Gestörte Kommunikation

Die Generalsanierung und Erweiterung des Kindergartens Mariahof verzögert sich vermutlich weiter: Architekt Konny Schmitz will eine einstweilige Verfügung gegen die geplante Aufstockung erstreiten.

 Dem Schimmel-Kindergarten Mariahof droht neues Ungemach: Architekt Konny Schmitz will Einspruch gegen den geplanten Umbau einlegen. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Dem Schimmel-Kindergarten Mariahof droht neues Ungemach: Architekt Konny Schmitz will Einspruch gegen den geplanten Umbau einlegen. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Trier. Leicht fällt Architekt Konny Schmitz der Schritt nicht. "Aber mir bleibt gar nichts anderes übrig, als einen Rechtsanwalt einzuschalten und eine einstweilige Verfügung zu erkämpfen", erklärt der 85-Jährige, der in den 1970er-Jahren Kirche und Kindergarten in Mariahof als Ensemble geschaffen hat. Seine modernen Entwürfe sind ein wichtiges Zeugnis seiner Zeit, die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Doch dem Gebäude-Doppel droht eine empfindliche Störung: Bei der Generalsanierung des wegen Schimmelbefalls seit mehr als einem Jahr geschlossenen Kindergartens soll der niedrige Flachdachbau um eine Etage aufgestockt werden. Den Entwurf dazu hatte die Pfarrgemeinde als Trägerin des Kindergartens mit ihrem Architekten entwickelt. Sozialdezernent Georg Bernarding ließ den Stadtrat vor gut einem Jahr die Aufstockung beschließen - ohne allerdings zuvor beim Bauamt deren Genehmigungsfähigkeit abzuklopfen.

Die Kritik des Architektur- und Städtebaubeirats (ASB) fiel prompt und heftig aus: Die Pläne seien "eine Katastrophe", schimpfte der Stuttgarter Architekt Ansgar Lamott, die zusätzliche Etage "zerstöre die Zwiesprache des Ensembles", schäumte auch ASB-Mitglied Ludwig Wappner. Zudem seien technische Fragen wie Belüftung und Fluchtwege ungeklärt.

Wohl um einen öffentlichen Eklat nach diesem Absprache-Versagen zwischen Sozial- und Baudezernat zu vermeiden, genehmigte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die Pläne im September 2008 schließlich doch noch; "zum Wohle der Kinder", wie es in der städtischen Pressemitteilung dazu hieß.

"Hätte man mich gefragt, hätte ich Alternativen vorgeschlagen - zum Beispiel Anbauten im Hof, die bei schrumpfender Kinderzahl auch wieder geschlossen werden könnten", sagt Kindergarten-Ur-Architekt Schmitz, der kürzlich per Zufall von dem Umbauvorhaben erfuhr.

Per Brief hat der Mariahofer Dechant Georg Goeres ihn mittlerweile um eine gütliche Einigung gebeten. "Ich hoffe, dass wir die Etage bauen können", sagt Goeres.

Doch Schmitz kann nicht verstehen, dass niemand ihn in die Planungen eingeweiht hat. "Ich kann definitiv nicht zulassen, dass das Ensemble kaputtgemacht wird."

Bei besonderen Bauten können Architekten Urheberrechte geltend machen, um so ihre Werke vor Veränderungen zu schützen. "Ich habe mein Urheberrecht schon einmal durchgesetzt", sagt Schmitz. "Damals erließ das Gericht eine einstweilige Verfügung, der Umbau war gestoppt, und es musste eine alternative Lösung gefunden werden."

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