Geschichten, die der Zufall schenkt

Auf Einladung der Stefan-Andres-Gesellschaft Schweich hat der luxemburgische Autor Emil Angel im Niederprümerhof Schweich aus seiner neuen Glossensammlung "Vun Hippches op Haapches" gelesen. Sprachbarrieren zum Trotz boten die auf "Lëtzebuergesch" vorgetragenen Geschichten gehaltvollen und pointierten Genuss.

 Gehaltvollen und pointierten Genuss auf Luxemburgisch bot Emil Angel im Niederprümerhof in Schweich. TV-Foto: Anke Emmerling

Gehaltvollen und pointierten Genuss auf Luxemburgisch bot Emil Angel im Niederprümerhof in Schweich. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. "Vun Hippches op Haapches" kann man mit "Vom Hundertsten ins Tausendste" oder einfach mit "zufälligem Durcheinander" übersetzen. Beides trifft, was der in Esch/Alzette lebende Autor Emil Angel unter diesem Titel veröffentlicht hat: Kleine Momentaufnahmen von einem Einkauf im Supermarkt, einer Begegnung im Café, einer Reise, kurz von allem, was Menschen im Alltag begegnen kann.

Der Zufall habe bestimmt, welche Leute ihm buchstäblich in die Feder gelaufen seien, das Leben habe die Geschichtchen ausgesucht, erklärt der Schriftsteller seinen rund zwanzig Gästen im Schweicher Niederprümerhof.

In stimmiger Atmosphäre, zu Häppchen und Wein, liest er ihnen eine Auswahl vor - auf Luxemburgisch. Eine deutsche Übersetzung der Texte hält zur Sicherheit jeder als Blattsammlung in der Hand, und das ist gut so, denn manches Detail würde sich sonst nicht erschließen. Den von einer Zuhörerin formulierten Eindruck "Schwer, ich dachte es wäre leichter zu verstehen" teilen viele der Anwesenden. Lauscht man nur dem recht schnell gesprochenen Vortrag, nimmt man vor allem die lautmalerische und bildhafte Plastizität der luxemburgischen Sprache wahr. Das vermittelt, auch wenn der Inhalt nur in groben Zügen zu verstehen ist, große Authentizität.

Da Luxemburgisch keine Hoch- oder Schriftsprache ist, schreibt Emil Angel, wie er selber spricht. Das ist lebhaft, flüssig und unmittelbar. Aber erst der synchrone Blick auf den deutschen Text, der im Buch übrigens immer gegenüber dem luxemburgischen Original abgedruckt ist, vermittelt die inhaltlichen Feinheiten. Immer glänzen die Geschichten durch genaue Wahrnehmung des Wesentlichen oder Besonderen einer Situation und dessen punktgenaue Verdichtung auf Allgemeingültiges, in dem sich jeder Leser oder Zuhörer wiederfinden kann. Bestechend sind vor allem die stets überraschenden, hintergründig heiteren Pointen.

Auftakt zu "Hüben & Drüben / Dës Säit & Déi Säit"



Auch nachdenkliche Töne, mit zuweilen fast philosophischer Lebensweisheit schlägt Emil Angel an, in Kurzgeschichten aus seinem Buch "Komm Spielmann, komm". Zur Abrundung des Abends gibt es mit "Den Dëmpel" (Der Tümpel) auch noch einen Film zu sehen, der solche Töne und die verschmitzte Heiterkeit der Glossen "Vun Hippches op Haapches" vereint. Diese sind übrigens der Auftakt der im S.MO-Verlag von Stephan Moll publizierten Buch-Reihe "Hüben & Drüben / Dës Säit & Déi Säit", die einen Beitrag zum kulturellen und menschlichen Zusammenwachsen über Grenzen der Großregion leisten will. Emil Angels Lesung hat diesem Anliegen sehr lebendige Gestalt verliehen.

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