Geschichte zum Hören Wie ein Trierer vor 100 Jahren das architektonische Erbe seiner Stadt vor dem Vergessen rettete

Audio · Ohne Denkmalschützer Friedrich Kutzbach (1873-1942) würde Trier heute vielleicht ganz anders aussehen. Als auf die Moselstadt die Bomben fielen, sollte sich zeigen, wie wichtig seine Arbeit gewesen war. Im Volksfreund-Podcast „Porta - Tor zur Geschichte“ unterhalten wir uns mit einer Expertin zum Leben und Wirken von Kutzbach. Hier können Sie die Episode direkt hören.

Es gibt nur wenige Fotos von Friedrich Kutzbach. Auf einem sieht man den Trierer Architekten und Konservator oberhalb einer Ausgrabungsstätte in Trier stehen, im Jahre 1919. Der Blick ernst, das Gesicht von einem buschigen Bart markiert. Einer, der auf einer Mission unterwegs ist: Denn nicht nur grub der Architekt und Denkmalpfleger auf der Stätte der einstigen Reichsabtei St. Maximin uralte karolingische Malereien aus (zu bestaunen im Museum am Dom). Er rettete auch das 1000 Jahre alte Simeonstift neben der antiken Porta Nigra vor dem möglichen Abriss. Das Klerikerhaus war ein Annex des antiken Stadttores, das im Mittelalter zur Doppelkirche umgewandelt worden war. Zu Kutzbachs Lebzeiten war die Anlage des Simeonstifts deutlich heruntergekommen, nachdem im Zuge der französischen Besetzung die Kirchengüter in der Region aufgelöst worden waren, das Stift damit seiner Funktion beraubt. Kutzbach erkannte, welcher architektonische Schatz da herumgammelte und setzte sich dafür, es zu erhalten und zu sanieren - mit Erfolg.

So wie im Fall Simeonstift sammelte Kutzbach detaillierte Informationen zu Triers bedeutendsten Gebäuden aus der Epoche des Mittelalters. Er arbeitete akribisch aus, wie die Häuser gebaut waren und erstellte von ihnen Pläne - was vielleicht nicht jedem betroffenen Hausbesitzer gefallen haben dürfte, wenn sie gar nicht konservatorische Absichten mit den Gebäuden im Sinn hatten. „Hilfe, der Kutzbach kommt“, sei ein geflügelter Ausspruch damals gewesen, sagt die Trierer Kunsthistorikerin Bettina Leuchtenberg. Sie hat sich intensiv mit dem Leben und Wirken des Trierer Denkmalschützers auseinandergesetzt und bietet auch Führungen an - zuletzt beispielsweise beim Tag des offenen Denkmals, als die Stadt Trier an Kutzbachs 150. Geburtstag erinnerte.

 Friedrich Kutzbach (Bild von 1919) setzte sich für den Erhalt zahlreicher Gebäude in Trier ein.

Friedrich Kutzbach (Bild von 1919) setzte sich für den Erhalt zahlreicher Gebäude in Trier ein.

Foto: privat

Mit Bettina Leuchtenberg haben wir uns nun in unserer neuen Folge des Volksfreund-Podcasts „Porta - Tor zur Geschichte“ über Friedrich Kutzbach unterhalten. Die Episode können Sie hier abrufen.

Wie wertvoll Kutzbachs Wirken sein sollte, erwies sich übrigens nach seinem Tod im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Bei Bombenangriffen Ende 1944 wird die Trierer Innenstadt zerstört, viele Menschen sterben und Häuser stürzen ein. Aber es sind Kutzbachs Aufzeichnungen, die den Wiederaufbau historischer Gebäude möglich machen sollten - so wie das der Steipe, dem spätmittelalterlichen Trierer Bürgerhaus am Hauptmarkt. Kutzbach hatte den Bau genau dokumentiert. Das sollte sich als hilfreich erweisen, als die Stadt in den sechziger Jahren den Wiederaufbau beschloss. Heute ist die Steipe eines der architektonischen Highlights der Moselstadt - auch dank Kutzbach.

Der Volksfreund-Podcast "Porta - Das Tor zur Geschichte" erscheint alle zwei Wochen. Die Hosts Miguel Castro und Alexander Wittlings gehen zusammen mit eingeladenen Expertinnen und Experten auf verschiedene Ereignisse der regionalen Geschichte ein. Alle Episoden des History-Podcasts können Sie hier auf volksfreund.de/porta sowie Streamingportalen wie Spotify oder Apple hören.

Sie haben Fragen oder Anregungen an unsere Redaktion. Schreiben Sie uns eine Mail an podcast@volksfreund.de

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