GESCHICHTE

Zum Bericht "Fränkische Fundstücke aus der Eisenbahnzeit" (TV vom 29. Juli):

Als Jugendliche fuhr ich mit der Hochwaldbahn von Kell nach Trier zur Handelsschule und später zur Arbeit. Abfahrt vom Bahnhof Kell war morgens um 6 Uhr, Ankunft in Trier um 7.30 Uhr. Auf der Strecke bis nach Trier hielt der Zug an folgenden Bahnhöfen an: Kell - Schillingen - Zerf - Hentern - Lampaden - Hinzenburg - Pluwig - Gusterath - Sommerau - Waldrach - Kasel - Mertesdorf - Ruwer - Trier. An manchen Haltestellen standen keine Bahnhofsgebäude, sondern Unterstellhäuschen aus Holz. Der Zug bestand aus einer Dampflok und vielen Waggons. Man konnte vom ersten bis zum letzten Waggon durchgehen. Anfangs saßen wir in den Zugabteilen noch auf Holzbänken. An jedem Bahnhof stiegen viele Jugendliche zu, und wir lernten uns mit der Zeit alle kennen. Auf diesen langen Fahrten ging es immer sehr lustig zu. Die Zugtoiletten waren ständig durch uns Mädchen besetzt. Wir mussten uns nacheinander dort schminken und frisieren. Das Toupieren der Haare nahm einige Zeit in Anspruch. Zu Hause hatte man dafür so früh morgens keine Zeit. Falls Schüler ihre Hausaufgaben vergessen hatten, konnten sie während der eineinhalbstündigen Fahrt noch viel schreiben und lernen. Andere, die noch nicht richtig wach waren, schliefen während der ganzen Fahrt. So nach und nach fuhren immer weniger Leute mit der Eisenbahn nach Trier. Irgendwann gab es keine Dampflok und Waggons mehr, sondern nur noch Triebwagen. Und heute muss man, falls man kein Auto hat, mit dem Bus fahren, was nicht immer sehr gemütlich ist. Schade, dass es die Eisenbahnromantik von früher nicht mehr gibt. Irma Thomas-Wagner, Kell am See

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