Geplantes Spiel mit dem Zufall

SCHWEICH. Bis zum 25. November ist in der Synagoge Schweich die Ausstellung "Rost-Rot – Papierchromatogramme" von Stefan Philipps zu sehen. Die Schau im Rahmen der Kreiskulturtage zeigt Werke, die Zufall und Absicht in ein spannendes Verhältnis setzen.

Warmes Gelb, leuchtendes Rost-Rot und sattes Braun sind die dominierenden Farbtöne von Stefan Philipps neuen Arbeiten, die im Foyer der Schweicher Synagoge ausgestellt sind. Ausgleichende Wirkung haben sie auf den Betrachter, strahlen eine Harmonie aus, die nicht einfach aus dem Zusammenspiel der Farben zu erklären ist. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass ausgerechnet spannende Kontraste Ursache der ausgleichenden Wirkung sind. Was sich widersprüchlich anhört, lässt sich durch die Entstehungsgeschichte der Bilder erklären. Stefan Philipps, der vor seinem Studium der Bildenden Kunst unter anderem Geographie studiert hat, hat sich einen auf der Erde überall verbreiteten natürlichen Prozess zunutze gemacht: die Korrosion von Metall. Er lässt, teils beschleunigt durch Essigsäure, Eisenplatten rosten und überträgt die dabei entstandenen Spuren und Strukturen auf Japan-Papier. Dann beginnt ein geplantes Spiel mit dem Zufall, denn Philipps ordnet das durch den natürlichen Zerfallsprozess gestaltete Material. In Feldern kaschiert er die Strukturen auf Leinwand, teils mehrschichtig, teils nachdem das Papier vorher gefaltet wurde. Das Ergebnis ist eine geometrisch aufgeteilte Fläche mit ganz eigener Patina, mit Sprüngen, Glanzstellen und unterschiedlicher Farbintensität. Fließende Verläufe des Rostfraßes oder organische Formen von Rostblüten finden sich in gleichberechtigtem Miteinander mit glatten geometrischen Flächen. Innerhalb eines strengen Rahmens beleben sich die verschiedenen Bildelemente gegenseitig. Zusätzliche Vitalität vermitteln gemalte Farbfelder in leuchtendem Rot, der Farbe des Lebens. Die Kunsthistorikerin Petra Bauer lieferte in ihrer Eröffnung dazu einen anschaulichen Gedankengang: "Zerfallsprozesse sind Nährboden für neues Leben. Hier sind sie Ausgangspunkt für einen neuen kreativen Kontext". Und so erklärt sich die Harmonie, die zum betrachtenden Verweilen von Stefan Philipps Arbeiten einlädt. Sie bringen in Einklang, woran menschliches Streben oft scheitert, die ausgewogene, sich gegenseitig befruchtende Balance zwischen Chaos und Stabilität. Die Ausstellung "Rost-Rot" ist bis zum 25. November in der Synagoge Schweich, dienstags 14 bis 16 Uhr, donnerstags 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen. Telefon 06502/2332.

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