgermeister Reiland. In Edingen soll ein Kleinlöschfahrzeug stationiert werden, in Godendorf ein Mannschaftstransportfahrzeug (der TV berichtete). Diese Ausstattung garantiert nach Auskunft der Feuerwehrmänner, dass möglichst rasch viele Feuerwehrangehörige mit guter Ausrüstung zum Einsatzort gelangen können.
Die beiden Wehrführer Trierweiler gehen davon aus, dass das neue Gerät auch dazu führen wird, dass die Feuerwehr für junge Menschen aus den beiden Ralinger Ortsteilen noch attraktiver wird. Denn so wie in nahezu vielen anderen Orten im Landkreis geht die Zahl der Aktiven in den Wehren kontinuierlich zurück. Sogar im Jugendbereich: "Die Anzahl der Jugendfeuerwehrmitglieder ist seit 2012 erstmals leicht fallend", sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Sihr.Meinung

Hochemotionales Thema
Gerade die Mehrortgemeinden in der Verbandsgemeinde Trier-Land zeigen, dass eine verordnete Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene nichts am Selbstverständnis der Menschen in den einzelnen Teilen einer Gemeinde ändert. Die Itteler fühlen sich heute immer noch als Itteler und nicht nur als Welschbilliger, die Sirzenicher sind Sirzenicher und wohl dann erst in zweiter Linie Trierweilerer. Ein Zusammenfassen mehrerer kleiner Wehren in größeren Einheiten würde deshalb wohl auch nicht dazu führen, dass die Einsatzkräfte ihren Heimatort vergessen und nicht mehr gewillt sind, beim Martinsumzug zur Stelle zu sein oder ein Dorffest zu organisieren. Und trotzdem wird niemand den Zusammenschluss von oben herab befehlen. Auch wenn dadurch noch schlagkräftigere Einheiten entstehen könnten. Denn das Thema Feuerwehr ist mit vielen Emotionen verbunden. Da geht es nicht immer nur um sinnvoll, effizient oder kostengünstig. Noch können sich die Verantwortlichen dieses Gewährenlassen noch leisten. Doch spätestens wenn die geburtenstarken Jahrgänge zur Alterswehr wechseln, wird Not am Feuerwehrmann sein. Dann werden einige Ortswehren mangels Masse von alleine ihren Dienst einstellen. Es sei denn, es gelingt wie in Godendorf und Edingen, größere Verbände zu schaffen, bei denen sich die Erkenntniss durchsetzt, dass es gemeinsam besser geht. h.jansen@volksfreund.deExtra

Personalstärke: Im Landkreis Trier-Saarburg gibt es aktuell rund 3000 Feuerwehrfrauen und -männer. Die Zahl ist über Jahre hinweg gesehen in etwa gleichbleibend, sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Sihr. 2007 waren es rund 3100. In 81 Jugendfeuerwehren engagieren sich aktuell rund 900 Jugendliche. Die Zahl war über Jahre hinweg auf ähnlichem Niveau, ist nach Sihrs Auskunft zurzeit leicht rückläufig. har

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