Gemischte Gefühle beim Liederabend

Waldrach · Stolz auf der einen Seite, Sorgen auf der anderen. Die Gefühlslage ist beim mehrfach als Meisterchor ausgezeichneten Männergesangverein (MGV) 1872 Waldrach derzeit geteilt. Während Leo Schuh, Leo Meyer, Karl Nellinger und Berthold Kordel dem Herrenchor seit mehreren Jahrzehnten aktiv die Treue halten, hört Dirigent Christoph Lauterbach auf. Zudem fehlt es dem Chor an aktivem Sängernachwuchs.

Waldrach. Nicht nur stolze und freudige Momente gab es beim Liederabend des Waldracher Männergesangvereins (MGV), an dem neben den stimmgewaltigen Gastgebern selbst auch der Waldracher Kirchenchor (Leitung Laurentius Lauterbach) für Hörgenuss vom Feinsten sorgte. "Dieser Abend macht mich stolz, stimmt mich aber auch nachdenklich", sagte MGV-Vorsitzender Berthold Winkel am vergangenen Samstag in der Aula der Ruwertalschule. "Natürlich bin ich stolz auf unsere Sänger und auch darauf, dass so viele Mitglieder uns schon jahrzehntelang die Treue halten. Auf der anderen Seite fehlen uns aber auch neue, junge Sänger. Noch dazu müssen wir uns von unserem Dirigenten verabschieden", bedauert er.
Abschied fällt schwer


Das bestätigt Christoph Lauterbach (36): "Ich brauche mal eine Pause. Ich mache noch so viele andere Sachen, die alle mit Musik zu tun haben. Leicht fällt mir der Abschied nicht, schließlich habe ich viel Zeit und viel von meiner Persönlichkeit in den MGV investiert. Aber mit zwei Kindern und frisch gebaut muss ich jetzt einfach irgendwo mal einen Strich ziehen", begründet er.
Stolz auf Leistungen


Dieser Entscheidung und den Nachwuchssorgen gegenüber steht der Stolz auf die musikalischen Leistungen, den Idealismus und die jahrzehntelange Vereinstreue der meisten MGV-Mitglieder.
Berthold Kordel etwa ist seit 40 Jahren aktiv mit dabei, Leo Meyer und Karl Nellinger singen seit 50 Jahren beim MGV und Leo Schuh (77) hält dem Verein sogar seit 60 Jahren die Treue.
"Ich bin mit 14 Jahren schwer erkrankt", erzählt Leo Schuh. "Damals habe ich drei Jahre lang im Krankenhaus gelegen. Zurück geblieben ist eine Gehbehinderung", berichtet er. "Als ich aus dem Krankenhaus rauskam, bin ich sofort in den MGV und in den Kirchenchor eingetreten. Ich wollte immer schon singen. Der Gesang war lebenswichtig für mich. Das hat mir als Behindertem zu innerer Ruhe, Sicherheit und Selbstvertrauen verholfen", erklärt er. Und: "So lange die Stimme noch mitmacht, werde ich weiter singen."
Der Vorsitzende des Waldracher Männergesangvereins, Berthold Winkel, bringt den Abend der gemischten Gefühle auf den Punkt. Er sagt: "Rudolf Lauterbach, der unseren Chor bereits 30 Jahre lang geleitet hat, wird seinen Sohn Christoph jetzt übergangsweise wieder als Dirigent ersetzen. Außerdem werden wir auch in Zukunft mit guten Leistungen und unserem Idealismus weitermachen. Und wir werden uns um Nachwuchs kümmern."

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