Gemeinsame Werte und eine App

Schweich · Auf Einladung des Familienbündnisses Römische Weinstraße hat der Publizist und Berater Dr. Winfried Kösters im Bürgerzentrum Schweich einen Vortrag gehalten. Das Thema war: "Gelingende Integration: Aus Flüchtlingen Bürger machen". Für Kösters ist die Flüchtlingskrise eine Chance für die immer älter werdende Gesellschaft. Er erklärt, wie Integration gelingen kann.

Schweich. In seinem Vortrag machte Dr. Winfried Kösters konkrete Handlungsvorschläge, um zugewanderte Menschen zu integrieren. Verständigungsprobleme ließen sich zum Beispiel mit einer App auf dem Smartphone lösen, die deutsche Sätze in die benötigte Sprache übersetzt, so Kösters im Schweicher Bürgerzentrum.
Offenheit und Wertschätzung für andere Kulturen zu zeigen, dafür gibt es laut Kösters viele Möglichkeiten. Kulinarische Neugier mache zum Beispiel ein internationales Kochbuch von Großmüttern aus fremden Ländern, eine Woche der Sprachenvielfalt entführe in die Heimatländer der Flüchtlinge. Als Grundlage für ein geregeltes Zusammenleben könne ein interkultureller Wertekompass der Verbandsgemeinde Schweich erstellt werden. Ein religiöser Kulturkalender könne Feste und Gebräuche der Religionen erklären und fordere zu gegenseitiger Toleranz auf.
Um Integration so zu gestalten, müssten einige Bedingungen erfüllt sein: Für Kösters gehören dazu eine Grundhaltung, die andere Menschen willkommen heißt, ein akzeptiertes gemeinsames Wertefundament und ein zielgerichtetes Konzept, dessen oberste Priorität die Sprachvermittlung sein müsse.
Integration erfordere ein Netzwerk von Akteuren, die sich austauschen und kümmern, sagte der Publizist. Mit dem Satz "Engagement ist Ehrensache, aber kein Ehrenamt" nahm Dr. Kösters die Verwaltung der Verbandsgemeinde in die Pflicht.
Winfried Kösters erklärte, dass schon heute viele Menschen mit Migrationshintergrund zum Gelingen der Gesellschaft beitragen. So seien 11,5 Prozent der praktizierenden Ärzte in Deutschland Ausländer. Die Spieler der Fußballnationalmannschaft heißen Miroslav, Mesut und Samir.
Der demografische Wandel und der erwartete Facharbeitermangel sind für Kösters Probleme, die Deutschland ohne Zuwanderung kaum lösen könne. Weil in Deutschland "mehr Inkontinenzwindeln als Babywindeln" gebraucht würden, sei die Zuwanderung junger Menschen eine Chance für eine funktionierende Gesellschaft in der Zukunft. "Wanderungen und Ortswechsel haben schon immer in der Geschichte stattgefunden. Sie begleiten auch unsere persönliche Biografie. Durch die Globalisierung kommen Zuwanderer aber nicht mehr nur aus dem Nachbarort."
Für Kösters sollten nicht Ängste und Vorbehalte die öffentliche Debatte um die Flüchtlinge bestimmen, sondern Offenheit, Wertschätzung und gemeinsame Werte und Ziele. sfs

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