Jubiläum Gemeinsam stark seit einem halben Jahrhundert

Trier · Die beiden Einrichtungen kooperieren seit 50 Jahren. Laut Festredner Kardinal Hollerich sollte dieses Modell Schule machen.

 Mit viel Applaus und Geschenken bedacht: Kardinal Jean Claude Hollerich mit Prof. Dr. Johannes Brantl (links), Rektor der Theologischen Fakultät, und Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel.

Mit viel Applaus und Geschenken bedacht: Kardinal Jean Claude Hollerich mit Prof. Dr. Johannes Brantl (links), Rektor der Theologischen Fakultät, und Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel.

Foto: Universität Trier

An Jahrestagen mangelt es in Trier mit seiner reichen historischen Tradition nicht. In diesem Jahr feiern mit der Universität und der Theologischen Fakultät gleich zwei Trierer Hochschulen ein Jubiläum. Genauso alt wie die Universität ist der Vertrag, mit dem die beiden selbstständigen Institutionen vor 50 Jahren eine enge Zusammenarbeit vereinbarten. Aus diesem Anlass hatte das jährlich stattfindende gemeinsame Symposium dieses Mal einen besonders feierlichen Rahmen.

„Wir sind quasi die ältere Schwester der Universität und sehr froh über diese Kooperation“, sagte Johannes Brantl, Rektor der bereits 1950 gegründeten Theologischen Fakultät. Beispielhaft führte er gemeinsame Studienprogramme und Wissenschaftsinstitute, enge Kontakte zwischen den Dozenten und die beiderseitige Mitgliedschaft in der Trierer Wissenschaftsallianz an.

Wie harmonisch und konfliktfrei die Zusammenarbeit in den fünf Jahrzehnten gelebt wurde, lässt sich kaum besser verbildlichen als in der rhetorischen Frage, die Universitätspräsident Michael Jäckel an seinen Kollegen Johannes Brantl richtete: „Im Kooperationsvertrag regelt ein Passus, wie bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Theologischer Fakultät und Universität zu verfahren ist. Ist dieser Fall jemals eingetreten?“

Der frühere Trierer Professor und heutige Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte das „Trierer Modell“ einer engen Kooperation zwischen einer staatlichen und einer kirchlichen Hochschule sogar einmal als das beste bezeichnet, das er sich vorstellen könne. Dem schloss sich der Ehrengast und Festredner an. Der Luxemburger Kardinal Jean Claude Hollerich ist der Meinung, dass Theologie und Universität zusammengehören – auch in Zukunft. Theologie sei ein Ort der menschlichen Freiheit, ein Raum für kritisches Nachdenken. „Nicht umsonst ist Religionsfreiheit ein Menschenrecht.“ Das Vor- und Nachdenken, das Reflektieren von Hintergründen und Anbringen von Kritik drohe mehr und mehr verloren zu gehen. „Eine Kirche ohne Kritik wäre furchtbar“, stellte er fest und bezog in diese Aussage Staat und Gesellschaft ein.

„Wie kann man kritisches Denken erhalten?“, fragte der Kardinal, der darin eine Aufgabe der Universitäten und im Besonderen der Geisteswissenschaften sieht. Um diese für Demokratie und Kirchen existenzielle Tugend zu erhalten, sollten Geisteswissenschaften an Universitäten Bestandteil aller Fächer sein, so Kardinal Hollerich. Er appellierte an die Regierungen, die Universitäten zu stärken. „Hier wird in die Menschen investiert, die die Gesellschaft und den Staat der Zukunft bilden.“

„Die Universitäten sind deutlich im Wandel“, stellte der weltgewandte Kardinal Hollerich in seinen unterhaltsamen und dennoch tiefgründigen Ausführungen zum eigentlichen Vortragsthema fest. Vor diesem Wandel sei ihm aber nicht bange. Wandel sei nie nur positiv oder nur negativ. „Aber wir müssen diesen Wandel kreativ mitgestalten durch andauerndes gemeinsames Nachdenken. Das wäre eine gute Basis für einen neuen Vertrag zwischen Universitäten, Kirche und Demokratie.“

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