Gemeinschaft im Glauben

Trier · Am Tag der offenen Moschee haben Trierer Muslime ihren Glauben erklärt und klargestellt, dass dieser keine Gewalt unterstütze. Trotzdem erleben die Anhänger des Islam auch in Trier eine zunehmende Diskriminierung durch die Gleichsetzung von Islam mit Terror. Zu Gast ist auch ein Gelehrter aus dem Jemen gewesen, der religiöse Fragen beantwortete.

Trier. Eine ganze Reihe von Besuchern haben sich am Tag der offenen Moschee in der Luxemburger Straße eingefunden, um sich aus erster Hand über den Islam zu informieren. Rhandell Ayyub Mathieu, selbst erst vor wenigen Jahren zum Islam konvertiert, möchte vor allem Vorurteile abbauen und freut sich über jeden einzelnen Gast. "In den Medien kommt vieles schlecht rüber" sagt er.
Muslime 50 verschiedener Nationen teilen sich das Gebetszentrum in Trier. "Da ist es schon eine Kunst, miteinander klarzukommen" sagt Mathieu. Genau dies funktioniere aber sehr gut, bestätigt auch eine der Schwestern: "Wir haben Frieden hier."
Was die Trierer Muslime allerdings dringend bräuchten, ist finanzielle Unterstützung. Denn es ist schwierig, das kleine Gotteshaus mit Spenden zu unterhalten, und eigentlich bräuchte man eine deutlich größere Moschee. Denn zum Freitagsgebet kommen bis zu 300 Muslime aus dem ganzen Umkreis. Doch solche Wünsche sind schwer zu verwirklichen, zumindest solange der Islam von zahlreichen Medien mit Terror gleichgesetzt wird.
Distanzierung von Gewalt



Dabei distanzieren sich die Trierer Muslime ganz klar von gewaltsamen Bewegungen wie der IS. Am liebsten würden sie gar nicht über solche Entwicklungen sprechen, denn die IS habe ganz und gar nichts mit dem Islam zu tun. "Für uns ist das ein Verbrechen" kommentiert Mathieu. "Wenn einer hierherkäme, um für die IS zu werben, wären wir die Ersten, die eine Meldung bei der Polizei machen würden."
"Die gespannte Beziehung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen ist künstlich und durch die Medien aufgebauscht", betont auch Abu Omar vom Islamischen Kulturzentrum. In Wahrheit gäbe es gerade in Trier zahlreiche wirtschaftliche und private Beziehungen, die hervorragend funktionieren würden. Doch seit das Thema Islam in den Medien mit Terror verknüpft werde, hätten auch die Trierer Muslime mit Vorurteilen zu kämpfen.
"Man spürt schon eine zunehmende Stigmatisierung von Muslimen", sagt ein Bruder, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er erzählt von Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden oder bei der Wohnungssuche. "Ich wünsche mir mehr objektive Informationssendungen über den Islam, damit sich die Leute eine eigene Meinung bilden können." sagt er, kritisiert aber auch jene Möchtegern-Muslime, die den Islam im Namen der Gewalt missbrauchen.
Eine junge Muslima erzählt, dass sie seit fünf Jahren keine Arbeit findet, weil sie sich für das Kopftuch entschieden hat. Die Mitglieder des Kulturzentrums hoffen darauf, in Zukunft nicht mehr mit Terroristen in einen Topf geworfen zu werden.

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