Geplantes Einkaufszentrum in Trier: "Der Kuchen wird nicht größer werden"

Trier/Saarburg · Droht den Zentren in den kleineren Städten das Aus, wenn in Trier ein weiteres Einkaufszentrum gebaut wird? Oder ändert sich nichts im Kreis? Der TV hat in Hermeskeil, Konz, Saarburg und Schweich nachgefragt.

Bis zu 250 Millionen Euro will der Konzern ECE in ein neues Einkaufszentrum in Trier investieren. Welche Folgen hätte das für die anderen Städte und Gemeinden im Kreis Trier-Saarburg? Diese Frage stellen sich die Einzelhändler dort. Denn unter die Ausweitung der Verkaufsflächen in der Großstadt könnte auch der Handel in Hermeskeil, Schweich, Konz oder Saarburg leiden. Der TV hat nachgehört, wie die Stimmungslage ist.
Ernst Holbach vom Verein Konzer Stadt-Marketing ist sich sicher: "Die ECE aus Hamburg hat ja zwei Eisen im Feuer. Ein Einkaufszentrum wird sicher gebaut." Das - und da ist er sich mit Kollegen von anderen Einzelhändler-Organisationen einig - wird Auswirkungen für die Städte rund um Trier haben. Holbach glaubt, dass durch das neue Zentrum Kunden abwandern werden. Er frage sich nur, wie viele es sein werden.
Einen Grund für diese Entwicklung nennt Günter Weber vom Hochwald-Gewerbeverband. "Neue Besen kehren gut", sagt der Hermeskeiler. Die Kunden seien anfangs neugierig auf die neuen Einkaufszentren. Doch das sei nicht von langer Dauer. "Die Trier-Galerie hat keine großen Auswirkungen auf Hermeskeil gehabt", sagt Weber. Er vertraut darauf, dass die Kunden erkennen, dass "Kauf und Beratung sich schon immer als der bessere Weg herausgestellt haben." Die angeblich billigen Angebote wären oft am Ende doch nicht so billig.
Johannes Heinz, Gewerbeverband Schweich, ist der Ansicht, dass auch in Trier die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden. "Trier ist nicht Köln", sagt Heinz. Deshalb hält er das geplante Einkaufszentrum für überdimensioniert. Denn schon heute gebe es große Einzelhandelsflächen. Und die Zahl der inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte nehme kontinuierlich ab.
Die Pläne in Trier seien für die Schweicher kein Grund für Panik. Trotzdem müsse allen Beteiligten klar sein, dass der Kuchen nicht größer werde und mehr Verkaufsfläche in Trier dazu führen könnte, dass der Anteil der Schweicher an diesem Kuchen kleiner wird.
Stefan Müller-Hamann vom Saarburger Gewerbeverein stellt fest, dass nicht zuletzt durch große Einkaufszentren die Innenstädte immer austauschbarer werden. "Das ist für eine Stadt wie Saarburg mit vielen inhabergeführten Läden eine große Chance", sagt er. In seiner Stadt gebe es viele Tagestouristen, die Beratung und Service schätzen.
Zudem sei das Angebot oft allein dadurch breiter, da die Geschäfte nicht auf eine oder zwei Marken festgelegt sind. Vor diesem Hintergrund blicke man gelassen Richtung Trier.
Meinung

Service und Qualität müssen stimmen
Die Zukunft des Einzelhandels in den Mittelzentren rund um Trier entscheidet sich nicht in Trier. Städte wie Schweich oder Konz müssen von sich aus so attraktiv sein, dass Kunden dort gerne einkaufen. Lohnt sich (nicht unbedingt nur finanziell) für Kunden der Einkauf in Hermeskeil oder Saarburg, können Filialisten in gläsernen Trierer Palästen ihre Pforten öffnen und manchmal auch recht schnell wieder schließen, so viel sie wollen. Beratung und Service sind die Pfunde, mit denen die oft inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte punkten können und müssen. Das können und wollen große Anbieter oder Internethändler manchmal auch nicht im gleichen Umfang bieten. An dieser Beratungs- und Servicequalität gilt es deshalb zu arbeiten. Gemeinsam. Denn schon ein negatives Einkaufserlebnis kann Kunden davon abhalten, ein Geschäft zum zweiten Mal zu betreten. Oder überhaupt in einer Stadt auf Shoppingtour zu gehen. Das mögen sich Betriebe leisten können, die eine Masse an Kunden täglich abfertigen. Der kleine Einzelhändler in einer der Mittelzentren rund um Trier sollte sich diesen Luxus nicht leisten. h.jansen@volksfreund.de

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