Gestochen scharfe Vergangenheit

Ganz besondere Bilder aus der guten alten Zeit zeigt das Buch "Trier - Das Bild der Stadt in historischen Photographien" aus dem Porta Alba Verlag. Der TV stellt einige der Aufnahmen in einer Serie vor.

 Der Trierer Hauptmarkt im Jahr 1908, fotografiert von Albrecht Meydenbauer. Foto: Porta Alba Verlag

Der Trierer Hauptmarkt im Jahr 1908, fotografiert von Albrecht Meydenbauer. Foto: Porta Alba Verlag

Trier. Alles begann mit einem Unfall Mitte des neunzehnten Jahrhunderts: Der Regierungsbauführer Albrecht Meydenbauer war gerade dabei, den Wetzlarer Dom zu vermessen, als er beinahe tödlich verunglückte. Meydenbauer überlegte sich daraufhin, ob er seiner Arbeit, den Bestand an Bau- und Kunstdenkmälern in deutschen Städten zu erfassen, nicht auf eine weniger gefährliche Art und Weise nachkommen könnte. "Kann das Messen von Hand nicht durch Umkehren des perspektivischen Sehens, das durch das photographische Bild festgehalten wird, ersetzt werden?", schrieb er, und machte sich fortan die zu dieser Zeit noch junge Kunst der Fotografie zunutze.

Auch in seiner Heimatstadt Trier hat Meydenbauer Gebäude fotografiert. Hunderte Bilder sind in der von ihm gegründeten Königlich Preußischen Messbildanstalt gesammelt worden. Die schönsten dieser Aufnahmen sind nun in dem Buch "Trier - Das Bild der Stadt in historischen Photographien" von Richard Schneider und Herta Häfele-Kellermann zu sehen.

Wer kennt das Giebelhaus "Zum Kronenbaum"?



Während die meisten von Meydenbachs Aufnahmen den wichtigen Denkmälern, also dem Dom, der Liebfrauenkirche und auch der Porta Nigra gewidmet sind, gibt es auch einige Aufnahmen von Trierer Straßenzügen, die heute kaum noch zu erkennen sind. Wer kann sich noch an das Giebelhaus "Zum Kronenbaum" in der westlichen Weberbachstraße erinnern? Oder an die Zeit, als noch Pferdekutschen über den Trierer Hauptmarkt und um den Petrusbrunnen herum fuhren? Und wie sah das Kloster St. Matthias zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus?

Es ist eine Freude, sich in den gestochen scharfen Fotografien zu verlieren, die Richard Schneider und Herta Häfele-Kellermann in ihrem Bildband zusammengetragen haben. Doch die Autoren lassen ihre Leser keinesfalls mit den Bildern allein: Im Anschluss an die Fotografien befinden sich Erklärungen zur Architektur und zu den historischen Begebenheiten des jeweiligen Bildmotivs. Alte Bilder von Trier gibt es viele, doch bekommt man sie in dieser Qualität zu sehen, wie die Königlich Preußische Messbildanstalt sie produziert hat.

In den kommenden Wochen wird der Trierische Volksfreund einige Aufnahmen aus dem Buch "Trier - Das Bild der Stadt in historischen Photographien" vorstellen.

Das Buch "Trier - Das Bild der Stadt in historischen Photographien" von Richard Schneider, ISBN 978-3-933701-37-4, ist im Porta Alba Verlag erschienen. Das 151 Seiten starke Werk ist für knapp 30 Euro zu haben. Extra Unter Photogrammetrie versteht man bestimmte Verfahren, bei denen mit Hilfe von Fotografien die räumliche Lage, die Größe und die dreidimensionale Form eines Objekts, beispielsweise eines Gebäudes bestimmt werden. Für solche Bilder gibt es spezielle Messkameras mit Winkelmessfunktion. Besondere Kennzeichen der Aufnahmen ist ihre Tiefenschärfe. Weil die rechnerische Auswertung der Objekte zu einem beliebigen Zeitpunkt stattfinden kann, sind Messbilder alter Gebäude heute unentbehrlich für die Restaurierung und detailgenaue Rekonstruktion von Fassaden und Innenräumen. (slg)HintergrundAlbrecht Meydenbauer (1834 bis 1921) war ein deutscher Bauingenieur und gilt als Begründer der Architektur-Photogrammetrie. Meydenbauer, der im Saarland zur Welt kam, wuchs in Trier auf und war nach seiner Schulzeit am Realgymnasium als "Baueleve" tätig. Anschließend studierte er am Königlichen Gewerbeinstitut in Berlin und an der Königlichen Bauakademie. Sein besonderes Interesse galt immer der denkmalpflegerischen Aufnahme von Bauwerken. Er gründete die Königlich Preußische Messbildanstalt. (slg)

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