Geplanter Straßenausbau erhitzt die Gemüter

Zemmer · Anwohner aus Daufenbach sind empört: Ihrer Ansicht nach ist die Straße Mühlenflürchen in gutem Zustand. Trotzdem denkt die Ortsgemeinde Zemmer über einen Ausbau nach. Die Kosten müssten alle Einwohner mittragen. Laut Ortsbürgermeister rät eine Fachfirma, das Projekt jetzt anzugehen.

 Auf Ortsvorsteher Heiko Schichel (rechts) und die Anwohner Nancy de Ridder und Uwe Leitzgen macht die Straße Mühlenflürchen in Daufenbach noch einen passablen Eindruck. Sie wehren sich gegen den Vorschlag, die Straße auszubauen. TV-Foto: Christa Weber

Auf Ortsvorsteher Heiko Schichel (rechts) und die Anwohner Nancy de Ridder und Uwe Leitzgen macht die Straße Mühlenflürchen in Daufenbach noch einen passablen Eindruck. Sie wehren sich gegen den Vorschlag, die Straße auszubauen. TV-Foto: Christa Weber

Zemmer. Eine Sackgasse mit etwa 20 Häusern im Zemmerer Ortsteil Daufenbach sorgt derzeit für Aufregung im Dorf. Denn die Ortsgemeinde denkt darüber nach, die Straße Mühlenflürchen auszubauen. Die Werke der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land wollen marode Wasserleitungen erneuern und haben angefragt, ob nicht auch gleich die ganze Straße mit instand gesetzt werden soll.
"Völliger Unsinn", klagt Heiko Schichel, Ortsvorsteher in Daufenbach. Die Straße sei "in gutem Zustand" und von den vier Dorfstraßen "die hervorragendste". Es gebe vereinzelt "Flicken", entstanden nach Reparaturen an Wasserleitungen. "Aber die hat jede Straße."
Bei einer Bürgerversammlung haben die VG-Werke die Daufenbacher über die Ausbaupläne informiert - und über die voraussichtlichen Kosten. Diese werden derzeit auf 370 000 Euro geschätzt. Die Werke würden 20 000 Euro dazugeben, die Ortsgemeinde 35 Prozent vom Rest. 230 000 Euro würden auf die etwa 60 Haushalte in Daufenbach aufgeteilt. Von drei Euro pro Quadratmeter Grundstück war laut Schichel die Rede. Der konkrete Betrag für den einzelnen Grundstückbesitzer wird nach einem komplizierten Schlüssel berechnet.
"Es war nahezu der gesamte Ort da, und bis auf einen waren alle gegen den Ausbau", sagt der Ortsvorsteher. Die Grundstückseigentümer müssten im Schnitt 4000 bis 5000 Euro zahlen, einige bis zu 9000 Euro. Anwohnerin Nancy de Ridder ist ohnehin finanziell belastet. Im Mai stürzte eine Eiche vom Nachbargrundstück auf ihr Haus (der TV berichtete). "Wir sitzen noch auf 25 000 Euro Schaden, da schmerzt jeder Tausender mehr", sagt sie. "Und die Straße ist ja nicht mal kaputt". Auch Marlies Herschbach ist verärgert: "Mein Mann hatte einen Schlaganfall. Ich spare für eine Rampe zum Haus. Dafür ist mir das Geld viel wichtiger." Beim Ausbau soll zudem der Gehweg wegfallen, damit die Straße breiter wird. "Wir haben hier viele Familien mit Kindern, für die dann gar kein Schutz mehr da wäre", kritisiert Anwohner Uwe Leitzgen.
Ortsvorsteher Schichel weiß, dass über das Projekt allein der Ortsgemeinderat Zemmer entscheidet: "Wir haben Angst, dass das mit Gewalt durchgepeitscht wird." Zemmers Ortsbürgermeister Edgar Schmitt beruhigt: "Wir nehmen die Bürger ernst und lassen ihr Votum nicht außer Acht". Das Gremium habe aber "keine leichte Entscheidung zu fällen". Laut Schmitt hat ein Ingenieurbüro die Straße überprüft und festgestellt, dass Trag- und Deckschicht heutigen Standards "bei Weitem nicht entsprechen". Für eine Erneuerung zum jetzigen Zeitpunkt spreche die Kostenersparnis durch eine mögliche Ausschreibung mit den Werken - und deren finanzieller Beitrag. Auch biete jetzt ein Privateigentümer sein Grundstück als Baustellenzufahrt an.
Zudem hätten die Fachleute seinen Vorschlag, eine "günstigere Asphaltdecke drüberzuziehen", abgelehnt, sagt Schmitt. Das sei "rausgeschmissenes Geld", ohne "ordentlichen Unterbau" sei bald mit größeren Reparaturen zu rechnen. Allerdings gibt Schmitt auch zu, dass die Kosten für einen "richtigen Ausbau im mittelfristigen Investitionsplan nicht einkalkuliert sind".
Der Bauausschuss berät nun am 27. August, ebenso der Ortsbeirat Daufenbach. "Wir werden den Ausbau ablehnen", sagt Schichel. Beide Gremien geben ihre Empfehlung an den Gemeinderat Zemmer weiter, der am 29. Oktober tagen soll. Schichel kündigt an: "Wir fahren da gesammelt hin und hoffen inständig, dass der Ausbau nicht kommt."
Meinung

Alle Fakten auf den Tisch
Ein paar Risse, ein paar kleine Dellen: Oberflächlich betrachtet scheint die Daufenbacher Straße Mühlenflürchen - zumindest in den Augen eines Laien - in Ordnung zu sein. Unbestritten sind die anderen Dorfstraßen in schlechterem Zustand. Deshalb kann man den Anwohnern keinen Vorwurf machen, wenn sie jetzt gegen den geplanten Ausbau Einspruch erheben. Zumal sie erhebliche Kosten schultern müssten. Allerdings ist auch der Ortsgemeinde nicht vorzuwerfen, dass sie dem Sachverstand von Fachleuten vertraut, die einen Ausbau zum jetzigen Zeitpunkt für notwendig halten. Der Gemeinderat muss nun abwägen und hat in der Tat eine schwere Entscheidung zu treffen. Egal, wie sie ausfällt: Wichtig ist, dass die Entscheidung für die Daufenbacher absolut transparent und nachvollziehbar ist Dazu müssen alle Informationen auf den Tisch. Sollte der Ausbau zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich unumgänglich sein, dann müssen alle Fakten, Zahlen und vor allem die Aussagen der Fachleute spätestens am 27. Oktober noch einmal vorgelegt werden. c.weber@volksfreund.deExtra

Daufenbachs Ortsvorsteher Heiko Schichel weist darauf hin, dass die Bewohner neben dem möglichen Beitrag am Ausbau des Mühlenflürchens auch an den Kosten für die bevorstehende Sanierung der Landesstraße 43 Richtung Zemmer/Schleidweiler beteiligt werden. "Bei der Straße sieht das aber jeder ein. Im Gegensatz zum Mühlenflürchen ist die L 43 in grausamem Zustand", sagt Schichel. Edgar Schmitt, Ortsbürgermeister von Zemmer, bestätigt, dass beim Ausbau der Landesstraße die Ortsgemeinde - und damit alle Bürger - die Kosten für die Bürgersteige im Ortsbereich tragen müsse. Allerdings steige der Landesbetrieb Mobilität jetzt erst in die Planung ein. "Das wird frühestens in fünf Jahren akut. Außerdem entfällt da auf den Einzelnen ein viel geringerer Betrag." Mit dem Ausbau am Mühlenflürchen sei dies nicht gleichzusetzen. cweb

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