Geocaching: Das Abenteuer mit dem GPS-Gerät

Mit einem GPS-Gerät ausgestattet, suchen Geocacher nach verborgenen Gegenständen: ein Hobby, dem immer mehr Menschen in Deutschland nachgehen. Allein in Rheinland-Pfalz sind 4600 Verstecke verborgen - auch in Trier.

Trier-Pfalzel. Claudia Paulus (43) gibt schnell geografische Koordinaten in das kleine gelbe Gerät ein: Breite im Norden 49° 46 914, Länge im Osten 006° 41 643. "Also, los! Mal schauen, was wir hier finden." Sie schreitet langsam voran und schaut auf den GPS-Empfänger (Globales Navigationssatelliten-System). An diesem kalten Sonntag ist sie zusammen mit ihrem Mann Achim (44) und ihrem gemeinsamen Sohn Sascha (8) aus Neuhütten-Muhl bei Hermeskeil für eine Geocaching-Tour nach Pfalzel gekommen.

Eine Art moderne Schnitzeljagd mit dem GPS-Gerät wird immer beliebter in Deutschland. Etwa 120 000 Caches (stammt aber aus dem Französischen von "cacher" - verstecken) gibt es laut der Internetseite Geocaching.com bundesweit, allein in Rheinland-Pfalz warten etwa 4600 Verstecke auf ihre Finder. Die Geocacher suchen in der Stadt und auf dem Land nach verborgenen Gegenständen, deren Koordinaten andere Cacher im Internet veröffentlichen. Statt Landkarte oder Kompass sind die Spielteilnehmer mit GPS-Geräten ausgerüstet, die die genaue Position des Objekts zeigen.

Achim Paulus liest zusammen mit seinem Sohn die Aufgabe für das erste Versteck vor: Sie sollen den Schatz der Nibelungen suchen. Auf dem Internet-Ausdruck mit der Beschreibung des Caches steht auch der erste Tipp des "Owners" - so heißt der, der den Gegenstand versteckt hat: In ein paar hundert Metern Entfernung soll die Information auf den Cache hinweisen.

"Das Spiel ist unser Lieblings-Hobby. Im Sommer sind wir sogar unter der Woche unterwegs", sagt Achim Paulus und friert in seiner grauen Jacke. "Wer gerne spielt, wird auch am Geocaching Spaß haben", erzählt Claudia Paulus auf dem Weg zum angegebenen Ort.

Die Familienmitglieder sind seit August 2008 aktive Geocacher; insgesamt 415 Caches haben sie bis jetzt entdeckt. "Wir haben so Orte kennengelernt, die nie in einem Fremdenführer stehen würden", sagt Achim Paulus. Dabei ist der gesuchte Schatz meist nur eine Dose mit dem Log-Buch, in das sich jeder Finder einträgt. "Das Buch und die Dose sollen aber immer am gleichen Platz bleiben - für den Nächsten", sagt Claudia Paulus. Manchmal gebe es jedoch Geschenke: Man nehme aus der gefundenen Dose den Gegenstand und lege irgendetwas Gleichwertiges hinein.

Doch jetzt klingt die Stimme der Frau müde: "Ich habe keine Idee mehr." Mit ihrem Mann durchsucht sie den kleinen Hof neben dem Haus in einer der Pfalzeler Gassen. Auch hinter den Mülltonnen und im Briefkasten schaut Achim nach dem Hinweis. Ohne Erfolg. "Ich vermute hier einen Nano", sagt Claudia. Denn der sogenannte Nano sei der Schwierigste unter allen Caches. Der winzige Cache-Behälter wird oft magnetisch an den Gegenständen befestigt.

Die Verstecke unterscheiden sich in ihrer Art: Beim traditionellen Cache ist seine Position direkt angegeben. Beim Multi, zu dem auch das gesuchte Objekt in Pfalzel gehört, sind zuerst Rätsel zu lösen und einige Stationen durchzulaufen, bis der "Final" - die Schlussdose - zu finden ist.

"Vielleicht stimmen die Koordinaten nicht, oder Achim traut sich nicht, hier gründlicher zu suchen", gibt sie zu. Schließlich seien sie neben einem fremden Haus, aus dem die Einwohner sie beobachten können. "Manchmal sehen wir einen Cache nicht", berichtet ihr Mann. "Und wenn wir nach Hause kommen, lesen wir im Internet, dass einige ihn doch gefunden haben." "Einige Caches sind einfach schwer zu finden", räumt Claudia ein. Einmal hatte ihr Mann jede Hoffnung auf einen Fund verloren. Damals hatte der Cache mitten auf der befahrenen Straße gelegen, unauffällig im Tunnel. Auf dem Rückweg zum Auto war es Achim Paulus zufällig gelungen, das Versteck zu identifizieren.

Die Autowaschanlage in der Bonner Straße ist der nächste Versuch. "Wenn wir hier nichts finden, bin ich total enttäuscht", sagt Claudia. Es geht hier um einen traditionellen Cache, der neben der Anlage zu finden ist. Noch aus der Ferne sieht die Familie zwei unerwartete Beobachter am Ort: Ein Mann und eine Frau stehen vor der Autowäsche. "Das sind andere Cacher!", ruft Claudia Paulus. Sie erkennt sie an dem gelben GPS-Gerät.

Die modernen Schatzsucher tauschen Erfahrungen und Tipps aus. "Es ist ein schönes Gemeinschaftsgefühl, wenn man die Gleichgesinnten trifft", sagt ihr Mann. Seine Frau stimmt ihm zu: "Wir gehen gerne auf neue Leute zu." Die Familie fährt regelmäßig zu den Cacher-Treffen nach Trier. Dort können sie über ihr Hobby mit anderen diskutieren; allerdings funktioniert die Kommunikation häufig unter Pseudonymen. "Der Stammtisch ist interessant, weil wir dort unterschiedliche Leute unterschiedlichen Alters kennen lernen", erzählt Achim Paulus.

Die Erfahrung hilft ihm, auch diesen Cache zu orten. Ohne langes Zögern öffnet er den Deckel des Gehäuses, in dem der Kabelkanal für das automatische Tor der Autowäsche versteckt ist. Die kleine Filmdose ist dort zu sehen. Die Schnitzeljäger tragen sich im Log-Buch mit ihrem Benutzernamen ein. Dann legen sie den Gegenstand wieder an den Platz zurück.

"Am Ende habe ich das Gefühl, als ob ich das Spiel gewonnen hätte", sagt Claudia Paulus und lächelt. Sie umarmt ihren Mann: "Mensch, Achim, endlich haben wir den Cache!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort