Geschwätz oder Chance für die Steillagen?

Seit einigen Jahren wird im deutschen Weinbau der Begriff "Terroir" verwendet. "Terroir" beschreibt die Gesamtheit aller den Wein prägenden Faktoren, wie Boden und Lage. Doch wie viel Dichtung und Wahrheit steckt in dem Begriff? Darüber diskutieren Experten beim Zukunftskongress Steillagenweinbau heute in Bernkastel-Kues.

Bernkastel-Kues. (sim) Für die einen ist der Begriff "Terroir" die ideale Beschreibung für die Ursprünglichkeit und Unverwechselbarkeit des Steillagen-Rieslings sowie für die Weinlagen-Kultur der Mosel. Andere halten dies alles für unnötiges "Weingeschwätz", das den Wein wichtig und kompliziert erscheinen lassen soll. Der Begriff "Terroir" sei völlig überstrapaziert, schrieb kürzlich die Wochenzeitung "Die Zeit".

Was denn nun? Der dritte Zukunftskongress Steillagenweinbau, der heute ab 9 Uhr im Weinkulturellen Zentrum Bernkastel-Kues stattfindet, will den Begriff "Terroir" aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchten.

Weingenuss in einer globalen Welt



Ein Moselwinzer, der mit dem Begriff "Terroir" besonders stark verbunden ist, ist Reinhard Löwenstein aus Winningen, der im vergangenen Jahr in seinem Buch "Terroir - Weinkultur und Weingenuss in einer globalen Welt" seine Gedanken zu Papier brachte. Er sowie ein Winzer aus der Schweiz und aus Franken erläutern in Kurzvorträgen ab etwa 10 Uhr ihre Vorstellungen zum "Terroir".

Bereits im Januar 2006 befasste sich der Weinbautag Mosel in Kröv mit dem Thema. Winzer Thomas Richter, ebenfalls aus Winningen, definierte den "Terroirwein" damals so: "Es sind Unikate aus den Mosel-Steillagen mit all ihren Eigenheiten, beeinflusst vom Boden, vom Klima, von der Wasserversorgung, dem Alter der Reben. Terroirwein heißt für mich eigentlich nur Riesling."

Ganz anders Florian Weingart, Winzer vom Mittelrhein. Für ihn ist "Terroir" ein Fremdkörper in unserer Weinkultur. Die Terroirdiskussion habe in der Öffentlichkeit den Eindruck entstehen lassen, man könnte damit einen weißen Fleck in unserer Kulturlandschaft ausfüllen und eine jahrzehntelange Fehlentwicklung korrigieren, sagte er seinerzeit.

"Steigert sich die Weinwelt mit dem Begriff Terroir in eine Illusion?" lautet das Thema einer Podiumsdiskussion ab 14.20 Uhr mit Repräsentantinnen der Steillagen-Regionen Mosel, Rheingau, Steiermark (Österreich), Nahe und Luxemburg. Es moderiert die Deutsche Weinkönigin Sonja Christ.

Verband erläutert neues Weinbezeichnungsrecht



Aber auch die Weinbaupolitik kommt zu Wort. Der Präsident des Weinbauverbandes Mosel, Rolf Haxel, wird nach der Eröffnung des Kongresses gegen 9 Uhr die Strategie des Weinbauverbandes zum neuen Weinbezeichnungsrecht erläutern, und Weinbauminister Hendrik Hering referiert ab 14 Uhr über "die Faszination und Notwendigkeit des Steillagenweinbaus".

Den Abschluss des Steillagen-Kongresses bilden die Verleihung der Medaillen der internationalen Organisation "Cervim" und eine musikalische Darbietung "Wein im Gesang" mit Klaus Basten. Basten ist Sänger im Chor der Bayrischen Staatsoper in München und gleichzeitig als gelernter Winzer im elterlichen Weingut in Trittenheim tätig.

Die von Cervim prämierten Steillagen-Weine können verkostet werden. Dazu gibt es einen Imbiss.

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